Als die Güterzüge noch fuhren
An der einstigen Bahnstrecke in Windhausen wurde ein Info-Schild aufgestellt und eingeweiht
Windhausen. Wer über den gepflasterten Weg vom Parkplatz zum Haupteingang des Rathauses der Gemeinde Bad Grund in Windhausen geht, der betritt im Prinzip die einstige Eisenbahnstrecke. Denn an dem Schlungbach schnaufte bis zum 30. Dezember 1971 ein mit Erz gefüllter Güterzug entlang. Um genau diese Tatsache in Erinnerung zu rufen und darauf hinzuweisen, dass dieser Zubringer zum repräsentativen Haupt-Verwaltungssitz der Gemeinde Bad Grund zum Karstwanderweg gehört, stellten Uwe Schridde, der Vorsitzende des Fördervereins Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg sowie Dipl. Geol. Firouz Vladi ein Schild auf. Auf dem ist viel Interessantes über die Bahn und deren Geschichte zu lesen und zu sehen. Zur offiziellen Einweihung trafen sich die beiden Initiatoren mit Bürgermeister Harald Dietzmann sowie den Ortsbürgermeistern aus Bad Grund und Windhausen, Manfred von Daak und Burkhard Fricke.
Dabei ließen es sich die beiden Herren nicht nehmen, etwas aus dem „Nähkästchen“ zu plaudern. Denn schon beim Bau dieser Trasse stand fest, dass sie Gittelde und Bad Grund verbinden sollte. Mit der Freigabe dieser 4,2 Kilometer langen Stecke, die sich am 1. Mai zum 109. Mal jähren wird, waren die Zeiten, in denen die Erze aus der Grube „Hilfe Gottes“ mittels Pferdekarren zum Gittelder Bahnhof transportiert wurden, wo sie dann mühsam in Eisenbahwaggons verladen werden mussten, vorbei. Die Bergstadt hatte aber auch einen Bahnhof aufzuweisen, der bequem über eine Treppe zu erreichen war, die zum damaligen Hotel „König Hübich“, dem heutigen „Deutschen Haus“, führte. Der Güterbahnhof lag allerdings weiter unten im Tal und so direkt an der Hauptstrecke. In Laubhütte und Windhausen wurden übrigens Haltestellen eingerichtet. Die Dampflok schnaufte bis 1955 über die Gleise, dann wurde sie von einer Diesellok abgelöst. Allerdings wurde bereits 1930 eine der insgesamt fünf Loks verkauft und zwei Kraftomnibusse angeschafft. Denn die Erzbeförderung brachte schließlich die wesentlichen Einnahmen. Da sich nach und nach die Erztransporte immer mehr auf Lastwagen verlagerten, kam das Aus der Eisenbahnstrecke am 30. Dezember 1971. Bereits 1972 wurde sie abgebaut. Der Lokschuppen existiert heute noch in Almstedt-Segeste.
Burkhard Fricke hat übrigens bei einem Ausflug nach Dänemark auch die Diesellok entdeckt, die 1955 geliefert und in Dienst gestellt wurde und bis zum Ende des Betriebs alle Aufgaben der Kleinbahn erledigte. „Sie war darüber hinaus auch im Rangierdienst der ehemaligen DB in Gittelde, Osterode und wohl auch in Kreiensen eingesetzt“, sagt Fricke.
Nach der Stilllegung der Kleinbahn Gittelde – Bad Grund wurde das gute Stück erst nach Niebüll an die Nordfriesischen Verkehrsbetriebe und von dort an die Museumsbahn Tondern – Tinglev (Dänemark) weiterverkauft. In Tondern steht sie noch im dortigen teileingestürzten Lokschuppen, allerdings leider schrottreif.
Dagegen ist einer der Personenwagen der ehemaligen Kleinbahn (Baujahr 1913) noch im Betrieb bei den Braunschweigischen Verkehrsfreunden.pb