Bereit für neue Musiker

Der alte Proberaum von „Die Schröders“ im Jugenzentrum Phönix wurde saniert / Burger und Hämpy kommen zu Besuch

„Die Schröders“ überreichen dem Phönix-Team eine geschichtsträchtige Collage.

Wrescherode. In den Mauern stecken knapp 20 Jahre Musikgeschichte – dem alten Proberaum von „Die Schröders“ wurde vom Team des Jugendzentrums Phönix neues Leben eingehaucht und technisch auf den neusten Stand gebracht. Tom Kruse und Kevin Kowalski waren im Wesentlichen für die Sanierung verantwortlich. Den verdienten Lohn für ihre Mühen erhielten sie nun, als sie den Bad Gandersheimer Punkrock-Legenden das Ergebnis ihrer Arbeit präsentieren konnten.
„In diesen Räumen haben wir mehr als 100 Stücke geschrieben“, verrät Jens Burger (Burger), Sänger von „Die Schröders“.

Damals sah der Raum aber vollkommen anders aus. „Es war halt ein richtiger Proberaum“, kommentiert Gitarrist Hämpy (Marc Stresemann). Es sei keine weiße Farbe an den Wänden gewesen, wie jetzt nach der Sanierung. Die Toilette im Nebenraum sei schon „ekelig“ gewesen und die „Narben“ der vorherigen Raumnutzer waren noch in den Wänden zu sehen.

„Vor uns hatte in dem Raum eine Metalband namens ‘C-Chil’ geprobt“, erinnerte sich Hämpy. Ursprünglich sei das Verhältnis zu der Band gut gewesen, nachdem sie jedoch die Miete nicht mehr gezahlt hatten, hatte sie der Inhaber Jürgen Engelmann rausgeschmissen. Bevor dann „Die Schröders“ den Raum bezogen, haben sich die Bandmitglieder von „C-Chil“ noch einmal „Luft verschafft“ und mit Spitzhacken die Wände des Raums bearbeitet. Das war im Jahr 1991.

Sichtlich begeistert vom Ergebnis der Arbeiten überreichten Burger und Hämpy dem Team eine persönliche Collage samt Einblick in die Band- und Raumgeschichte und beste Wünsche für die Zukunft.

„Von 1991 bis 2009 haben wir in diesen Räumen fast täglich geprobt, gesoffen, geweint, gelacht, gekifft, gestritten, aufgenommen, zugenommen, Sex gehabt, gegessen, geschlafen, gekotzt, uns geliebt, uns gehasst und weit über 100 Songs geschrieben“, heißt es auf der Collage. Nun hegen die Musiker die Hoffnung, dass die geschichts-trächtigen Räume wieder mit Musik gefüllt werden.

Die Voraussetzungen, die durch die Sanierung für Nachwuchs-Mucker oder auch erfahrene Klang-Veteranen geschaffen wurden, sind optimal: Der Proberaum hat neben einem neuen Anstrich und Fußboden eine Menge praktische und optische Verbesserungen erfahren. So wurde von Kruse neue Elektroleitungen verlegt, eine neue Beleuchtungsanlage wurde installiert, Kabel wurden verlegt, um Monitorboxen, Verstärker und Pulte mit Strom zu versorgen, und vieles mehr. Im Nebenraum sind sogar schon die Anfänge eines Tonstudios und einer Gesangskabine zu erkennen. „Wir sind mit der Arbeit noch nicht fertig“, so Kruse. Der Proberaum stehe aber schon für eine Nutzung parat, was vergangene Woche mit einem Workshop bereits getestet wurde.

Mit der Rückkehr der weitgereisten Musiker an ihre alte Wirkungsstätte kamen auch Erinnerungen an vergangene Zeiten wieder. Da gab es die Geschichte mit der Bravo-Lovestory, die für Schmunzeln in der Runde sorgte. So skurril es für die Punkrocker auch gewesen sein mag, im Teeny-Magazin zu erscheinen, so effektiv war auch die Werbung durch das auflagenstarke Blatt.

Ein kleines, offenes Geheimnis war der Fakt, dass sie aus Langeweile als Vorband bei ihren eigenen Konzerten gespielt haben – unter anderem als „Die bunten Tunten“. „Für die Auftritte habe ich sogar gelernt mich ordentlich zu schminken“, bemerkte Burger. Ein nahezu wahnwitziges Detail: Den Schmink-Workshop, den er besuchte, wurde von keiner anderen veranstaltet als der Hamburger Drag-Ikone Oliva Jones.

Auch wenn sich „Die Schröders“ 2009 offiziell aufgelöst haben, so sind sie doch beizeiten noch live zu sehen – wie 2019 auf dem Gandersheimer Flugplatz vor knapp 2200 begeisterten Fans. „Das nächste Konzert geben wir kommenden Juni“, gibt der Sänger. preis. Wo, werde noch nicht verraten. In der Zwischenzeit wollen sie auf jeden Fall die Gelegenheit nutzen, noch einmal im neuen, alten Raum zu proben.kw