Oberschüler fordern von Politikern höhere Investitionen in die Bildung

Erneute Teilnahme an der Weltklasse-Aktion der Globalen Bildungskampagne

Der stellvertretende Schulleiter Thomas Koch mit (von links) Nora Früh, Mika Bornemann und Julien Warnecke aus den Wahlpflichtkursen des 7. Jahrgangs.

Badenhausen. Die Wahlpflichtkurse Politik des 7. Jahrgangs der Oberschule Badenhausen unter der Leitung des stellvertretenden Schulleiters Thomas Koch fordern vor der Bundestagswahl die Bundestagskandidaten der Region auf, sich für höhere Investitionen im Bildungsbereich – hier in Deutschland, aber auch weltweit – einzusetzen. Die Schüler haben hierzu Briefe an die Bundestagskandidaten geschrieben und sie dazu aufgefordert, sich für höhere Investitionen in der Bildung einzusetzen.

Zuvor haben sich die Schüler im Unterricht mit der weltweiten Bildungssituation auseinandergesetzt. Nach Angaben der Globalen Bildungskampagne, die sich für eine Stärkung des Menschenrechts auf Bildung einsetzt, können weltweit 260 Millionen Kinder und Jugendliche nicht zur Schule gehen. Kriege, Bürgerkriege, eine schlechte Infrastruktur, zu hohe Schulkosten, schlecht ausgestattete Schulen, schlecht ausgebildete Lehrkräfte führen dazu, dass viele Kinder und Jugendliche ihr Menschenrecht auf Bildung nicht wahrnehmen können.

Ganz konkret konnten die Schüler diesen Missstand in der Auseinandersetzung mit ihrem Misereor-Partnerprojekt „Waldgärten – Ein neues Fundament für Haiti“ erleben. Als Partnerschule von Misereor unterstützt die Oberschule Badenhausen dieses Projekt, das sich neben der Wiederaufforstung Haitis auch für eine Stärkung der Bildung einsetzt. Da es kaum staatliche Schulen gibt, beträgt die Analphabetenquote nach Angaben Misereors 50 Prozent. Mehr als 80 Prozent der Schulen sind Privatschulen, die sich weite Teile der Bevölkerung nicht leisten können.

Die Schüler des Kurses konnten aber auch feststellen, dass selbst in so einem reichen Land wie der Bundesrepublik Deutschland mehr in Bildung investiert werden muss. Die Corona-Pandemie hat so manche Missstände im deutschen Schulwesen aufgedeckt: Eine mangelhafte digitale Infrastruktur, bauliche Mängel, Fenster, die sich nicht öffnen lassen, zu kleine Schulhöfe.

„Grundsätzlich sind wir an der Oberschule Badenhausen bislang gut durch die Pandemie gekommen. Wir haben eine ausreichende Anzahl von Klassen- und Kursräumen und ein großes Schulgelände. Und unsere digitale Infrastruktur wurde während der Pandemie in kürzester Zeit vom Landkreis Göttingen nachhaltig ausgebaut“, fasst Koch die Situation in Badenhausen zusammen.

Dennoch sehen die Schüler einen deutschlandweiten Handlungsbedarf: Für ein umfassendes und nachhaltiges Bildungsangebot gerade im ländlichen Bereich muss mehr investiert werden und das digitale Lernen ist eine dauerhafte Aufgabe, die auch in den kommenden Jahren viel kosten wird.

Diese Forderungen richten die Schüler an die Politiker und laden sie nach Badenhausen ein, um mit ihnen über die Situation der Bildung zu diskutieren.

Die Oberschule Badenhausen wurde bereits dreimal von der Globalen Bildungskampagne für ihr Engagement im Rahmen der Weltklasse-Aktion ausgezeichnet. 2019 durften Schüler des Wahlpflichtkurses sogar die zentrale Aktion der Globalen Bildungskampagne vor dem Bundestag in Berlin gestalten. Zusammen mit zwei Berliner Graffiti-Künstlern haben sie vor dem Reichstagsgebäude ein Graffiti zum Thema „Bildung ist mehr wert!“ gestaltet. Mehrere Bundestagsabgeordnete diskutierten anschließend mit den Schülern über die Bedeutung ihres Kunstwerkes und über die Wichtigkeit einer Stärkung der Bildung.
„Die Schüler erfahren mit solchen Aktionen, dass sie Gehör finden und sich politisch einbringen können. So ein Gefühl der Selbstwirksamkeit ist immens nachhaltig und führt bei vielen Schülern zu einem politischen Interesse“, ist Koch überzeugt.

Die Globale Bildungskampagne ist eine weltumspannende Bewegung von Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften. Sie setzt sich dafür ein, dass alle Menschen ihr Recht auf eine gute, inklusive Bildung verwirklichen können. Dafür werden Regierungen und internationale Organisationen wie die Weltbank beobachtet. Es werde durch öffentliche Aufmerksamkeit Druck erzeugt, um mehr Bildungsungerechtigkeit zu erreichen.

Gemeinsam mit Schülern und Lehrkräften fordere die Globale Bildungskampagne daher jedes Jahr Regierungen weltweit auf, mehr für Bildung zu tun, indem Briefe an Abgeordnete geschrieben werden, mit ihnen diskutiert und Medienarbeit betrieben wird sowie öffentliche Aktionen durchgeführt werden.bo