„Den monatlichen Treffen haben wir immer entgegengefiebert“

Erika Michel ist das letzte lebende Gründungsmitglied der Lutteraner LandFrauen / Heute Abend steht das 70. Vereinsjubiläum an

Renate Geldmacher-Ternedde, 1. Vorsitzende der Lutteraner LandFrauen, freut sich, dass mit Erika Michel (links) noch ein Gründungsmitglied des Vereins lebt. Gemeinsam blickten die beiden Frauen dieser Tage zurück, denn der Ortsverein feiert am heutigen Freitagabend sein 70-jähriges Bestehen.

Lutter. Die Zeiten waren schwer, auf den heimischen Bauernhof mussten die Frauen mit anpacken. Haus, Hof, Familie – so war es 365 Tage im Jahr, auch für die Lutteranerin Erika Michel. Im Jahr 1948 wurde der für viele eher eintönig wirkende Alltag durch eine Vereinsgründung durchbrochen. Im Barenberger Hof gründeten Bäuerinnen damals die LandFrauen Lutter. Mit dabei war Erika Michel. „Meine Mutter sagte damals zu mir, dass ich zur Versammlung mitgehen soll“, erinnert sich die Lutteranerin zurück. Als ein Gründungsmitglied ging die heute 95-Jährige in die Vereinshistorie ein. Am heutigen Freitagabend werden die Lutteraner LandFrauen ihr 70-jähriges Gründungsjubiläum begehen, eine Besonderheit gibt es, Erika Michel ist die einzige, die alle sieben Jahrzehnte miterlebt hat, denn sie ist das letzte lebende Gründungsmitglied des Vereins.

Wie der Name verrät, waren am Anfang im Verein ausschließlich Bäuerinnen aktiv. Gut 20 bis 30 waren sie anfänglich, schon damals kamen sie einmal im Monat zusammen. „Den monatlichen Treffen haben wir immer entgegengefiebert“, blickt die Lutteranerin im Gespräch zurück. Denn es bedeutete für sie, raus aus dem Alltag, Neues erleben. Schwer haben sie sich schon damals damit getan, eine passende Uhrzeit für Treffen zu finden. Schließlich mussten die Frauen um 17 Uhr wieder im Stall stehen und die Tiere versorgen. Sie einigten sich auf 14 Uhr. „Die Uhrzeit wird heute immer noch leidenschaftlich diskutiert“, wirft die 1. Vorsitzende Renate Geldmacher-Ternedde ein. Für berufstätige Frauen, ist der Termin nicht gerade passend, heutzutage fangen sie um 14.30 Uhr mit ihren Treffen an.

„Ab und zu ist man bei den Treffen ein klein wenig eingeschlafen, weil man so fertig von der Arbeit war“, erinnert sich Erika Michel mit einem Lächeln auf den Lippen. Zu Hause musste sie sich ja auch noch um ihre vier Kinder – zwei Jungen und zwei Mädchen – kümmern. Wenn sie von der Schule kamen, musste ja jemand zu Hause sein. Doch die zweieinhalb Stunden vergingen wie im Flug. Ein Highlight war, wenn die LandFrauen gemeinsam einen Ausflug unternahmen. So kamen die Frauen raus aus ihrem Ort und hatten etwas zu erzählen, beschreibt das Gründungsmitglied.

Mit dem Blick in die Historie der Lutteraner LandFrauen hat sich kaum etwas verändert. Fünf Vorsitzende gingen in die Geschichte ein. Seit elf Jahren hat die Nauenerin Renate Geldmacher-Ternedde den Vorsitz inne. Unheimlich stolz ist sie, noch ein Gründungsmitglied in ihrem Verein zu wissen. „Wir können uns gar nicht vorstellen, wenn Erika nicht mehr ist“, sagt sie im Gespräch und streichelt der Lutteranerin liebevoll über den Arm.

Vor allem beim Betrachten der alten Fotografien wird deutlich, wie viel die Lutteranerin noch weiß. Immerhin war sie auch Ortsvertrauensfrau im Verein und damit das Bindeglied zwischen Vorstand und Mitglieder. Da das Einzugsgebiet der LandFrauen Lutter nicht nur den Flecken, sondern auch die anderen Orten der Samtgemeinde und Rhode umfasst, gibt es mehrere Ortsvertrauensfrauen. Steht ein Ausflug oder eine Aktion an, dann sind es diese Frauen, die bei den Mitgliedern fragen, wer dabei ist. Oder Kuchen für das Dorffest backt, mit ihrem Stand sind die LandFrauen hier von Anfang an dabei. Auch Erika Michel hat jahrzehntelang Kuchen gebacken und die anderen dann geschnitten.

Erstaunt war Erika Michel als Renate Geldmacher-Ternedde ihr erzählte, wer alles neu dabei ist, einige Hahäuserinnen traten bei. Mit Blick in die Vereinshistorie keine Selbstverständlichkeit. „Früher haben sich die Hahäuserinnen nach Seesen orientiert, aber viele sind mittlerweile bei uns aktiv“, freut ich die 1. Vorsitzende. In den sieben Jahrzehnte ist die Mitgliederzahl auf 118 gewachsen, damit sind die Lutteraner LandFrauen mit der größte Verein im Kreisverband Goslar. Kreisweit gibt es solch einen Verein in fünf Orten – nämlich in Bad Harzburg, Goslar, Langelsheim, Lutter und Seesen.

Bei der 60 Jahrfeier im Jahr 2008 konnte Renate Geldmacher-Ternedde drei Gründungsmitglieder auf der Bühne für ihre 60-jährige Mitgliedschaft auszeichnen. Olga Asperling, Ruth Behrens und Erika Michel waren die Jubilarinnen vor Ort, verhindert waren Martha Richter und Anna-Helene Meyer-Gaus.
Für ihre 70-jährige Mitgliedschaft wird Erika Michel heute Abend geehrt, eine besondere Auszeichnung, die nicht alltäglich ist. Übrigens feiert sie am kommenden Montag, 16. April, ihre 96. Geburtstag.syg