Abi 2019 – das letzte vor der Lücke

Ein engagierter Jahrgang verlässt die Schule – und dann kommt die G9-Pause

Die Abiturienten des Jahres 2019

Bad Gandersheim. Der Abiturjahrgang 2019 ist auf mehrfache Weise ein besonderer. Zum einen, der erste, den der seit letztem Jahr leitende Oberstudiendirektor Kilian Müller als Leiter des Roswitha-Gymnasiums verabschieden durfte, um dann im nächsten Jahr keinen ebensolchen zu haben. Denn die Abiturienten dieses Jahres sind die letzten, die nach dem alten G8, also nach der 12. Klasse ihr Abitur ablegen konnten. Ab dem nächsten Jahr gilt das G9, damit wieder wie früher das Abitur nach 13 Jahren. Die jetzt in die zwölfte Klasse nachrückenden Schüler machen ihr Abi also erst 2021. Im nächsten Jahr entsteht eine Lücke.

Zum aktuellen Jahrgang konnte Direktor Müller anmerken, dass 66 SchülerInnen die Reifeprüfung bestanden haben. Davon 13 mit einem Einser-Schnitt und zwei Schülerinnen sogar darunter mit 1,0. Fünf Schüler haben in Nachprüfungen Ausdauer gezeigt, die sie dann doch noch zum Erfolg geführt hat.

„Wir gehen – die Baustelle bleibt“, lautete das Motto des Jahrgangs. Umgesetzt auch mit dem Abistreich, der anstelle des nicht genehmigten Ramba-Zambas getreten war. Das Motto, so Kilian Müller, sei durchaus sehr aussagekräftig und vielsagend. Einerseits trivial, andererseits tiefsinnige Lebensweisheit. Darin stecken Bleiben und Gehen, Kontinuität und Wandel. Man müsse von Zeit zu Zeit auch mal gehen, um neue Erfahrungen machen zu können. Dabei lasse man immer auch etwas zurück, das wie eine Baustelle sei, auf der andere weitermachen. Das Bild passe auch gut auf die Schule.

Bürgermeisterin Franziska Schwarz zitierte die „Toten Hosen“ mit „An Tagen wie diesen...“. An denen mischten sich auch zahlreiche Gefühle, Freude und Abschiedstrauer zum Beispiel. Auch die Eltern müssten an diesem Tag stark bleiben, immerhin haben sie seit diesem Tag ein Schulkind weniger. Schwarz forderte die Abiturienten auf, Mut zu beweisen, anzupacken und sich zu engagieren, zum Beispiel auch, um Gefahren für die Demokratie abzuwehren.

Der Lamspringer Bürgermeister Andreas Humbert fühlte sich an die eigene Abiturzeit erinnert. Den Abiturienten riet er, das nun folgende Jahr auch zu Dingen zu nutzen, für die im späteren Berufsleben vermutlich lange keine Zeit mehr sein werde.

Schulelternratsvorsitzender Dr. Peter Ruhnau sagte, der Jahrgang 2019 werde als ein besonders engagierter in Erinnerung  bleiben. Zum Beispiel beim Feiern, aber auch in der Schule. Herausragend sei der Einsatz um den Erhalt der alten Turnhalle gewesen. Sollte der gelingen, hätten die Abiturienten eine Würdigung dafür verdient.

Die Rede für die Lehrerschaft hielt diesmal Detlef Peschek. Er baute sie auf der Suche nach dem richtigen Schlüsselloch für die Zukunft rund um den Begriff Sozialisation auf. Regeln gebe es in der Schule, in der Freizeit, im ganzen Leben. Feste Vorgaben seien für die meisten Menschen auch sehr wichtig, gerade in einer modernen Welt mit oftmals fehlender Orientierung. Nach der Schule folge zwangsläufig eine Phase der Neu-Orientierung. Für die wünschte Peschek den Abiturienten, dass sie das richtige Schlüsselloch für ihren Weg finden würden.

Für die beiden Abiturienten Franziska Pradel und Tom Becker war es inzwischen die vierte gemeinsame Rede, da sie jahrelang auch als Schülersprecher schon die Abientlassungen begleitet hatten. Dies, so Pradel, sei aber ohne Zweifel die schwerste. In humorigen Erinnerungen an die Oberstufenzeit wurde unter anderem die Frage aufgeworfen, ob man denn in der Schule zu wenig für das Leben lerne. Sicher nicht alles, was wünschenswert sei, aber dennoch erstaunlich vieles, lautete das launige Fazit.

Nach der Zeugnisausgabe gab es auch wieder die Übergabe einer Reihe von besonderen Ehrungen. Allem voran der Lerche-Preis, gestiftet durch die Vereinigung der Eltern, Ehemaligen und Freunden des Roswitha-Gymnasiums, für das beste Abitur. Es ist guter Brauch, dass diesen Preis ein(e) frühere(r) Preisträger(in) übergibt. In diesem Jahr hatte das Gymnasium dafür Gudrun Mojem gewinnen können, die vor genau 40 Jahren mit dem Lerche-Preis ausgezeichnet worden war und heute selbst Schulleiterin einer Grundschule in Berlin ist. Sie konnte den Preis 2019 an gleich zwei Preisträgerinnen überreichen, was bislang wenn überhaupt nur äußerst selten geschah: Emma Zaft und Laura Henke aber hatten beide ihr Abitur mit 1,0 abgeschlossen. Besser ging es nicht.rah