Kleine Gebete in Farbe, Gold und Silber

Ikonen-Ausstellung lockte Besucher in die St. Antonius-Kirche in Bad Grund.

Im Altar-Raum der St. Antonius-Kirche in Bad Grund waren die kunstvollen Werke der Ikonen-Ausstellung zu bewundern.

Bad Grund. Es sind kleine Gebete in Farbe, Silber und Gold. Ikonen werden in der westlichen Welt in erster Linie als Kunstgegenstand betrachtet. Für die orthodoxe Christenheit sind Ikonen jedoch heiligster Gegenstand ihres praktizierenden Glaubens. Drei Tage lang war in der St. Antonius-Kirche in Bad Grund die Ikonenausstellung „Feuer und Geist“ von Karl Eisenlauer zu bewundern.

Eisenlauer ist Inhaber einer Galerie in Ichenhausen/Autenried. Seine Begeisterung für Ikonen habe bereits vor 75 Jahren begonnen. Damals erwarb ein Bischof das Schloss in Autenried, in dem der Bischof auch russisch-orthodoxe Flüchtlinge einquartierte. In dem Schloss habe es ein beeindruckendes Museum mit Ikonen gegeben.

Eröffnet wurde die Ausstellung mit einem Vortrag von Dr. Heiner Wajemann aus Clausthal-Zellerfeld unter dem Titel „Lass leuchten Dein Antlitz“. Wajemann spricht dabei über das Geheimnis des Glaubens, wie er es auch in seinem Buch beschreibt. Denn beim Segensempfang „Der Herr lasse sein Antlitz leuchten über dir und sei dir gnädig“ werde symbolisch das Leuchten und das Licht erbeten.

Der segnende Gott werde dabei anthropomorph („von menschlicher Gestalt“/ „menschenähnlich“), vorgestellt als eine Person mit Gesicht, Augen, Stirn, Mund. Christus dringe hindurch durch diese Verkörperlichung, beim Abendmahl, durch den segnenden Priester. Und das nicht nur durch das Wort und Sakrament, sondern nach orthodoxem Verständnis auch durch das Urbild seiner Ikone und somit auch durch den geheimnisvollen und immateriellen Vorgang seiner von dort ausgehenden Segensströme.

Ebenso heiße es in jedem uralten Segen: „Der Herr erhebe sein Angesicht über dich“. Die Ikonenkünstler hätten dieses segnende Antlitz abgebildet. Dadurch blicke der Auferstandene und Verklärte in diese Welt, so Wajemann. Das strahlende Angesicht sei in vielen Ikonen der ostkirchlichen und orientalischen Kirchen hineingeschrieben worden, damit die Menschen ein Stück weit in die himmlische Welt Gottes hinein schauen können. Bei Wajemann habe die Begeisterung für die Ikonenkunst eingesetzt durch seine Reisen im Orient und durch Russland.

„Ikonen als Fenster zur Ewigkeit initiieren sowohl Gebete als auch Offenbahrungen“, betonte der Studentenpfarrer i.R. Denn Ikonen seien nicht etwa nur da für den reinen Augenschmaus, sondern seien Bild gewordene Botschaft von einer mystischen Welt, vom Absoluten. Der Ikonenkünstler schaffe zwar Kunstwerke, aber auch Werke des Glaubens. Deshalb sei der Künstler ein geistlicher, durch Gottes Geist beseelter und ein beseeligender Vermittler zwischen Himmel und Erde.hn