Berufseinstiegsbegleitung vor dem Aus

Finanzielle Förderung für Programm in den Oberschulen läuft aus

Carola Hahn ist eine von zwei Berufseinstiegsbegleitern an der Oberschule Bockenem. Das Programm läuft jedoch aus, neue Schüler können nicht mehr aufgenommen werden. Für die Beteiligten eine Katastrophe.

Bockenem. Das Projekt der Berufseinstiegsbegleitung in der Oberschule Bockenem ist schon als Erfolg zu bezeichnen. Eingeführt wurde es im Jahr 2009 in der damaligen Hauptschule und soll Hauptschülern ab der Vorabgangsklasse helfen, ihren Schulabschluss zu erhalten und anschließend einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Doch dieses Programm steht nun vor dem Aus. Lediglich die Jungen und Mädchen, die bereits im vergangenen Schuljahr Teil des Programmes waren, werden weiter beraten, neue jedoch nicht mehr aufgenommen. Grund ist der Auslauf eines Teils der Finanzierung. Die Gelder kamen bisher zur Hälfte von der Bundesagentur für Arbeit, die andere Hälfte vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF). Letztere laufen mit der Förderperiode ab 2020 aus.

„Es ist sehr kurzsichtig, das Programm einzustellen“, sagt Carola Hahn. Sie ist seit Februar 2013 eine von derzeit zwei Berufseinstiegsbegleitern an der Oberschule in Bockenem. Vor rund einem Jahr erfuhr sie davon, dass der eine Teil der Finanzierung ausläuft. Die Bundesregierung hatte bereits seit Beginn des Programmes im Schuljahr 2012/13 darauf hingewiesen, das ab 2019 eine neue Ko-Finanzierung gefunden werden muss. Doch lediglich die Bundesländer Bayern und Sachsen sowie eventuell Nordrhein-Westfalen und Hamburg werden diese Lücke schließen. In allen anderen Ländern läuft das Programm nach und nach aus.

„Wir hatten schon Hoffnung, dass das noch wird“, berichtet Hahn im Gespräch mit dem „Beobachter“. Doch inzwischen sieht es schlecht aus, aus dem niedersächsischen Landtag gibt es keine Signale, die Gelder bereitzustellen. Dabei sei die Berufseinstiegsbegleitung wichtig. „Es gibt viele Jugendliche, die in der Schule viele Probleme haben, im Betrieb dann aber richtig aufblühen“, so Hahn. Sie und ihr Kollege Michael Schauzu, der seit einem guten halben Jahr mit dabei ist, geben den Schülern eine Art Rundum-Paket.

Ab der 8. Klasse kommen die Jugendlichen des Hauptschulzweiges in den Genuss der Hilfe. „Zunächst schauen wir, wo die Stärken liegen, wohin es gehen soll und ob dieses Ziel realistisch ist“, erklärt die 49-Jährige. Oftmals kennen die Schüler mögliche Ausbildungsberufe oder ausbildende Unternehmen gar nicht, selbst solche direkt vor Ort. Als Beispiel nennt sie die Bockenemer Firma Betonbau, immerhin einer der größten Arbeitgeber der Stadt. Die sucht regelmäßig nach Arbeitskräften und Auszubildenden, ist aber selbst vielen Einheimischen nicht bekannt. „Die klassischen Berufe wie KFZ-Mechaniker sind den meisten bekannt. Dass es aber auch mehrere ähnliche Berufe gibt, wissen viele Schüler gar nicht. Schon dabei helfen wir“, teilt Hahn mit.

Anschließend geht es darum, Praktikumsplätze und Ausbildungsbetriebe zu finden, Bewerbungen zu schreiben, Vorstellungsgespräche vorzubereiten. „Besonders schön ist es dann, wenn jemand einen Ausbildungsplatz gefunden hat“, freut sich auch die Berufseinstiegsbegleiterin über Erfolge ihrer Schützlinge. Und Erfolge gibt es viele. Allein in diesem Jahr haben acht Schüler, die nach dem 9. Jahrgang die Schule verlassen haben, einen Ausbildungsplatz erhalten. Auch vom 10. Jahrgang sind diesmal viele Abgänger bald in einer Ausbildung. Mit der Vermittlung in einen Betrieb oder auch eine weiterführende Schule ist die Betreuung aber noch nicht beendet. „In den ersten Monaten, wenigstens bis zum Ende der Probezeit, begleiten wir die Auszubildenden weiter, um ihnen beim Übergang zu helfen“, so Carola Hahn.

Seit 2009 läuft das Programm, Bockenem war bereits von Beginn an eine Modellschule, bevor die Hilfe ab 2012 in größerem Stil aufgebaut wurde. Auch die Oberschulen in Lamspringe, Seesen, Söhlde sowie verschiedene Förderschulen konnten in den vergangenen Jahren darauf zurückgreifen. Bundesweit rund 3.000 Schulen nehmen teil, jährlich kommen 25.000 Schülerinnen und Schüler neu in das Programm. In Niedersachsen waren es zuletzt 211 Schulen mit gut 2.300 Jugendlichen. Diese Hilfe für die schulischen Problemfälle wird nun zuende gehen, wenn nicht noch ein kleines Wunder geschieht. Die Schüler des 9. und 10. Jahrganges werden noch betreut, doch neue werden nicht mehr aufgenommen. Für Hahn und die Oberschule Bockenem ist das eine Katastrophe, denn damit wird denjenigen die Hilfe gestrichen, die sich am nötigsten hätten.dh

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