Der Harz als Hillbilly-Hit-Wunder

In den Songs der Gruppe „Heartburn Billy and his Breaking Harz“ spielt das Mittelgebirge eine große Rolle

Markus Lux, Daniel Adler, Sohn Tammo Adler und Tom Spötter (von links) bei den Proben in Bad Grund.

Bad Grund. Dienstagnachmittag, 16 Uhr, in der Helmkampffstraße in Bad Grund. Eigentlich ist Proben angesagt. Auf der Bank vor dem Haus sitzen „Heartburn Billy“, „El Adrenalid“ und der vier Jahre alte „Shaking Tammo“. Daneben steht „Mockin’ Tomcat“. In der Mitte, zwei Kisten mit gut erhaltenen Schellack-Platten, in denen gestöbert wird wie in einer Schatzkiste. „Wow, ‘Das Geisterschiff aus Ohio’“, schwärmt Daniel (El Adrenalid).

Bei solchen Titeln wie diesen oder „Cowboy-Foxtrott“ schlägt die Fantasie bei den Ausnahmemusikern Purzelbäume und das Herz höher. Denn dahinter stehen auch immer die Fragen: wie klingt das Stück, und was für eine Geschichte wurde sich damals ausgedacht. Die Kiste mit rund 200 Platten hat Daniel in Katlenburg bei einem Verkäufer erstanden.

Musiker wie die Country-Ikone Hank Williams sind die großen Vorbilder von Markus Lux (Heartburn Billy/Westerngitarre und Gesang), Daniel Adler (El Adrenalid/Ukulelengitarre und Gesang) und Tom Spötter (Mockin´Tomcat/Kontrabass), die sich 2012 zu der Gruppe „Heartburn Billy and his Breaking Harz“ zusammengetan haben. Alle drei, sie kommen aus Hahnenklee, Bad Grund und Göttingen, lieben die Musik der 1940er-Jahre aus dem Süden der USA und Rockabilly. Deshalb waren ihre ersten Versuche auch in englischer Sprache, berichtet das Trio.

„Wir brauchten jedoch was Eigenes, wir wollten keine Western-Cover-Band werden“, so Billy, denn in Englisch würden ja alle singen. Mit ihren eigenen deutschsprachigen Kompositionen und Themen aus dem Harz haben sie es geschafft, nicht nur im Harz, sondern auch darüber hinaus beliebt zu werden. Das ist auch kein Wunder, denn ihre Lieder machen gute Laune. Sogar die traurigen Songs haben durch den typischen Hillbilly-Charakter nicht viel von Melodramatik. Und, die Stücke vereinen Wortwitz und Rhythmik.

Dabei besingen sie den Gesamtharz, aus westlicher Sicht, wie die Drei es nennen. Manche Lieder erfahren sogar Fortsetzungen in anderen Kompositionen, wie etwa „Mein Girl im Harz-Stern“. In ihren Liedern geht es so zum Beispiel um das „Braunlage-Problem“, den Hübichenstein in Bad Grund oder auch um das Kino in Clausthal-Zellerfeld. Diese und noch weitere unterhaltsame Songs aus dem Harz, hat das Trio inzwischen auf ihrer dritten („Unentwegt auf dem Weg“/12“) und vierten Schallplatte („Piekfein gemacht“/10“) aufgenommen.

Ja, Schallplatte. Denn, Musik in diesem Stil gehöre auf eine Schallplatte. Wer die Platte erwirbt, erhält dazu ein Liederbuch und, große Überraschung, natürlich auch eine CD mit den Songs. Reich kann man damit und wollen sie damit auch nicht werden. Aber, sie wollen ihre Leidenschaft für die Musik und die gute Laune mit ihrem Publikum teilen.

Die Plattencover sind auch eigene kleine Kunstwerke für sich und zeigen, dass ihr Humor nicht bei ihnen selbst endet. Das Ergebnis sind humorvolle Karikaturen der sympathischen Truppe.

Weitere Schallplatten sind natürlich auch schon wieder in der Planung, wie „Heartburn Billy singt Richy King“, und „..auf hoher See“ sowie „Das Phantom der Oker“ und „Herrenabend“. Und auch die jeweiligen Cover, die dann auch wieder künstlerisch humorvoll gestaltete sein werden, sind im Geiste schon vorgefertigt. Bei den Proben findet ganz unwillkürlich auch immer ein Cover-Brainstorming statt. „Ich seh mich da schon als Cowboy auf einem Seepferdchen“, so Billy humorvoll „und mit Sporen“.

Seit rund drei Proben ist der Sohn von Daniel Adler, Tammo alias „Shakin´Tammo“, mit den Rasseln dabei und unterstützt sehr engagiert das Trio. „Tammo ist eine große Bereicherung … weil ich sonst immer aus dem Takt komme“, so Billy augenzwinkernd.hn