Was tun gegen den Leerstand?

Arbeitsgruppe der ILE-Region beschäftigt sich mit leerstehenden Häusern

Ein Positivbeispiel, was aus einem alten, leerstehenden Fachwerkhaus in Innenstadtlage werden kann: Das Geschäft der beiden Uhrmacher am Bockenemer Buchholzmarkt. Auf weitere ansprechende Projekte hofft die Arbeitsgruppe, die sich mit Leerständen in der ILE-Region beschäftigt.

 

 

Bockenem. „Ist ihr Haus einsam?“ – so heißt der Slogan auf einem Flyer, den eine der Arbeitsgruppen im Rahmen der Integrierten ländlichen Entwicklung (ILE) Region nette innerste bereits vor einiger Zeit herausgebracht hat. Sie befasst sich mit dem Thema Leerstand. Denn während in den Außenbereichen der Städte immer weitere Neubaugebiete ausgewiesen werden, wird es in den Innenbereichen leerer und leerer. Zu einer Regionalkonferenz lud die Arbeitsgruppe daher nun alle Interessierten aus den Gemeinden Holle und Schellerten sowie den Städten Bockenem und Bad Salzdetfurth.

Norbert Lütke vom Amt für regionale Landesentwicklungbetonte: „Lieber in Altbau investieren, als Neubaugebiete ausweisen.“ Denn in alten Gebäuden stecke viel Potenzial. Insbesondere in den Gebieten, die in den Dorferneuerungsprogrammen sind (Holle und Ambergau-Süd), könnten diese von Grund auf erneuert werden und es gebe Zuschüsse. Unwahrscheinlich jedoch, dass sein Appell Gehör findet. Denn viele Städte und Gemeinden sind momentan damit beschäftigt, weitere Neubaugebiete auszuweisen oder dies vorzubereiten. So auch in Bockenem, wo ein weiterer Teil des Wohnparks Ost erschlossen werden soll. Allerdings, mit der Innenstadtsanierung wird auch für deren Entwicklung etwas getan.

Der Schlewecker Kai Buschbom beschäftigte sich in seiner Bachelorarbeit unter anderem mit den Gründen für den Leerstand in ländlichen Regionen und untersuchte dazu insbesondere die Kommunen Bockenem und Holle. Hauptursache ist demnach die Entwicklung in der Landwirtschaft. Von 1949 bis 2015 sind in Deutschland in der Landwirtschaft über vier Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen. Mehr als 1,3 Millionen landwirtschaftliche Betriebe haben in dieser Zeit aufgegeben. Durchschnittlich verlor jedes der rund 35.000 Dörfer somit 119 Arbeitsplätze. In Bockenem gibt es derzeit noch 30 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in der Landwirtschaft, das entspricht 1,1 Prozent. In seinem Heimatort Schlewecke werden von 33 Hofstellen nur noch drei von Landwirten genutzt. Die Verwurzelung in der Region ist dadurch sehr stark gesunken.

Bianka von Roden, Regionalmanagerin, berichtete davon, dass rund zehn Prozent der Häuser in der ILE-Region nette innerste leer stünden. Bei 13,5 Prozent besteht ein entsprechendes Risiko. Entweder dadurch, dass die Bewohner alt und derzeit keine Nachfolger in Sicht sind oder dadurch, dass es sanierungsbedürftig ist. Die Arbeitsgruppe ist bereits seit einiger Zeit daran, gegen die Leerstände vorzugehen. „Wir haben 300 Eigentümer von leerstehenden Häusern angeschrieben und gefragt, was sie mit ihren Häusern vorhaben. Einige haben geantwortet, die anderen schreiben wir noch einmal an.“

Bereits seit einiger Zeit gibt es im Internet eine Plattform der vier Kommunen, auf der leere Häuser angeboten werden können. Jeder Hausbesitzer kann sich an seine Verwaltung wenden und sein Haus entsprechend anmelden oder dies auch selbst auf der Seite www.nette-innerste.de tun. Dort sind auch bereits einige Leerstände mit Infos aufgelistet. Ein weiteres Projekt: Die Hofläden in den Kommunen werden dort inklusive der Angebote aufgeführt. 18 Läden sind es derzeit, bei denen es von Eis bis Honig bereits eine Vielzahl von Angeboten gibt.dh

Bockenem

Herzlichen Glückwunsch, Stadt Bockenem!