„Die Zahl 29 hängt wie ein Damokles-Schwert über der Schule“

Die CDU-Fraktion fordert Schulentwicklungsplanung / Zehnjahresprognose ist vorgeschrieben

Damit zwei 5. Klassen gebildet werden können, müssen sich mindestens 29 Schüler anmelden. In den vergangenen fünf Jahren waren es zwischen 33 und 39 Schüler.

Badenhausen. Auch wenn der Landrat des Landkreises Göttingen, Bernhard Reuter, in der vergangenen Woche die beschlossene Lösung für die Oberschule (OBS) Hattorf als „eine gewisse Indizwirkung“ für die Zukunft der OBS Badenhausen bezeichnet hatte, haben die von der Kreisverwaltung in den Wochen zuvor getätigten Äußerungen und Pressegespräche der mehrfach zertifizierten und ausgezeichneten Schule in Badenhausen jedoch eher geschadet.

Am Mittwoch befasste sich auch die CDU-Fraktion im Rat der Gemeinde Bad Grund mit dem Thema und kam zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, zu der auch der Schulleiter der OBS, Frank Keller, eingeladen war. Die sehr überraschend getätigte Aussage des Kreisdezernenten, Marcel Riethig, dass man in diesem Jahr noch über die Schließung der Oberschulen in der Gemeinde Bad Grund und in Bad Sachsa reden werde, hätten Eltern und Schüler verunsichert, so Frank Keller. Es sei verständlich, wenn sich Eltern fragen, ob es überhaupt noch sinnvoll sei, die Kinder in Badenhausen anzumelden. Man könne davon ausgehen, dass diese Aussage von Riethig nicht ganz unbedacht gemacht worden sei, deutete Helge Achmus an. Eine Oberschule muss zweizügig geführt werden. Voraussetzung dafür ist, dass sich mindestens 29 neue Schüler eines Jahrgangs anmelden. „Unsere Schülerzahlen sind stabil.

Es sieht gut aus, wenn da nicht diese Verunsicherung hereingespielt hätte“, so Keller. Ziel der Kreisverwaltung ist wohl, im Altkreis nur noch drei Standorte für weiterführende Schulen zu halten (in Osterode, Herzberg und in Bad Lauterberg) und stützt sein Vorhaben auf die im November des vergangenen Jahres durchgeführte Elternbefragung. Schon oft wurde in der Bevölkerung bemängelt, dass den befragten Eltern von Kindern in den Grundschulklassen nicht klar gewesen sei, dass sich hinter dem Fragebogen im Grunde ein von der Kreisverwaltung gewünschtes Abspecken der Schullandschaft versteckt hatte. Es sei mehr als unfair gewesen, die Elternbefragung auf diese Weise durchzuführen, ohne den Eltern die Auswirkungen genau zu erklären, so CDU-Mitglied Frank Brakebusch.

Große Bedenken äußerte die CDU-Fraktion zu der errungenen Lösung für die OBS Hattorf. In dem Beschluss des nichtöffentlichen Kreisausschusses wurde mehrheitlich verabschiedet, dass die Schule solange eigenständig bleibt, solange es die Schülerzahlen zulassen. Das bedeutet einen enormen Druck, denn von nun an müssen sich in jedem neuen Jahrgang mindestens 29 Schüler anmelden. „Die Zahl 29 hängt über der Hattorfer Schule wie ein Damokles-Schwert“, betonte Brakebusch. Wer sich die Verordnung für die Schulorganisation (SchOrgVo) ansieht, wird unter dem § 6 bezüglich der Nachhaltigkeit nachlesen können, dass der Schulträger seinen schulorganisatorischen Entscheidungen eine Prognose der Schülerzahlen für mindestens zehn Jahre zugrunde zu legen hat. Mal gibt es starke, mal schwache Geburtenjahrgänge. Eine Zehnjahresprognose gibt einen Überblick. Sollten also in einem Jahrgang weniger als 29 Schüler zusammenkommen, muss eine Oberschule nicht zwingend geschlossen werden, wenn die kommenden Schuljahre wieder deutlich mehr Schüler hervorbringen.

Zu beachten sind dabei auch Rückläufer vom Gymnasium. In Hattorf jedoch kann aufgrund des Beschlusses die Oberschule sofort geschlossen werden, wenn sich nur 28 Schüler anmelden. Mit Skepsis wurde auch die beschlossenen Schließung der Hattorfer Außenstelle in Wulften gesehen. „Oberschulen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung des ländlichen Raums“, so der Vorsitzende Klaus Bock. Die Schließung des Standortes Wulften bedeute den Verlust eines Mittelpunktes des öffentlichen Lebens sowie direkte Attraktivitätsverluste.

Zudem schiebe dieser Entschluss die Verantwortung für den Erhalt lediglich den Eltern zu. Zudem hätte es bisher keinen Nachweis eines akut erforderlichen Investitionsbedarfs gegeben. „Gute Arbeitskräfte in unserer Region gibt es nur durch gute Bildung“, betonte Brakebusch, denn es sei der falsche Weg, an dieser Stelle Geld zu sparen. „Im Gegenteil, bei der Bildung muss man Geld ausgeben“. Infrage gestellt wurde auch, warum sich die politischen Fraktionen im Göttinger Kreistag per Satzung das Thema der Schullandschaft aus der Hand haben nehmen lassen, da dies im nichtöffentlichen Kreisausschuss behandelt wird.

Einig waren sich die CDU-Mitglieder auch, von der Kreisverwaltung eine Schulentwicklungsplanung inklusive einer Zehnjahresprognose zu fordern, und dass das wichtige Thema der Schulen künftig im öffentlichen Kreistag bearbeitet werden müsse. „Diese Hinterzimmerpolitik mit der Brechstange muss vor den anstehenden Verhandlungen der Standorte Badenhausen und Bad Sachsa beendet werden“, so Bock.

Für Anfang April hat die OBS Badenhausen eine Informationsveranstaltung geplant, bei der der Landkreis sich klar positionieren soll. Eine Oberschule sei im Übrigen eine verlängerte Form der nicht mehr existierenden Orientierungsstufe, erklärte Schulleiter Frank Keller in der Runde. Bis zur Klasse acht gehen alle Schüler gemeinsam zur Schule, ab dann werde aufgeteilt in Real- und Hauptschule. Die Schulabschlüsse sind dieselben wie an reinen Real- und Hauptschulen.hn