TGM unterzeichnet Charta der Gleichstellung

Gleiche Bezahlung, gleiche Chancen – „Bei uns ist das schon selbstverständlich“

Mit ihrer Unterschrift tritt das Unternehmen Toyoda Gosei Meteor der „Charta der Gleichstellung“ bei (von links): Edeltraud Glänzer (stellvertretende Bundesvorsitzende der IG BCE), Katsumi Saito (Geschäftsführer) und André Matz (Leiter Recht & Personal).

Bockenem. Eigentlich sei es eine Selbstverständlichkeit und die Unterzeichnung hätte schon vor Jahren stattfinden können. Denn Männer und Frauen seien im Unternhmen bereits jetzt gleichberechtigt. Und dennoch unterzeichnete die Toyoda Gosei Meteor (TGM) nun die „Charta der Gleichstellung“. Damit nimmt sich das größte Unternehmen Bockenems selbst in die Pflicht, unter anderem Männern und Frauen das gleiche Entgelt zu zahlen und bei Weiterbildungsmöglichkeiten beide Geschlechter gleich zu behandeln – was laut eigener Aussage schon jetzt der Fall sei. Zur Unterschrift kam auch die stellvertretende Bundesvorsitzende der IG BCE, Edeltraud Glänzer,  nach Bockenem, denn die Charta ist ein Projekt der Gewerkschaft.

Seitdem die Meteor 2014 von Toyoda Gosei übernommen wurde, kämpft Betriebsratsmitglied Sabine Kleinhans für die Unterzeichnung. Warum dies nun fünf Jahre dauerte, wurde nicht so recht aufgeklärt. Der Betriebsrats-Vorsitzende Olaf Reipert sagte: „Frauen haben schon immer eine große Rolle im Unternehmen gespielt.“ Es gebe, so TGM-Personalchef André Matz kaum noch echte Männerdomänen im Betrieb. Lediglich in der Mischerei sei dies aufgrund der schweren körperlichen Arbeit der Fall. In der Extrusion arbeiten derzeit ebenfalls noch 99 Prozent Männer – doch wird sich dies künftig ändern.

Denn dort gibt es ein hervorragendes Beispiel dafür, wie echte Chancengleichheit aussehen kann (siehe Extra-Kasten). Matz berichtete aus seiner eigenen Erfahrung. Er ist noch vor der deutschen Einheit in der Oberlausitz aufgewachsen. „Ich kenne das gar nicht anders. Dort war es völlig selbstverständlich, dass Frauen und Männer die gleichen Jobs haben.“ Gerade im Westen sei es aber so, dass Frauen eher zurückstecken würden. Sie machen sich bei einer Jobveränderung mehr Gedanken um das Umfeld, was dies beispielsweise für die Familie bedeuten würde. Gerade wenn es um interne Stellenwechsel ginge, würden sich eher Männer melden und sich trauen, etwas Neues anzufangen.

Dem stimmte Gewerkschafts-Vize Glänzer zu: „Ich nenne es das ‘Tanzstunden-Syndrom’. Frauen warten eher darauf, angesprochen zu werden, anstatt selbst aktiv zu werden. Zudem haben sie häufig das Schuld-Gen und fühlen sich für die Familie zuständig.“ Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spiele daher die Schlüsselrolle, wenn es um Gleichstellung gehe. Gleichzeitig gehe es aber nicht nur um Gleichstellung der Geschlechter, sondern auch von jung und alt sowie aller Nationalitäten.

Mottainai – so das japanische Wort, dass als Überschrift über das laufende Geschäftsjahr steht. Es lässt sich mit „Ressourcenschonung“ übersetzen und wird in Japan vor allem von Umweltschützern genutzt. Bei Meteor wird darauf geachtet, keine Rohstoffe zu verschwenden – aber auch keine menschlichen Ressourcen. Katsumi Saito, seit fünf Monaten Geschäftsführer, hatte zuvor bereits im Hauptquartier in Japan die Aufgabe, Frauen zu fördern. „In Japan ist das aufgrund des traditionellen Denkens nicht so einfach. Da ist Deutschland schon weiter“, erklärt er. Als das Projekt „Charta der Gleichstellung“ an ihn herangetragen wurde, habe er nicht gezögert, dem zuzustimmen.

Dass sich nicht alles auf einmal umsetzen lasse und auch nicht alles für jedes Unternehmen passe, sagte Gewerkschaftsvertreterin Glänzer. Wichtig sei aber, eine entsprechende Kultur zu etablieren, dass Frauen etwas wagen. Außerdem sei die Charta ein wichtiges Signal sowohl nach innen und nach außen. Der Bezirksleiter der IG BCE Alfeld, Peter Winkelmann, bestätigte, dass Toyoda Gosei Meteor das erste Unternehmen im Landkreis Hildesheim ist, dass die Charta unterzeichnet. „Das ist ein guter Impuls und wird uns auch anderswo Türen öffnen“, ist er sich sicher. Deutschlandweit ist TGM seit dem Beginn 2013 das 77. Unternehmen, das die Charta unterzeichnet.

Alle Beteiligten bestätigten, dass sich in den vergangenen Jahren bereits einiges gewandelt habe. Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gebe es Verbesserungen, Männer nehmen mehr Elternzeit, selbst auf der Ebene der Führungkräfte. Auf dem Weg, dieses noch weiter auszubauen und Frauen zu ermutigen, selbst Chancen wahrzunehmen, soll die Charta ein weiterer Schritt sein.dh

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