Warum ein schwarzes Schaf zum Helden wird

Die Lutteraner gehen bei ihrem Krippenspiel seit 2015 neue Wege / Das aktuelle Stück hatte es in sich

In die Rolle des Engels-Chores schlüpfen die Dritt- und Viertklässler der Kurt-Klay-Schule.

Lutter. Die Weihnachtsgeschichte ist das Herzstück eines jeden Krippenspiels. Doch wie sie ausgestaltet wird, liegt an den Protagonisten. In der Kirchengemeinde Lutter haben diese Aufgabe Petra Cassebaum und Eileen Urbanek inne. Sie haben einen neuen Impuls gesetzt, der bei den Darstellern sehr gut ankommt. In diesem Jahr gingen sie noch einen Schritt weiter.

Die beiden Frauen haben das Lutteraner Krippenspiel quasi revolutioniert. Zwei wichtigte Neuerungen haben sie hineingebebracht. Früher allein nur von den Grundschülern gespielt, agierten nun zum dritten Mal die Vor- und Hauptkonfimanden in den Hauptrollen. Auch zwei aktuelle Konfirmierte wirkten mit. Vervollständigt wurde das Ensemble von Dritt- und Viertklässlern. Das hatte praktische Gründe, denn, wie Petra Cassebaum im Gespräch berichtet, winken die Konfirmanden bei Engel- und Tierkostümen ab. Peinlich sei das. Da die beiden Organisatoren die Grundschüler dafür begeistern konnten, übernahmen die Kinder halt diese Rollen. Die Mädchen bildeten den Engelchor, die Jungen spielten die Tiere im Stall. Zweite und wichtige Neuerung war die Erzählweise. In Lutter wurde zum dritten Mal ein Musical präsentiert. „Damit kann ich die Konfirmanden mehr begeistern, als mit der reinen Geschichte als Erzählung”, sagt Petra Cassebaum im Gespräch.

In Internet schaute die Lutteranerin nach einem passenden Krippenspiel. Schließlich muss das Stück auch für 40 Kinder geeignet sein, so viele waren am Heiligen Abend wieder dabei. Sie wurde fündig. Anfang November begannen die Proben für „Samy und das Weihnachtswunder”. Einmal pro Woche kamen die Kinder und Jugendlichen zusammen. Einer großen Herausforderung mussten sich alle in diesem Jahr stellen. Das Stück bestach durch seinen großen Liedanteil, allein zehn Lieder mussten einstudiert werden, Solo- und Gruppenlieder inklusive. Der reine gesproche Text war eher nur Beiwerk. Instrumental wurde das Stück von Marlon Winter an der Gitarre und Lukas Großer am Klavier begleitet.

Der Stall in Bethlehem wurde auch in dieser Geschichte zum Handlungsort. Drei Tauben schauten sich das Geschehen vom Dachbalken aus an. In Lutter standen die Taubendarstellerinnen auf der Kanzel und sangen.

Im Mittelpunkt stand der kleine Samy, ein schwarzes Schaf, das von seiner Herde ausgegrenzt und gemobbt wird. Denn die anderen sind weiß. Als die Geburt des Jesuskindes bevorsteht, sollen die Tiere aus dem Stall. Was sie auch taten, doch nach der Geburt wird die Unterkunft zum Wallfahrtsort. Auch die Tiere kehren zurück. Die kleine Familie sehnt sich nach Ruhe, so bittet Maria die Tiere, erneut zu gehen. Doch der kleine Samy bleibt zurück. Er wird schließlich zum Helden dieser Weihnachtsgeschichte, denn als Maria und Josef schlafen, bemerkt er als einziger, dass das Jesuskind friert. So schleicht sich Samy zum Kind, um es mit seinem Fell und seinem Atem zu wärmen.

„So etwas habe ich in unserer Lutteraner Kirche noch nicht gesehen, einfach Klasse”, war aus Reihen der Zuschauer zu hören. Bei ihnen kommt das Krippenspiel als Musical immer sehr gut an. In diesem Jahr haben Petra Cassebaum und Eileen Urbanek gemeinsam mit den 40 Kindern und Jugendlichen neue Maßstäbe gesetzt. Zumal die beiden Frauen Kostüme und Requsiten mit viel Liebe zum Detail auswählten. Einen kleinen Fundus gibt es seit 2015, hier sind unter anderem die Umhänge für die heiligen drei Könige zu finden. Die Kostüme für die Tauben mussten neu genäht werden.

Eines ist sicher, auch 2018 werden Konfirmanden und Grundschüler wieder gemeinsam in der St.-Georg-Kirche die Weihnachtsgeschichte zum Leben erwecken. Garantiert wieder als Musical. Doch was es sein wird, weiß Petra Cassebaum noch nicht. Erst im Sommer 2018 will sie sich so langsam wieder damit befassen. Jetzt will sie erst einmal das Jahr im Kreis der Familie ausklingen lassen. Aber alle sind schon gespannt, was die beiden Organisatoren im kommenden Jahr wieder aus dem Hut zaubern werden. Nach „Die Tiere im Stall” im Jahr 2015, dem „Icker Krippenspiel” (2016) und „Samy und das Weihnachtswunder” wird das Musicalkapitel in Lutter dann fortgeschrieben.syg