Ärger um Dr. Junk in Goslar: Eine Frage des Charakters

Oberbürgermeister „klaut” Domain der SPD-Kandidatin / Mehr als ein schlechter Scherz?

Goslar. Bürgermeisterwahlen bringen oft eine besondere Brisanz mit sich. In Goslar steht die Wahl im September bevor, und einen Vorgeschmack auf den Wahlkampf gibt es schon jetzt. „Stellen Sie sich vor, jemand würde Ihren Namen für eine Internetadresse verwenden, um Ihnen zu schaden und sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Genau das ist mir passiert. Und zwar nicht mit irgendjemandem, sondern mit Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk” erklärt Herausforderin Urte Schwerdtner, die für die SPD in der Kaiserstadt antritt.

Als Dr. Junk erfahren habe, dass sie für die SPD als Oberbürgermeister-Kandidatin antrete, sicherte er sich offenbar zwei Internetadressen mit Schwerdtners Namen, um ihr ihren eigenen Internetauftritt zu erschweren. Wenn man im Internet ihren Namen als Adresse eingibt, wird man auf die Homepage des Oberbürgermeisters weitergeleitet.

„Für mich ist es eine Charakterfrage, ob man seine Energie nutzt, um anderen zu helfen oder anderen zu schaden. Ich habe für mich entschieden, dass ich helfe”, so Schwerdtner. Das mache sie auf vielfältige Weise. Zum Beispiel, indem sie seit vielen Jahren Spenden für das Projekt „Start-Right“ sammle, damit Kinder und Jugendliche, die weniger auf der Sonnenseite des Lebens stehen, eine schöne Ferienwoche beim Segeln erleben.

Aber auch, indem sie als Jugendrichterin für junge Menschen, die Fehler gemacht haben, einen Weg heraus aus der Krise finde, anstatt immer weiter hinein.”
Auch solche Charakterfragen entscheiden ihrer Meinung nach über die Zukunft einer Stadt. „Möchten Sie einen Oberbürgermeister, der seine Zeit verwendet, um anderen zu schaden oder eine Oberbürgermeisterin, die gern hilft?”, fragt Schwerdtner mehr rhetorisch.

Im Übrigen werde sie sich die Adressen unter ihrem Namen von Dr. Junk zurückholen. „Da er als Jurist scheinbar keine Kenntnis von Namens- und Persönlichkeitsrechten besitzt oder diese vorsätzlich verletzt, brauche er eben ein klares Stoppsignal. „Denn auch für ihn gelten unsere Gesetze”, so Schwerdtner abschließend. Der Wahlkampf in Goslar hat begonnen.

Inzwischen hat Dr. Junk reagiert. Er sei so frei gewesen, und hätte im vergangenen Jahr ein paar Domains reserviert, damit dies kein anderer tue. Er würde die Seiten selbstverständlich wieder frei geben. Versehen ist das Ganze mit einem Zwinker-Smiley. Ob Urte Schwerdtner am Ende gelacht hat, bleibt offen.

Ähnlicher Vorgang im Zuge der Bürgermeisterwahl im Jahr 2019 in Seesen

Einen ähnlich gelagerten Fall hat es in Seesen im Zuge der Bürgermeisterwahl 2019 übrigens auch schon gegeben. Damals hatte jemand die Internetadresse des Bürgermeisters Erik Homann verwendet. Der Unterschied zum Vorfall in Goslar: Es konnte am Ende nicht zweifelsfrei bewiesen werden, wer für den Seitenklau verantwortlich war. Nach der Wahl zumindest war die Seite dann wieder frei... uk