Baade-Abschied am Gymnasium mit Nachhall

Fast 14 Jahre leitete Hans-Joachim Baade die Geschicke des Gymnasiums / Nun begleiteten ihn viele Gäste beim Wechsel in den Ruhestand

Die Verabschiedung von Direktor Hans-Joachim Baade – vorn rechts mit seiner zeitgleich in Ruhestand wechselnden Frau – fand in großem Rahmen im Forum des Roswitha-Gymnasiums statt.

Bad Gandersheim. Fast 14 Jahre leitend in einer Institution tätig gewesen zu sein, wie es das Roswitha-Gymnasium als Schule eine ist, das ist im Normalfall schon eine prägende Zeit. Ohne Zweifel hat Hans-Joachim Baade als Direktor des Gymnasiums in diesen nicht ganz 14 Jahren der Schule auch seinen Stempel aufgedrückt. Und sein Wirken wird nachhallen, das war am Dienstagvormittag bei der offiziellen Verabschiedungsfeier deutlich zu merken. Sie fand im Forum statt, in einem großen Rahmen von Kollegen, öffentlichem Leben und – aus Platzgründen – einem kleinen Teil an Schülern. Deren Zeit zum Abschied war am letzten Schultag, dem Mittwoch.

Studiendirektor Christian Stötzer leitete durch die Feierstunde und nahm gleich eingangs die Möglichkeit wahr, Direktor Baade aus seiner vierjährigen Zusammenarbeit als Stellvertreter des Leiters zu charakterisieren. Vier Dinge seien dabei vornehmlich zu nennen: Baades Offenheit, auch in der gegenseitigen Kritikfähigkeit im Sinne der Weiterentwicklung. Seine Kollegialität, die immer gegenseitige Unterstützung und Solidarität in dienstlichen Angelegenheiten bedeutet habe. Seine Kooperation durch gegenseitige Information, immer offene Türen, ständige Gesprächsbereitschaft, in der auch mal private Einsichten Platz hatten. Und schließlich eine Wertschätzung, die er immer und jederzeit jedem entgegengebracht habe.

Und Baades Zusammenarbeit mit ihm ende nicht mit diesem Tage, sondern der scheidende Direktor hat Stötzer die Mithilfe bei der Aufstellung des Unterrichtsplanes für das nächste Schuljahr zugesagt. Das geschieht immer in den ersten beiden Ferienwochen.

In Vertretung der Landrätin überbrachte Jörg Richert den Dank des Schulträgers Landkreis Northeim. Bis zum Schluss habe Baade den Kontakt zu den Schülern gehalten und immer in einem Fach auch selbst noch unterrichtet. Schulleiter müssten „multifunktionale Wunderwesen“ sein, so Richert, womit er auf die große Zahl an Aufgabenfeldern anspielte, die in der Funktion vereinigt lägen. Als ein solches habe Baade für das Roswitha-Gymnasium gewirkt.

Kein Abgang ohne Zeugnis. Auch nicht im Falle Baades, und so hatte sich sein engstes Team beraten und Noten vergeben, die Anja Weinrich als Vertreterin des Kollegiums mit dem „Zeugnis“ überbringen durfte. Da fanden sich dann Einser für Deutsch, Präsenz, Fotogentität und Fachwissen. Gut gab es für Mathe, Sport, Schwimmen und Außenwirkung. Aber auch ein Mangelhaft in Englisch, Physik habe sich der Beurteilung entzogen. Der Führungsstil erhielt ein „mal so, mal so“, der Umgang mit dem Büro habe sich nach dem Wetter gerichtet. In Personalratsangelegenheiten sei die Note vergessen worden, für das Arbeits- und Sozialverhalten wurden „besondere Anerkennung“ beziehungsweise „in vollem Umfang den Erwartungen entsprechend“ eingetragen. Im Notendurchschnitt komme dabei eine 2,2 heraus, übergab Weinrich unter dem Applaus der Gäste der Feierstunde das „Abschlusszeugnis“, das nun zu Müßiggang und verstärkter Hobbyausübung berechtige.

