„Allein unter Frauen“

Dirk Reimann ist der erste männliche Kindergarten-Leiter im Kreis Bad Gandersheim

Gremsheim. Noch ist er vielleicht eher ein Exot in der Erzieherbranche, denn vom ihm gibt es noch nicht viele. Seit Mitte Februar hat der 51-jährige Dirk Reimann aus Alfeld die Leitung des Kindergartens in Gremsheim der Lebenshilfe Bad Gandersheim-Seesen übernommen.

Nach seinem Abitur absolvierte Reimann ein Sozialpraktikum im Kindergarten in Garbsen, was eigentlich nur vier Wochen dauern sollte. „Aus den vier Wochen ist dann ein Jahr geworden“, so Reimann humorvoll. Anschließend erfolgte eine Ausbildung zum Erzieher bei der Pestalozzi-Stiftung in Großburgwedel. Eine halbe Stelle berufsbegleitend nebenbei zu bekleiden war Pflicht, sodass Reimann sich beim Annastift in Hannover bewarb und die Stelle auch bekam.

Es sei zwar anstrengend gewesen, Schule und Job unter einen Hut zu bringen, aber es habe sehr viel Spaß gemacht. So viel Spaß, dass er schlussendlich über 23 Jahre im Annastift angestellt war. Dort hatte er eine Gruppe Schüler zwischen sieben und 18 Jahren unter sich, meist körperbehinderte Kinder im Rollstuhl. Vor zwei Jahren sei dann noch ein neues Projekt dazu gekommen, eine Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Immer wieder absolvierte der 51-Jährige Fortbildungen, wie etwa die zum Fachwirt für Kindertageseinrichtungen.

Reimann ist verheiratet und hat drei, inzwischen schon große Kinder. Der Wunsch nach beruflicher Veränderung habe ihn auf die ausgeschriebene Stelle im Kindergarten Gremsheim aufmerksam gemacht. Nach einer kurzen Hospitanz konnte sich Reimann gegen anderere Bewerber durchsetzen.

Nicht nur, dass er jetzt keinen so weiten Weg zur Arbeit hat, freut den Alfelder, sondern auch die Herzlichkeit und die Fröhlichkeit im Kindergarten und im ganzen Ort. „Die Kinder sind einfach toll“, sagt Reimann, der als Mann auch andere pädagogische Ansätze mitbringt. Das Besondere sei, das tägliche gemeinsame Frühstück, was von den Betreuern vorbereitet wird. Da kämen schon mal schnell riesige Berge Rühreier zusammen. In dem Kindergarten sind anderthalb Gruppen vorhanden mit insgesamt 35 Kindern, darunter auch fünf Migrationskinder.

Momentan ist Reimann noch dabei, sein Büro zu sichten, hat aber schon einiges Neues geplant. So möchte er auch gerne in einem Teil der Einrichtung einen Platz einrichten, wo man sich mit einer kleineren Gruppe Kindern auch mal zurückziehen kann, um in Ruhe etwas vorzulesen oder auch, um unter anderem mit den Flüchtlingskindern die Sprache zu trainieren.

Ansonsten steht viel Sport und Bewegung an der frischen Luft auf dem Tagesplan, da auch Reimann selbst ein begeisterter Sportler ist. Einmal in der Woche soll in Zukunft auch die Sporthalle genutzt werden und man macht viele Spaziergänge.

Im Mai ist die beliebte Waldwoche geplant. Ansonsten nutzt man jede Sekunde aus, um draußen zu sein, da sich der Kindergarten an dem Kneipp-Konzept orientiert. Nicht nur im Leitungskreis der Lebenshilfe, sondern auch in dem vorhandenen Betreuerteam, bestehend aus drei Frauen, sei er sehr gut aufgenommen worden.

Irgendwelche Bedenken um die Person eines männlichen Kindergarten-Leiters habe er nicht vernommen. Im Gegenteil habe er bisher nur Positives gehört. „Ich fühle mich wohl hier“, so Reimann, der nicht lange dazu gebraucht habe, sich daran zu gewöhnen, dass man sich hier duzt.hn