„Wichtiger Teil des Kulturerbes strahlt weiter nach außen“

Zehn Jahre HöhlenErlebnisZentrum Iberger Tropfsteinhöhle mit buntem Programm gefeiert

Ortrud Krause (hinten links) und ihr HöhlenErlebnisZentrum-Team.

Bad Grund. Wenn Anfang der siebziger Jahre Heimatforscher Werner Binnewies sich nicht auf die Suche nach dem „eisernen Tor“ der Lichtensteinhöhle begeben hätte, hätte vermutlich nicht das zehnjährige Bestehen des HöhlenErlebnisZentrums Iberger Tropfsteinhöhle gefeiert werden können. Das machte Geologe Firouz Vladi jetzt während der Jubiläumsfeier dieser Einrichtung deutlich. Mit dem Auffinden einer Spalte zu der Höhle habe die Entdeckungsgeschichte derselben begonnen. Diese hätte durchaus auch in die Luft gesprengt werden können, wenn sich der Rohstoffunternehmer nicht aufgrund des Widerstandes der Feldmark Förste für die Errichtung des Steinbruchs auf der anderen Seite entschieden hätte.

Ein richtiges Geburtstagsgeschenk hatte Landrat Bernhard Reuter mitgebracht. Denn er ließ durchblicken, dass der Landkreis Göttingen die lang ersehnten fünf Millionen Euro für die Erweiterung des Museums beschlossen habe. Doch müssten auch diesmal – genau wie vor zehn Jahren – Förderer wie die Nbank und die Sparkassenstiftung gewonnen werden, die sich an dem Aufbringen der Hauptsumme beteiligen. Da dies 2008 sehr gut geklappt habe, wofür er allen finanziellen Helfer ein großes Dankeschön aussprach, sei er auch jetzt bester Hoffnung.

Bevor Vladi und Reuter diese wichtigen Mitteilungen vor einer großen Zuhörerschaft in der Cafeteria des HEZ kundtaten, ließ Joachim Schween, seines Zeichens Archäologe und Trompeter, mit der Lure ein Kulthorn aus der jungen Bronzezeit ertönen.

Nach dieser ungewöhnlichen Begrüßung ergriff Landrat Bernhard Reuter das Wort und ließ es sich eingangs nicht nehmen, all denen zu danken, die es mit ihrer Zustimmung, finanziellen Unterstützung und Tatkraft möglich gemacht hatten, dass man jetzt feiern könne. Ob das nun die Landesforsten seien, auf deren Grund das HEZ stehe, oder die Museumsleiterin Ortrud Krause und deren Team, die jeden Tag dafür sorgten, dass es zufriedene Gäste gab und geben werde.

Er selbst sei persönlich mit der Entstehungsgeschichte dieses Gebäudes verbunden. Das habe mit der Einladung des Kreisarchäologen Dr. Stefan Flindt in die Lichtensteinhöhle seinen Lauf genommen. Dieser sehr wissenswerte Abstecher in die Geschichte habe ihn begeistert. Schließlich könnten zwei Bürger mittlerweile tiefer in die eigene Familiengeschichte eindringen als die Queen von England. Aus dieser echten Sensation sei die Idee entstanden, derartige Ergebnisse zu präsentieren. Das sei die Geburtsstunde des HEZ gewesen, weil die Umgebung der Lichtensteinhöhle nicht ideal für ein Museum gewesen wäre.

Geistiger Vater der Umsetzung der Idee in die Realität war der leider viel zu früh verstorbene Professor Reinhard Roseneck. Genau der habe ihn davon überzeugt, dass man nicht mehr nur etwas zeigen, sondern in Erlebnisform darstellen müsse, so Reuter weiter. „Wenn Kindern etwas gefällt, dann finden es auch Erwachsene gut. Und dieses Museum macht es sehr anschaulich und lebendig“.

