Bad Gandersheim außerhalb der alten Stadtmauern

Ein weiteres Stromkastenbild der KVV-Aktion dokumentiert Neubaubereiche der Stadt

Der Stromkasten mit den neuen Wohngebieten im Westen Bad Gandersheims, gesponsert vom Ehepaar Smidt.

Bad Gandersheim. „Bad Gandersheim außerhalb der alten Stadtmauern“ – unter diesem Titel erschien im Jahr 2008 ein informatives Buch der Geschichtswerkstatt, einer regen Gruppe, die aus einem Volkshochschulkurs aus dem Jahre 1991 hervorgegangen ist. Diese Damen und Herren haben sich mit den unterschiedlichsten Themen der Geschichte Bad Gandersheims befasst und die zusammengetragenen Schätze erfolgreich publiziert. Das erhaltene Bildmaterial ist auch heute eine Fundgrube für die Aktion „Stromkästen erzählen Geschichte(n)“.

Nicht nur die Altstadt und die Dörfer können auf ihre Geschichte zurückblicken. Die unzähligen Bauherren, die langsam den Berg „Hinter dem Meierhofe“ besiedelten, haben ihre Träume aus Stein und Beton verwirklicht und Oasen der Ruhe geschaffen. Dieses Wohngebiet schmiegt sich harmonisch um den Stadtkern, einer Stadt, die nur langsam wuchs.

Die erste genaue Vermessung der Stadt stammt aus dem Jahr 1768. Damals konnten 328 Häuser in dem Kataster erfasst werden. Um 1900 waren es lediglich 339 Häuser. Erste Erweiterungen außerhalb der historischen Stadtmauern entstanden nach der Auflösung des Stiftes im Jahr 1810. Ab 1925 wurden erste Siedlungen nach dem Reichsheimstättengesetz erbaut. Nebenerwerbssiedlungen, die vor allem kinderreichen Familien mit niedrigem Einkommen zu einem Eigenheim verhelfen sollten.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden zahlreiche Mehrfamilienhäuser errichtet, um den Flüchtlingen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Bezeichnung „Hinter dem Meierhofe“ finden wir noch heute als eine Straßenbezeichnung westlich des Subeckswegs.

Nach Auflösung des Stiftes 1810 wurden die Ackerbürger der Stadt für entgangenes Weiderecht mit Grund und Boden entschädigt. Die schmalen Flurstücke reichten meist von der Holzmindener Straße bis zum Waldrand des Clusberges. Diese Aufteilung erwies sich für eine spätere Bebauung als sehr unvorteilhaft. Die Bauherrn mussten zum Teil mit mehreren Grundeigentümern verhandeln, um ein Grundstück in angemessener Größe erwerben zu können. Teilweise waren sich die einzelnen Grundstückseigentümer nicht einig. Somit blieben zum Teil Baulücken bis 2018 unbebaut und die Interessenten mussten mit mittlerweile entstandenen Erbengemeinschaften, deren Beteiligte bereits in der ganzen Welt verstreut waren, verhandeln.

Flurnamen sind teilweise als Straßennamen erhalten. So ist in einer Flurkarte von 1878 ein Weg eingezeichnet, der heute als Apfelweg bekannt ist. Er beginnt in der Heckenbecker Straße und erklimmt die Höhe, verläuft parallel zum Waldrand und mündet als Schotterweg unterhalb des Clusturms auf die Clusgasse. Zahlreiche Bewohner nutzen den Fußweg zwischen Schlehenbrink und Apfelweg, um im Wald spazieren zu gehen. Der Name Apfelweg wird heute wieder in den Vordergrund gerückt.

Viele neue Apfelbäume, zum Teil von Baumpaten gespendet, säumen den beliebten Weg. Der Schlehenbrink schlängelt sich vom Asternweg bergab und mündet im unteren Teil in den Apfelweg. Sehr unterschiedliche Häuser, individuell geplant von ihren Besitzern, geben der Straße ihren Charakter. Die großzügig angelegen Grundstücke an der Spielstraße mit großzügigen Bereichen für Fußgänger, einer herrlichen Fernsicht über die Umgehungsstraße im Tal bis zum gegenüberliegenden Höhenzug Richtung Billerbeck sowie eine Nachbarschaft, die viel Raum für Entfaltung des Einzelnen erlaubt, sind nur einige Gründe, für die hohe Wohn- und Lebensqualität in diesem Bereich. Das Bild auf dem Stromkasten Ecke Asternweg, Einmündung Schlehenbrink und Nelkenweg zeigt eine Luftaufnahme des Wohngebiet Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts.

Als Sponsoren konnten Harm Smidt und Brigitte Reuter-Smidt gewonnen werden. Beide sind für das Gemeinwohl unermüdlich unterwegs. Harm Smidt gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Museumsfreunde im Jahre 2005, als das Museum vor dem Aus stand. Noch heute gehört er zum Lenkungskreis des Museums und referiert erfolgreich über die unterschiedlichsten Themen. Brigitte Reuter-Smidt ist seit Jahren die gute Seele der Geschichtswerkstatt.

Der Kur- und Verkehrsverein bedankt sich ganz herzlich bei den Sponsoren und bei der Geschichtswerkstatt, die durch ihre Veröffentlichungen zum Gelingen der Aktion „Stromkasten erzählen Geschichte(n) nicht unwesentlich beitragen. Wer mehr über die Wohngebiete der Stadt erfahren möchte, kann mit Brigitte Reuter-Smidt in Verbindung treten. Es gibt noch einige wenige Restbestände des erwähnten Buches.red