Asklepios-Gründer sagt Gespräch ab

Auch Regionalgeschäftsführerin Adelheid May zieht nach der jüngsten Kreistagssitzung Konsequenzen

Goslar. Viel Kritik, wenig Vertrauen, dazu noch die Forderung in der Kreistagssitzung, Adelheid May, Regionalgeschäftsführerin und Geschäftsführerin der Asklepios Harzkliniken und der Asklepios Kliniken Schildautal bei der Gesundheitskonfernenz auszuladen. Sie zog nun persönliche Konsequenzen.

Fakt ist, am kommenden Mittwoch, 13. Dezember, sollte Adelheid May bei der Konferenz den Workshop zum Thema „Entlassungsmanagement” moderieren. Süffisant bemerkte Kreistagsmitglied Rüdiger Wohltmann (Die Linke) am vergangenen Montag, wie passend das doch angesichts der aktuellen Geschehnisse sei. Dabei geht es gar nicht um die Entlassung von Mitarbeitern, sondern um die Patienten. Er formulierte auch die bereits erwähnte Forderung nach einer Ausladung der Regionalgeschäftsführerin. „Adelheid May hatte das Thema während einer Sitzung des Steuerungsausschusses Gesundheitsregion selbst zur Sprache für die Gesundheitskonferenz gebracht”, sagt Landkreissprecher Maximilian Strache auf Anfrage. Das Thema wird am Mitwoch dennoch behandelt. Da der Workshop zum Entlassungsmanagement ohnehin als Doppelmoderation vorgesehen war, übernimmt nun Rainer Rinne von AOK Servicezentrum Goslar alleine.

„Ich habe meine Zusage, im Rahmen der Gesundheitskonferenz einen Workshop zu moderieren, zurückgezogen, um die derzeit sehr emotionale Debatte, die sich in der letzten Kreistagssitzung erstaunlicherweise unvermittelt gegen meine Person richtete, zu beruhigen”, begründet Adelheid May ihre Entscheidung. Sie saß am vergangenen Montag auf der Besuchertribüne und hatte die Diskussion live miterlebt. Auf wenig Verständnis stieß bei ihr insgesamt die Debatte, die seit Wochen im Zusammenhang mit Asklepios im Landkreis Goslar geführt wird. Wie Landrat Thomas Brych am Montag im Kreistag verkündete, hatte er Asklepios-Gründer Bernard große Broermann einen Brief geschrieben, und ihn um ein persönliches Gespräch gebeten. Jetzt kam die Antwort. Anders als noch im Mai 2016, als Thomas Brych sich mit ihm zum Gedankenaustausch traf, wird es zu einer quasi Neuauflage, diesmal in Goslar, nicht kommen. Große Broermann begründet die Absage damit, dass er nicht ins tägliche Geschäft eingebunden sei, und daher keinen Sinn in diesem Gespräch sieht. Obendrein lobte er Landrat Thomas Brych für sein großes Engagement für eine hochwertige Gesundheitsversorgung im Landkreis Goslar. Er betonte auch noch einmal in der jüngsten Kreistagssitzung, dass der Landkreis zwar die Versorgungsaufgabe an Asklepios mit dem Verkauf im Jahr 2003 abgetreten hatte, er den Landkreis aber weiter in der „Wächterfunktion” sieht.

„Es ist insgesamt schon bemerkenswert und befremdlich, dass in der Kreistagssitzung pauschal über unsere Kliniken und nicht mal vorher mit uns gesprochen wurde”, sagt Adelheid May. Im Vorfeld der Kreistagssitzung hatte sie dem Landrat ein Gespräch angeboten, übrigens auch allen Fraktionsvorsitzenden des Kreistages, um mit Fakten die emotional geführte Diskussion zu versachlichen. Dies wurde seitens der Fraktionsvorsitzenden bisher mit dem Verweis auf den Besuch des Asklepiosgründers abgeleht, der „Beobachter “ berichtete.

Zerschnitten ist das Tischtuch zwischen Landkreis und Asklepios nicht. Thomas Brych hat angekündigt, sich nun mit Konzerngeschäftsführer Kai Hankeln und Adelheid May treffen zu wollen. „ Ich bin zuversichtlich und würde mich freuen, wenn wir künftig einen offenen Dialog mit den Politikern auf einer sachlichen Ebene finden”, so May.

Doch Adelheid May zieht noch eine weitere Konsequenz aus der Kreistagssitzung. Sie wird nicht mehr dem Steuerungsausschuss Gesundheitsregion angehören. Wie sie auf Anfrage des „Beobachter” mitteilt, fiel ihr dieser Schritt nicht leicht: „Es ist doch nachvollziehbar: Wenn einem von Politikern derart polemisch das Vertrauen entzogen wird, die ehrenamtliche Arbeit nicht wertgeschätzt und gewünscht wird, kann ich meine freie Zeit besser woanders investieren.” Dennoch liege ihr auch weiterhin der Gesundheitsstandort am Herzen.

Am 17. November 2014 beschlossen die Kreistagsmitglieder die Bildung der Gesundheitsregion Goslar. Mit Förderung des Landes Niedersachsen vernetzen sich die Akteure des Gesundheitswesens und der Gesundheitswirtschaft, um darüber nachzudenken, wie die gesundheitliche Versorgung der hier lebenden Menschen verbessert werden kann. Die Gruppe rief unter andrem die jährlich stattfndende Gesundheitskonferenz ins Leben, die am 13. Dezember bereits zum dritten Mal veranstaltet wird.syg