Harte TÜV-Prüfung für Dampfmaschine

Test in Störy ist erfolgreich verlaufen / Andampfen findet im Mai beim Tag der offenen Tür statt

Mark Kamin kontrolliert unter anderem die Ventile. Ein wenig Öl kann auch nicht schaden.

Störy. Gerade in der Weihnachtszeit sorgt Oberprimaner Hans Pfeiffer in der allseits beliebten „Feuerzangenbowle“ für Spaß auf der Fernsehcouch. Da läuft Heinz Rühmann doch bei einem ganz besonderen Thema zur Höchstform auf. „Wat is’n Dampfmaschin?“, will er von seinen Klassenkameraden wissen, nachdem er sich als Professor Crey verkleidet hat. Wetten, dass die Hanomag-Freunde in Störy die richtige Antwort parat hätten?

Seit Monaten beschäftigen sich die Mitglieder der Hanomag-Interessengemeinschaft mit der Technik einer fast 100 Jahre alten Lokomobile. Das ist eine fahrbare Dampfmaschine. Lokomobilen wurden in der Landwirtschaft zum Antrieb von Maschinen benutzt. Auch beim Betrieb von Entwässerungspumpen kamen sie zum Einsatz. So viel zur Theorie. Doch wie bekommt man solch ein Ungetüm zum Schnaufen, wenn es keinerlei Baupläne oder Anleitungen mehr gibt und sie vermutlich vor 20 Jahren bei einem Oldtimertreffen letztmalig unter Dampf stand? Da taten sich vor den Schraubern eine Menge Probleme auf. „Bei einem Oldtimerfahrzeug gibt es auch nach Jahren noch irgendwo Unterlagen“, berichtet der Vorsitzende der IG, Horst-Dieter Görg. So war guter Rat teuer. Zum Glück gibt es Fachleute, die mit der Materie bestens vertraut sind. Manchmal musste halt etwas experimentiert werden, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten.

Wie kommt nun die von der englischen Firma Marshall & Sons im Jahr 1922 hergestellte Dampfmaschine nach Störy? Bis zum Jahr 2013 stand die Lokomobile „Angelika“, die der Restaurator nach seiner Ehefrau benannt hat, im Technik- und Verkehrsmuseum in Stade. Nach dessen Auflösung wurde sie vom Verein Mobile Welten in Hannover neben 10.000 weiteren Einzelstücken übernommen. Doch im neuen Standort auf dem Gelände des hannoverschen Straßenbahn-Museum in Wehmingen war nicht genug Platz für die historische Technik. Auch bei den Freunden historischer Fahrzeuge in Immensen sah es ähnlich aus. Weil es in Störy genügend Fachleute und freie Flächen gibt, nahm die Hanomag-IG schließlich die Lokomobile in Pflege. Damit verbunden war der Wunsch, sie auch der Öffentlichkeit in Aktion zu zeigen. Dafür ist aber eine Abnahme durch den TÜV zwingend notwendig.

Den ersten Teil der dreistufigen Prüfung hat die Lokomobile bereits hinter sich. „Bei der Materialstärke und Fertigkeitsprüfung gab es schon mal gute Noten“, erläutert Horst-Dieter Görg. Auch die Kaltwasserdruckprobe, bei der der Kessel randvoll mit Wasser gefüllt und dann mit der Handpumpe der doppelte Betriebsdruck erreicht wird, gab keinen Grund zur Beanstandung. Diese beiden Punkte waren Voraussetzung, um die Lokomobile überhaupt anheizen zu dürfen. Nun steht in den nächsten Tagen noch eine äußere Prüfung samt Kontrolle der Sicherheitsventile durch einen Prüfingenieur des TÜV aus. Die Hanomag-Leute sind aber guter Dinge, am Ende das heiß begehrte Siegel zu bekommen. Drei Jahre darf die Dampfmaschine dann auch in der Öffentlichkeit betrieben werden.

Der Test auf dem Gelände des Technik-Forums Hanomag in Störy verlief jedenfalls sehr erfreulich. Nachdem drei Stunden angeheizt wurde, war der Betriebsdruck von sechs Bar erreicht. Der Tag der offenen Tür in Störy am 6. Mai bietet die besten Bedingungen für ein offizielles Andampfen. Anschließend geht die fünf Tonnen schwere Lokomobile auf Reisen zu verschiedenen Veranstaltungen.

Die größten Probleme bei der Restaurierung bereitete Horst-Dieter Görg und seinen Technikfreunden die Maschinenspeisepumpe, die zunächst einfach nicht laufen wollte. Sie wurde zerlegt, gesäubert und abgedichtet. Nach der TÜV-Prüfung, die am letzten Freitag stattfand, wird das Wasser, das sind immerhin 800 Liter, im warmen Zustand abgelassen. Die Restwärme sorgt für eine Trocknung der Leitungen, Ventile und des Kessels. „Wasser im Winter ist Gift für eine solche Maschine“, so Görg. Auf einen positiven Nebeneffekt müssen die Hanomag-Freunde auch noch bis zum nächsten Anfeuern warten. In den lodernden Flammen lassen sich auch ganz prima Würstchen brutzeln. Die rauchige Note gibt es kostenlos dazu.red

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