Bei zu geringen Schülerzahlen Auslaufen statt Schließung der OBS

Landrat Bernhard Reuter in Badenhausen / In bauliche Maßnahmen wird nicht mehr viel investiert

Herbert Lohrberg (SPD-Kreistagsabgeordneter), Schulleiter Frank Keller, Landrat Bernhard Reuter und Bürgermeister Harald Dietzmann bei der Informationsveranstaltung in der Aula der Oberschule Badenhausen.

Badenhausen. Die in Zusammenhang von drohenden Schulschließungen in letzter Zeit viel kommunizierte Mindestanmeldezahl „29“ ging am vergangenen Mittwochabend einem Teil der Anwesenden vielleicht schon etwas auf die Nerven, für andere ist diese Zahl eventuell sogar schon zu einer Art „Running-Gag“ geworden. Denn immer wieder taucht sie auf: die Zahl 29, die laut Niedersächsischem Klassenbildungserlass die rechtlich vorgeschriebene Zweizügigkeit einer Oberschule vorgibt.

An dem Mittwochabend war der Göttinger Landrat Bernhard Reuter nach Badenhausen in die Oberschule (OBS) gekommen, um die Sichtweise des Schulträgers zur Zukunft der Oberschule zu darzustellen. Fazit des Abends: Die Oberschule Badenhausen wird nicht sofort geschlossen, wenn in einem Jahrgang die Anmeldezahl unter 29 liegen würde, und somit die rechtliche Voraussetzung der Zweizügigkeit nicht gewährleistet ist. Dieses Ergebnis sei quasi als „Blaupause“ des Kompromisses zu sehen, der kürzlich als Beschluss im Kreisausschuss für die Oberschule Hattorf getroffen wurde.

Die wohl wichtigste Nachricht für Schüler, Eltern und Lehrer kam jedoch von Landrat Reuter erst nach fast zwei Stunden zutage. Nämlich, dass, wenn eine Schulschließung aufgrund dauerhaft sinkender Schülerzahlen bevorstünde, keine sofortige Schließung drohe, sondern in diesem Fall die Oberschule langsam auslaufen werde. Dies wurde jedoch in den vorangegangenen Debatten um die Oberschule Badenhausen nie wirklich deutlich kommuniziert.

Alle Schüler, die zukünftig angemeldet werden, sollen demnach definitiv ihren Schulabschluss dort machen können, versicherte Reuter. Anmerkung eines Anwesenden dazu: „Noch unklüger hätte man das ja wohl nicht transportieren können. Auslaufen bedeutet etwas anderes als Schließung, da gibt es ja wohl einen großen Unterschied“.

Zuvor hatte der Landrat erläutert, wie die Situation der Oberschule im Landkreis Göttingen eingeschätzt werde. Besonders zwei Faktoren würden darauf hindeuten, dass die Schule mittelfristig keine Zukunft habe, nämlich zum einen der demografische Wandel mit sinkenden Schülerzahlen, der gerade im Altkreis Osterode und besonders in der Gemeinde Bad Grund stark ausgeprägt sei. Zum anderen habe die im vergangenen Jahr erhobene Elternbefragung gezeigt, dass Eltern immer mehr die Schulform Gymnasium präferieren würden.

In der Tat sehen die von Landrat Reuter präsentierten vermutlichen Anmeldezahlen für die OBS in den kommenden Jahren nicht gut aus: in dem Schuljahr 2018/19 sind es 25, in 2019/20 wieder 31, nur 28 für das Schuljahr 2020/21 und in dem Schuljahr 2021/22 nur noch 22. Das sei ein deutlicher Abwärtstrend. Wenn eine Schule keine Zukunft mehr habe, müsse man handeln und einen Antrag bei der Landesschulbehörde auf Aufhebung stellen. „Ich sage das ganz offen, ich halte das für richtig“, betonte der Landrat.

Man werde sich an die rechtlichen Vorgaben der Schulorganisationsverordnung und den Klassenbildungserlass halten. Die Beteiligung an der Elternbefragung mit rund 50 Prozent nannte Reuter als sehr hoch. Auch wenn Prognosedaten ähnlich unbelastbar wie eine Wettervorhersage seien, seien sie nun mal die einzigen Daten, mit denen man arbeiten könne, betonte er. Aber auch wenn sich die Oberschule Badenhausen die nächsten Jahre halten könne, werde man nicht mehr viel in teure bauliche Maßnahmen investieren, so Reuter.

Der Bürgermeister der Gemeinde Bad Grund, Harald Dietzmann, widersprach der Aussage Reuters zum sinkenden Schülertrend. „In den nächsten Jahren werden durchschnittlich 60 Schüler in die Grundschule eingeschult“. Geht man durchschnittlich von 35 bis 40 Prozent Anmeldungen für das Gymnasium aus, verblieben immer etwa 35 Schüler, die potenzielle OBS-Schüler sein können.

„Es hängt von Ihnen und Ihrem Wahlverhalten ab“, sagte Reuter, der sich damit an die die Eltern der zukünftigen Fünftklässler wandte. Diese Aussage oder Aufforderung wollten jedoch viele Anwesende nicht auf sich beruhen lassen und kritisierten die Vorgehensweise des Landkreises, als das Thema der geplanten Schulschließungen aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung in Erscheinung trat. Die dadurch entstandene Verunsicherung bei den Eltern, die verständlicherweise vielleicht Abstand von der OBS genommen haben, habe der Schule geschadet, so der Tenor. Auch Pfarrer Thomas Waubke meldete sich zu Wort und betonte, dass man mit der Oberschule einen riesigen Schatz in Badenhausen habe. „Wo sind Sie, Herr Reuter, als Politiker dabei, das Team im positiven Sinn zu stärken? Sie lassen eher die Luft raus“.

Das Ergebnis für die Hattorfer Oberschule bezeichnete Reuter als Kompromiss. Dort konnte durch großes Engagement der Zusammenschluss als Außenstelle mit der Herzberger Oberschule abgewendet werden, wenn dauerhafte Zweizügigkeit mit der besagten Anmeldezahl von 29 Schülern im fünften Jahrgang gewährleistet ist.

Der Beschluss des nicht öffentlichen Kreisausschusses, dass der Landrat damit beauftragt werde, bei der Landesschulbehörde die Auflösung der Schule zu beantragen, wenn die Schülerzahl darunter liege, wurde Anfang März an dem Tag der Demonstration der Elternschaft vor dem Kreishaus in Göttingen getroffen.

Fragt sich nur, welches Detail daran der Kompromiss sein soll, denn der Kreisausschuss-Beschluss ist eigentlich nur die Abbildung der sowieso vorgeschriebenen rechtlichen Vorgaben. Bernd Hausmann (FWG) äußerte an dem Abend genau diese Bedenken hinsichtlich des Inhalts des Beschlusses, und fragte, ob es nicht angemessen sei, den Beschluss hinsichtlich der mündlich getroffenen Aussagen der Kreisverwaltung zu erweitern und danach auch auf Badenhausen zu übertragen.hn