BDO in der Plattenkiste

Bundesverband der Organtransplantierten informiert über das Leben nach Transplantationen und seine Arbeit

Berichteten Martina Gilica (links) und den „Plattenkisten“-Hörern über das Leben mit transplantierten Organen und die Arbeit des BDO (ab 2. von links): Luisa Huwe, Hartmut Roestel und Frank Hasenpatt.

Bockenem. Viel zu erzählen gab es in der Sendung „Plattenkiste“ bei NDR 1 Niedersachsen. Der Bundesverband der Organtranplantierten mit Hauptsitz in Bockenem war zu Gast in der Plattenkiste des NDR-Radio. Luisa Huwe, Hartmut Roestel und Frank Hasenpatt von der Regionalgruppe Niedersachsen unterhielten sich mit Moderatorin Martina Gilica über die Arbeit des (BDO) für Angehörige und Betroffene.

Luisa Huwe hat eine längere Krankengeschichte hinter sich: 2005 wurde ein gutartiger Tumor an ihrem Herzen entdeckt, doch es ging ihr gut genug – zunächst. 2014 war erstmals eine Operation wegen steigender Probleme erforderlich, und von da an hat sie sich mehr mit dem Thema beschäftigt.

Sie informierte sich am Tag der Organspende 2015 und trat dann in den Bundesverband ein. Hier konnte sie sich mit anderen Betroffenen austauschen. In diesem Jahr im Februar hatte sie starke Herzrhythmusstörungen, so dass mehrfach ihr implantierter Defibrillator auslöste.

Sie kam umgehend ins Krankenhaus, wurde auf die Liste gesetzt und musste fortan auf ein Spenderherz hoffen. Es dauerte mehr als sechs Wochen. An einem Abend im April war es so weit, sie spielte gerade Karten mit Freundinnen und war sehr aufgeregt, als sie erfuhr, dass ein Spenderherz für sie gefunden war. Sie weinte und lachte und wusste natürlich, dass ihr eine schwere Operation bevorstand, erzählt sie.

Die Frau von Hartmut Roestel hatte bereits 1999 Probleme mit der Lunge. In Hannover wurde festgestellt, dass ihr nur noch eine Transplantation helfen konnte, berichtet er. Drei Jahre lang stand sie auf der Warteliste, lebte am Sauerstoffgerät und saß im Rollstuhl. 2002 kam die Operation. Zwei Jahre später trat das Paar in den Verband der Organtransplantierten ein, denn dort bekamen sie viele Informationen – für Patienten wie auch für Angehörige.

Es geht beispielsweise um die Weiterführung des Lebens oder Rentenbeantragungen. Es gibt Spezialisten beim Bundesverband, die zu den einzelnen Themen Auskünfte geben können. Seit inzwischen 21 Jahren ist Frank Hasenpatt herztransplantiert. Kurz nach der Operation fand er einen Flyer vom BDO und trat ein. Ihm war besonders wichtig, mit Menschen zusammen zu kommen, die ihn aus eigenem Wissen verstehen.

So viel Mühe sich auch Angehörige geben, ist es doch nicht dasselbe, wie mit Menschen zu sprechen, die ebenfalls transplantiert sind. Er entschied sich für die Mitarbeit an Ständen und schätzt die Kontakte zu anderen Menschen bis heute. Für Luise Huwe ist der Austausch mit ihm entscheidend auch für ihr eigenes Leben. Es geht natürlich auch um das eigene Verhalten: Tabletten-Einnahme, Hygiene-Vorschriften, Umgang mit der Krankenkasse und vieles mehr.

Aber für ihre eigene Familie, ihre Eltern, war es sehr wichtig, sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen zu unterhalten, um wichtige Informationen zu bekommen. Es geht teilweise um alltägliche Kleinigkeiten, auf die gesunde Menschen nicht gleich kommen: Zimmerpflanzen müssen zum Beispiel von normaler Erde auf Hydrokultur umgetopft werden. Aber auch der persönliche Umgang stürzt Angehörige in große Zweifel.

Ihre Mutter hatte anfangs große Angst, Viren oder Bakterien auf Luise zu übertragen, und wagte deshalb anfangs im Krankenhaus nicht einmal, die transplantierte Tochter zu umarmen. Hier klären die Informationen des Bundesverbandes der Organtransplantierten auf, auch über den richtigen Umgang mit den Transplantierten. Das Thema Organspende ist Luise Huwe wichtig. Sie ist oft auf Veranstaltungen, um dort Menschen zu informieren.

Dort werden ihr viele Fragen gestellt. Viele Menschen seien nicht ausreichend über das Thema Organspende informiert oder zweifeln, ob der Spenderausweis genügt. Huwe ist deshalb sicher, es würde weit mehr Spender geben, wenn es die Widerspruchsregelung geben würde: Jeder ist automatisch Spender, wenn er nicht widerspricht. Hartmut Roestel hat erlebt, dass sich niemand mit dem Thema befasst, der nicht direkt – selbst oder durch Angehörige – damit zu tun hat.

Auch er ist deshalb für die Widerspruchsregelung, die vielen Betroffenen neue Chancen aufs Leben eröffnen würde. Er gibt zu bedenken, dass ein Nierenkranker noch weitaus längere Wartenzeiten auf ein Spenderorgan überstehen muss. Frank Hasenpatt bestätigt das. Er musste zeitweise mit einem Kunstherz die lange Leidensperiode überstehen, bis sein Spenderherz transplantiert werden konnte.

Die Gäste sind sich einig, dass es eine gute Regelung für alle Betroffenen geben muss. Gemeinsam mit ihrem Vater leitet Luise Huwe den BDO in Niedersachsen. Sie hofft auf weitere Mitglieder – passive wie aktive, um künftig noch mehr Menschen nützlich sein zu können. Frank Hasenpatt wünscht sich, dass sich alle Menschen mit diesem wichtigen Thema auseinander setzen, auch wenn sie selbst nicht betroffen sind.red

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