Sprachrohr und Spiegel der Kirchengeschichte feiert Jubiläum
150. Ausgabe des Gemeindebriefs der evangelischen Kirchengemeinde Gittelde / Alle drei Monate neu
Gittelde. In diesen Tagen werden die Gittelder und Teichhütter Einwohner wie gewohnt wieder den Gemeindebrief der Gittelder evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in ihren Briefkästen finden. Dieses Mal ist es allerdings eine Jubiläumsausgabe, und zwar die Nummer 150.
Es ist ein begehrtes kirchliches Mitteilungsblatt, das trotz der vielen neuen Medien wie Internet, Facebook, Twitter und Co. seit der ersten Ausgabe vor 31 Jahren nicht an Zustimmung verloren hat und seitdem das Gemeindeleben der Kirche widerspiegelt. Da ist es nicht überraschend, wenn man liest, dass die Gemeindebriefe landesweit die am meisten gelesenen Informationsquellen in Deutschland sind. Laut einer Studie der Hannoverschen Landeskirche gibt es bundesweit insgesamt 14.000 Gemeindebriefe mit einer Auflage von 115 Millionen Exemplaren im Jahr.
Wie sich dieses kleine Gittelder Mitteilungsblatt in den Jahren seines Bestehens entwickelt hat, zeigen die vielfältigen Texte der bisherigen Hefte. Hier können 31 Jahre Kirchengeschichte nachvollzogen werden. Selbst Pastorin Melanie Mittelstädt und Pfarrsekretärin Claudia Hüttig, die beide erst rund zehn Jahre im Pfarrhaus tätig sind, sind beim Durchblättern der Hefte begeistert über die vielen „alten“ Neuigkeiten, die sie da zum Lesen bekommen. Der Heimatchronist Bodo Biegling hat anhand seiner gesammelten Gemeindebriefe einmal recherchiert, wie alles seinen Lauf genommen hat.
Angefangen hat alles im Oktober 1988, als Pastor Hartmuth Bechler den ersten Gemeindebrief herausgegeben hat, unterstützt von den damaligen Kirchenvorstand-Mitgliedern Margit Lück und Erika Kroymann. Es war ein kleines achtseitiges Mitteilungsblatt, in dem Gottesdienstzeiten, kirchliche Veranstaltungstermine veröffentlicht und über Geburten, Hochzeiten, Trauerfälle und runde Geburtstagen berichtet wurde. Dazu schreibt Pastor Bechler im ersten Brief: „Man kann alle Menschen ansprechen, zu denen man sonst nicht kommt“. Und fast entschuldigend schreibt er weiter: „Auf der anderen Seite sehe ich in solchem Brief ein Armutszeugnis. Ist es wirklich so, dass wir nur noch über Papier voneinander etwas erfahren können?“
Die technischen Voraussetzungen zur Erstellung des Briefes waren damals noch sehr einfach. Von Hand wurde der Brief auf der alten mechanischen Schreibmaschine im Pfarrbüro geschrieben. Bilder und ergänzende Texte wurden kopiert, zugeschnitten und an die passenden Stellen geklebt. Schere und Klebestift waren wichtige Arbeitsutensilien. So gab es regelmäßig eine mehrschichtige Kopiervorlage, um ihn in der ersten Zeit im evangelischen Altenheim St. Vitus in Seesen kopieren zu können. Da sich die Bürotechnik im Laufe der Jahre fortlaufend verbesserte, wurde der Gemeindebrief ab Ende 1995 durch eine PC-unterstützte Text- und Bildgestaltung zusammengestellt und ab Anfang 2003 in einer professionellen Druckerei im Digitaldruckverfahren gedruckt. Ende 2008 veränderte sich das Erscheinungsbild des Briefes erneut, erstmals erschien er in Farbe und in einer noch besseren Druckqualität. Gedruckt wird er seitdem in der Gemeindebrief-Druckerei Groß-Oesingen.
Im Laufe der Zeit erweiterten sich der Umfang des Briefes und der Inhalt der Texte erheblich.Neben den vorrangig religiösen und kirchlichen Themen erschienen auch mehr und mehr Berichte von Gemeindefesten, Konfirmandenfreizeiten, aus der Arbeit des Kirchenvorstandes und von wichtigen und interessanten Ereignissen aus den einzelnen Gruppen. Vermehrt wurden farbige Bilder und Texte aufgenommen. Eine „Kinderecke“ wurde eingeführt und der Ortschronist hat über einen längeren Zeitraum regelmäßig über historische Ereignisse in der Gemeinde berichtet. Viele dieser Berichte werden noch heute von ehrenamtlichen Mitarbeitern verfasst.
Verantwortliche Redakteure für die bisher erschienenen 150 Gemeindebriefe (dazu einige Sonderausgaben) waren die Pastoren Hartmut Bechler (von Oktober 1988 bis Januar 1992) und Dietmar Schmidt- Pultke (von August 1993 bis Oktober 2008) sowie Pastorin Melanie Mittelstädt (von August 2009 bis heute). Unterstützt von den beiden Pfarrsekretärinnen Hannelore Beckmann und Claudia Hüttig und immer wieder durch ehrenamtliche Helfer, insbesondere in den beiden Vakanzzeiten. So ist dieses Erfolgsmodell Gemeindebrief zu einem festen Sprachrohr und Bindeglied zur Gemeinde geworden.
Auf der anderen Seite ist dieser Brief mit seinen vielen Berichten und Texten auch als ein Teil und eine Ergänzung zu der Gittelder Kirchenchronik anzusehen. Ein interessanter Rückblick für die folgenden Generationen. Wurde der Gemeindebrief in den ersten Jahren seines Erscheinens im zweimonatlichen Rhythmus herausgegeben, gibt es ihn seit vielen Jahren alle drei Monate, und zwar in einer Auflage von 1.000 Exemplaren. Er wird finanziert durch eine Vielzahl von Gittelder und auswärtigen Sponsoren. Die Verteilung erfolgt durch eine treue Schar von freiwilligen Helfern, darunter nicht nur Kirchenmitglieder, an alle Gittelder Haushalte.
Die Gittelder hoffen, dass der Gemeindebrief trotz vieler Änderungen und Neuerungen bei der Übermittlung von Informationen weiterhin und noch lange in ihren Briefkästen zu finden ist. Ihn kann das Internet und Co. eben nicht ersetzen.hn