Schulelternratsvorsitzender Dr. Peter Ruhnau merkte an, dass Baade zu den nur 35 Prozent der Lehrerschaft gehört, die mit dem 65. Geburtstag, oder wie hier noch ein Stück darüber, erst in Pension gehen. Sein eher konservatives Auftreten sei kennzeichnend für den Umgang mit Schülern und Kollegen gewesen. Konservativ, aber keineswegs unnahbar. Zudem habe er mit seinem ehrenamtlichen Engagement ein weiteres Vorbild gesetzt.

Die drei Schülervertreter Franziska Pradel, Lea Bey und Tom Becker schickten den „Baademeister“ ins „Schicht-Ende“. Einen besonderen Satz prägte Tom Becker, als er feststellte, Baade „hinterlasse an der Schule ein großes Loch“ – um dann gleich anzufügen, damit sei nicht etwa das augenblickliche vor dem naturwissenschaftlichen Gebäude gemeint.

Die Schüler lobten, Baade habe mit einem von Herzen gelebten Einsatz viel für die Gemeinschaft der Schule getan. Zudem habe er viel zum Erhalt der eher kleineren Schule getan. Dies wünschten sich die Schüler auch von seinem bereits feststehenden Nachfolger Kilian Müller.

Vor den Gruß- und Dankesworten aus den beiden Kommunen Einbeck und Bad Gandersheim sowie von der evangelischen Kirche verlieh Stephan Grundey im Namen des Fördervereins der Schule Baade die Ehrenmitgliedschaft.

Anke Steckhan von der Niedersächsischen Landesschulbehörde, Regionalabteilung Braunschweig, war es dann vorbehalten, den offiziellen Entlassungsakt vorzunehmen. Sie beleuchtete noch einmal Stationen von Baades Lebens- und Berufsweg, der nach Abitur in Gifhorn über eine Zeitsoldatenzeit bei der Marine zum Studium in Bonn, dann Göttingen führte. Als Lehrer war Baade danach in Celle, Lüchow und Hemmoor tätig, bevor er 2004 nach Bad Gandersheim kam und 2005 das Direktorat übernahm.

Neben den vielen Dingen, die Baade in dieser Zeit in die Wege geleitet oder auf die Beine gestellt habe, sei ihm auch zu verdanken, dass die Nachfolge nahtlos und zudem aus den eigenen Reihen geregelt werden konnte, sodass mit dem 1. August der bisherige Oberstufenkoordinator Kilian Müller neuer Direktor des Roswitha-Gymnasiums werden wird.

Das Schlusswort hatte der Verabschiedete selbst – eine ungewohnte Rolle, bisher habe er immer am Anfang zu reden gehabt, bekannte Baade. Der Rückblick erfolge in Dankbarkeit. Viel sei geschafft worden in den rund 14 Jahren, viel bleibe noch zu tun. Immerhin würden außer dem Treppenanbau auch die Toiletten zeitnah saniert. Anderes müsse noch ein wenig warten.

Baade dankte der Stadt und den umliegenden Kommunen für die Unterstützung. Ohne sein großartiges Team aber wäre er allein als Schulleiter verloren gewesen. Viel bedeute es ihm, diesen Abschied im Kreis seiner Familie erleben zu können, so ein in diesen Momenten sichtlich bewegter Schulleiter.
Persönlich seien ihm heute noch besonders wichtig die gelungene Entwicklung eines Leitbildes, die Einführung der Gottesdienste zur Einführung neuer Klassen sowie Abitur und die Kooperationsklasse mit der Kurparkschule.

Mit guten Wünschen für eine weiter positive Entwicklung der Schule endete die Feierstunde, an die sich ein kleiner Empfang in der Mensa des Gymnasiums anschloss.rah