Empörung und Wut über Schließungspläne der OBS Badenhausen

Göttinger Kreisverwaltung beschließt Aus für die Oberschule Badenhausen/Eltern machen jetzt mobil

Schicksal besiegelt? Wenn es nach der Göttinger Kreisverwaltung geht soll die Oberschule Badenhausen frühestens zum 1. August 2019 geschlossen werden.

Badenhausen/Göttingen. Enttäuschung, Ärger und Wut machen sich seit Freitag in der Gemeinde Bad Grund breit. Denn seit dem Pressegespräch im Göttinger Kreishaus mit dem Kreisdezernenten Marcel Riethig steht fest: die Oberschule in Badenhausen hat keine Zukunft mehr. Wenn es nach dem Willen der Kreisverwaltung geht, soll die OBS entweder zum Schuljahr 2019/20 oder spätestens zum Schuljahr 2020/21 geschlossen werden. Wann genau, werde die Kreisverwaltung in der zweiten Hälfte dieses Jahres erörtern, so Marcel Riethig.

Das Pressegespräch, bei dem unter anderem der Schulleiter der OBS, Frank Keller, der Bürgermeister der Gemeinde Bad Grund, Harald Dietzmann, die Elternratsvorsitzende, Tanja Kleindienst, und der SPD-Kreistagsabgeordnete aus Eisdorf, Herbert Lohrberg, anwesend waren, könnte man ein bisschen unter dem Sprichwort sehen „Seit wann kommt denn der Knochen zum Hund?“. Denn es stellte sich heraus, dass entgegen den Erwartungen der Betroffenen bereits alle Messen gelesen sind. Dabei hatten sich die Beteiligten doch gewünscht, durch Gespräche mit der Kreisverwaltung eine Chance für den Fortbestand der Schule zu erreichen. Aber daraus wurde nichts. Riehtig bezeichnete die vorangegangene Gesprächsrunde, die unter Ausschluss der Presse stattgefunden hatte, als größtmöglichen Dissens, den es nur geben könne. „Es gibt schönere Themen als Schulschließungen“, so der Dezernent „aber wir müssen bestmögliche Entscheidungen herbeiführen“. Riehtig wollte deutlich machen, dass ein verändertes Anmeldeverhalten, nämlich mehr Anmeldungen für Realschulen und Gymnasien, sinkende Schülerzahlen und angeblich erhebliche Investitionsbedarfe in den Oberschulen Badenhausen und Bad Sachsa, keine anderen Möglichkeiten als die Schließungen dieser Schulen zuließen.

Riethig betonte ebenfalls, dass man die pädagogische Qualität leider nicht berücksichtigen könne, da alle Schulen hervorragende pädagogische Leistungen erbringen würden. „Die Qualität ist hier kein Entscheidungsgrund. Es ist eine Frage der Ressourcen. Wir können nicht alle Schulen auf den bestmöglichen Stand bringen“. „Wir reden hier nicht über die Frage „ob“, sondern „wann“ die beiden Schulen geschlossen werden“. Harald Dietzmann zeigte sich sehr enttäuscht über den Verlauf des Gesprächs, denn er betonte, dass in jeden Fall die benötigte Zweizügigkeit an der OBS erreicht werden könne. Ebenso rief er dazu auf, einmal darüber nachzudenken, ob die OBS nicht auch als Außenstelle eines Standortes in der Stadt Osterode weiter existieren könne. Denn mit dem Schulstandort in Badenhausen stehen und fallen auch andere Infrastruktur-Einrichtungen, wie etwa die große Turnhalle, die von Vereinen genutzt wird, und auch das Jugendcafé, in dem die hauptamtliche Jugendpflegerin der Gemeinde, Melanie Henschel, die Jugendarbeit leistet. Zudem sehe Dietzmann das Ergebnis der erfolgten Elternbefragung, aufgrund dessen die Kreisverwaltung eine Hochrechnung der Anmeldungen an dem Standort erstellte, eher kritisch. Zum einen sind nur rund 50 Prozent der Fragebögen zurückgekommen und zum anderen mache es nicht unbedingt Sinn, schon Eltern von Erstklässlern nach weiterführenden Schulen zu befragen.

Auch der Schulleiter Frank Keller drückte seine Enttäuschung über das Gespräch aus, denn er sei mit der Option nach Göttingen gefahren, dass man noch über den Fortbestand hätte verhandeln können. Zudem sei es unerhört gewesen, die Meldung über die Schulschließung aus der Presse erfahren zu haben, und nicht persönlich davon in Kenntnis gesetzt worden zu sein. „Wir werden hier vor vollendete Tatsachen gesetzt“, so Keller.

Auf die Frage unserer Zeitung, wo denn dann die mehreren Hundert Schüler aus Badenhausen und Bad Sachsa (die Schule soll ebenfalls geschlossen werden) beschult werden sollen, antwortete Riehtig, dass die Schüler entweder nach Herzberg oder nach Osterode auf die Realschule oder die Hauptschule gehen können. Die Realschule in Osterode platzte jedoch schon zum vergangenen Schuljahr aus allen Nähten, weswegen zahlreiche Schüler schon in anderen Räumlichkeiten unterrichtet werden müssen. Dazu sagte Riethig, dass man dafür sorgen werde, dass dann genügend Räume zur Verfügung stehen werden. „Die Schulangebote müssen in zumutbarer Entfernung sein“, so Riehtig. Hier stellt sich allerdings die Frage, was zumutbar wirklich bedeutet, denn auch die Änderung der Schulbeförderungssatzung wird, genauso wie die Schulschließungen, in dem nichtöffentlichen Kreisausschuss getroffen werden. Das „wie“ der Schließung könne im Übrigen auf verschiedenen Wegen erfolgen, nämlich dass man nach und nach die Schule auslaufen lasse, also ab einem bestimmten Zeitpunkt keine Anmeldungen mehr entgegen nehme. Leider hat sich an dem Nachmittag der Kreistagsabgeordnete Herbert Lohrberg gar nicht zu dem Thema geäißert.

Das Brisante an der ganzen Geschichte ist, dass die Kreisverwaltung schon jetzt, allein mit der Andeutung der Schulschließung im Kreisschulausschuss vor einer Woche, das erreicht hat, was vielleicht auch so beabsichtigt war. Nämlich verunsicherte Eltern von zukünftigen Fünftklässlern, die jetzt wahrscheinlich aufgrund von Verunsicherung sowieso ihre Kinder eher woanders als an der OBS anmelden. Sinkende Schülerzahlen kann man eben auf die eine oder auf die andere Weise erzeugen.

Inzwischen machen Eltern und andere Betroffene mobil und haben nicht nur eine Facebook-Gruppe gegründet, sondern auch eine Online-Petition in Umlauf gebracht, die sich bereits großer Beteiligung erfreut, und das sogar mit viel Solidarität über die Grenzen des Altkreises Osterode hinaus. Die Online-Petition ist im Internet unter der Adresse www.openpetition.de/petition/online/kampf-um-den-schulerhalt-der-obs-badenhausen-harz.

Am morgigen Dienstag findet um 14.30 Uhr unter dem Motto „Gegen planlosen Bildungsabbau im Altkreis Osterode” eine Demonstration vor dem Göttinger Kreishaus statt. Bereits um 13.30 Uhr startet ein Bus an der OBS Hattorf nach Göttingen. Anmeldungen nimmt Diana Rudloff unter 0176-70545920 entgegen. Zudem fährt um 13.33 Uhr der Zug vom Hattorfer Bahnhof nach Göttingen, dieser kommt hier um 14.08 Uhr an.hn