Das Wichtigste, das Geld, fehlte noch. So sei er viel unterwegs gewesen, um so dem Kreis die 50-prozentige Gegenfinanzierng von den benötigten 3,6 Millionen Euro zu ermöglichen. Mit Hilfe des Landes, Sparkassenstiftung und der Sparkasse Osterode, der Klosterkammer sowie der HarzEnergie und einigen anderen hätte dieses finanzielle Problem gelöst werden können. Abschließend dankte Reuter allen, die sich in den vergangenen zehn Jahren diesbezüglich stark gemacht hatten.

Bürgermeister Harald Dietzmann überbrachte auch im Namen von Ortsbürgermeister Manfred von Daak die besten Wünsche. Er dankte dem Landkreis dafür, dass dieser sich vor über zehn Jahren dazu entschieden hatte, die Idee des HEZ mitzutragen. Auch Dietzmann betonte, dass die Entscheidung im Kreistag ein wichtiges Zeichen für Bad Grund sei, werde doch damit dafür gesorgt, dass ein wichtiger Teil des Kulturerbes weiter nach außen strahle. Er dankte den Sponsoren sowie Ortrud Krause und ihrem Team dafür, sich für das Museum eingesetzt zu haben und es auch weiter zu tun. „Sie nehmen das Museum mit Herzblut an, und das ist nicht unbedingt mit Finanzmitteln auszugleichen. Wir brauchen Leute, die mit dieser Kreativität und dem Drang nach mehr aktiv sind“.

Für besondere Aufmerksamkeit sorgten „Professor Eugen Trockhoff“ und dessen Tochter, die – ebenso wie Miesmuscheln, Quallen und Glasaale – dem „Theater der Nacht“ aus Northeim „entwichen“ waren. Während die zauberhaften Wesen ohne viele Worte für Aufmerksamkeit sorgten, taten es die beiden überdimensionalen Handpuppen mit inhaltsreichen Wortspielereien und stellten so die vielen anwesenden Wissenschaftler und Höhlenforscher vor.
Dr. Stefan Flindt wiederum lud mittels Fotos und einem interessanten Vortrag zu der Reise in die Lichtensteinhöhle und den vielfältigen Forschungen der letzten zehn Jahre ein, die weiter voranschritten und auch nach 25 Jahren noch nicht beendet sind.

Landesarchäologe Dr. Henning Haßmann wiederum gab sich sehr begeistert, dass die HEZ-Besucherzahlen ebenso stimmen wie die Inhalte. Er kenne nur wenige Museen, die Forschung von der Erdgeschichte an bis hin zur Archäologie zeigen können. Er sei völlig begeistert darüber, dass es die Lichtensteinhöhle im HEZ noch einmal gebe. Das, was der Fund und das Museum ausstrahlen, sei nicht nur von europäischer Bedeutung, es werde immerhin weltweit beobachtet. Es sei eben eine absolute Glückssituation gewesen, in der Lichtensteinhöhle eine Zeitkapsel mit besonderer Erhaltungsqualität zu finden und diese im HEZ zu präsentieren.

Ortrud Krause ließ es sich abschließend nicht nehmen, daran zu erinnern, dass das HEZ seit seiner 15-monatigen hochkonzentrierten Bauzeit und der Eröffnung am 10. Juli 2008 von inzwischen fast 718.000 Gästen oftmals fast überwältigt wurde. Aber sie habe in diesen zehn Jahren immer ein zwar kleines, aber äußerst mitziehendes Team um sich gehabt, auf das sie sich verlassen konnte und kann; ein Team, das sehr viel zu leisten habe. Ihnen und den Partnern in der Region sprach sie ein großes Dankeschön aus und überreichte auch jeweils eine Rose.

Bevor dann noch Martin und Anja Hampe alias „con aglio“ aus Osterode, mittels Stimme und Instrumenten für gute Unterhaltung sorgten, war schließlich ein humorvoller Film zu sehen, der augenzwinkernde Einblicke in den alles anderen als langweiligen und sehr umtriebigen HEZ-Alltag sowie die Leistungen und Auszeichnungen der letzten Jahre gewährte.

Ein kurzweiliger, langer Abend, der zehn Jahre HEZ ebenso wie 25 Jahre Forschung in der Lichtensteinhöhle kreativ feierte, ging bei Musik und Häppchen zuende.pb