Orgeln aus Gummistiefeln und Pfeifen aus Karton

Besondere Töne in Bockenemer St.-Pankratius-Kirche / Gemeinsames Spiel mit großem Orchester

Bei dem Konzert entlockten die jungen Leute umfunktionierten Gummistiefeln Orgeltöne. Ihr Spiel kam mit dem Kammerorchester besonders gut zur Geltung.

Bockenem. Es hat tatsächlich geklappt, den zuvor präparierten Gummistiefeln Orgeltöne zu entlocken. Auch eine Orgel aus Pappkartons herzustellen, war nach ein wenig Tüfteln von Erfolg gekrönt. Für den besonderen Hörgenuss gab es in der Bockenemer St.-Pankratius-Kirche viel Beifall.

Zuvor hatten sich rund 30 junge Leute im Rahmen der Orgelentdeckertage im Ambergau intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt. Der Verein Kulturladen Bockenem zeichnete für das groß angelegte Vermittlungsprojekt, das sich in erster Linie an Schüler, Kinder aus dem Konfirmandenunterricht sowie der Flüchtlingsarbeit richtete, verantwortlich. Mit im Boot waren außerdem die Freiwilligenagentur Miteinander im Ambergau (MiA), die SingAkademie Niedersachsen, die evangelisch-lutherische Pankratiusgemeinde Bockenem sowie die Kirchenregion Holle.

Hintergrund ist das von der Landesregierung ausgerufene Arp-Schnitger-Jahr zum Gedenken an den vor 300 Jahren verstorbenen berühmten norddeutschen Orgelbauer. Er prägte wie kaum ein anderer das barocke Klangbild der Orgel und brachte die Orgelbaukunst weiter. Mit dem Jahr soll ihm besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Im Garten der Freiwilligenagentur hatten die Kinder und Jugendlichen aus der Region bereits vor kurzer Zeit die Gummistiefel durch das Einsetzen einer Blockflöte in einen Styroporpfropfen zu einer Orgel gemacht, die nun in großer Zahl bei dem Abschlusskonzert besonders zur Geltung kamen. In einem von Frank Schreiber speziell komponierten Stück wurden die jungen Akteure in das Spiel des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode integriert.

Das Ergebnis konnte sich wirklich hören lassen. Außerdem stimmten die Papier-Eintonorgeln mit ein. Das „Örgl-Orgel“ genannte Instrument besteht aus einem selbst zu faltenden Blasebalg und einer stimmbaren Pfeife. Durch die Kombination mehrerer Module können Musikstücke jeder Art darauf gespielt werden. Schon Johann Sebastian Bach wusste die angenehmen Töne der Papierorgel zu schätzen, die er seinerzeit vom Orgelbaumeister Johann Nepomuk Örgl geschenkt bekommen hatte.

Ein besonderer Höhepunkt war anschließend ein Gesprächskonzert mit dem 19-jährigen Organisten Aurel Dawidiuk, der mit dem Kammerorchester das Konzert für Orgel, Streicher und Pauken von Poulenc zu Gehör brachte.mv