„Am Tag danach“ - Ein politisches Theaterprojekt am Gymnasium

Interaktives Planspiel über den absoluten Ausnahmezustand

Planspiele für den Katastrophenfall: Kilian Müller inmitten der SchülerInnen der Klasse 10c.

Bad Gandersheim. Die Klasse 10c des Roswitha-Gymnasiums Bad Gandersheim übt mit einem theatralen, interaktiven Planspiel den absoluten Ausnahmezustand. Das Freie Theater boat people projekt aus Göttingen war zu Besuch am Gymnasium in Bad Gandersheim, um in Kooperation mit Studiendirektor Kilian Müller, dem verantwortlichen Lehrer, in der Klasse 10c ein Projekt durchzuführen.

Im Gepäck hatten die Theaterakteure ihre neueste Produktion – das Klassenzimmerprojekt „AM TAG DANACH“. Anders als beim klassischen Theaterformat teilte sich der Klassenraum nicht in Bühne und Zuschauertribüne. Im Verlauf des interaktiven Planspiels entwarfen die zwei Performer Reimar de la Chevallerie und Christopher Weiß gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern den Verlauf und das Ende der Geschichte.

„Dies ist keine Übung. Der Katastrophenalarm wurde ausgerufen!“ Stellt euch vor, es kommt „hart auf hart“ und es müssen schnelle Entscheidungen getroffen werden. Wie können wir in Ausnahmesituationen und trotz Angst unsere Integrität bewahren? Das war die Grundfrage des Planspiels. Die Schülerinnen und Schülern schlüpften selbst in zugeteilte Rollen mit unterschiedlichen sozialen Status und Berufen. Als fiktive Teilnehmer eines Seminars geraten sie in einem Kongresshotel in eine plötzliche Notfallsituation – der absolute Katastrophenfall wird durch einen Alarm ausgerufen. Der Klassenraum diente plötzlich als sicherer Schutzraum, der unter keinen Umständen verlassen werden durfte.

„Entscheiden Sie sich schnell. Ihnen bleiben drei Minuten Zeit!“

Ein fiktives Computerprogramm führte die Klasse in dem apokalyptischen Szenario durch verschiedene „Levels“. Es galt mehrere Herausforderungen zu meistern, um so die eigene Rettung herbeizuführen. Die Klasse 10c leistete sich hitzige Spiele und Diskussionen: Es galt knifflige Aufgaben zu lösen, existenziellen Entscheidungen zu treffen und moralischen Dilemmata zu debattieren.

Da wird der Frieden, mehr Toleranz und Nächstenliebe gefordert, für mehr Solidarität und gegen Unterdrückung plädiert – immer begleitet von der Frage, was von unseren Werten und unserem Demokratieverständnis übrig bleibt, wenn unter Angst und höchstem Druck Entscheidungen für eine ganze Gruppe gefällt werden müssen.red