Bürgermeister Andreas Bee: „Würde sofort wieder eine LGS machen“

Bad Lippspringe ermutigt Bad Gandersheim: „Eine LGS ist der beste Weg, sich neu aufzustellen“

Großes Interesse beim Vortrag des Bad Lippspringer Bürgermeisters Andreas Bee (am Rednerpult rechts) im Rosencafé Brunshausen: Rund 100 Zuhörer verfolgten die lebendigen Ausführungen.

Bad Gandersheim. Schon der erste Satz ein Hammer: Während Bad Gandersheim noch mit sich ringt – mindestens bis zum Bekanntwerden des Ergebnisses der Bürgerbefragung – sagt Bad Lippspringes Bürgermeister Andreas Bee am Donnerstag in einem rappelvollen Rosencafé vor rund 100 Besuchern: „Ich würde sofort wieder eine Landesgartenschau machen“.

Ein Satz, der überzeugt, vor allem, wenn Bee im Weiteren gut nachvollziehbar erläutert, wie es Bad Lippspringe mit dem „Abenteuer LGS“ ergangen ist. 511.000 Besucher am Tag des Vortrages; mit 480.000 hatten die Senner kalkuliert, sind jetzt bereits kostendeckend, und bis 15. Oktober läuft die LGS noch. Das sind die harten Zahlen, die Freude machen.

Aber hinter all dem steht und stand natürlich eine Geschichte, an deren Beginn Bad Gandersheim gerade steht. Umso bedeutsamer Andreas Bees Ausführungen für die Entscheidung vor allem der vielleicht noch unentschlossenen oder skeptischen Gandersheimer.

Der Anfang, so Bee, sei alles andere als leicht gewesen. Am ehesten noch in der ziemlich gleichen Ausgangslage, sich als dahindümpelnder Kurort mit „dem Charme der 60er“ auf den Abgrund zuzubewegen. Es musste etwas geschehen. Doch ob die Übernahme einer LGS der richtige Weg sei, war in Bad Lippspringe ebenso umstritten wie aktuell noch in Bad Gandersheim. Man rang sich durch, wobei es in Bad Lippspringe dafür keine Bürgerbefragung gab.

Ab der Entscheidung habe eine neue Dynamik begonnen, so Bee. Die von Christian Meyer am Dienstag erwähnte „Aufbruchstimmung“ sei erstmals spürbar gewesen, weil die Stadt nun ein Ziel gehabt habe. Das habe plötzlich neue Energien freigesetzt. Begleitet wurde der Prozess der Vorbereitung auf eine Landesgartenschau nach dem Zuschlag durch ein stetiges Medieninteresse, das schon hilfreich gewirkt habe. „Ich habe gehört, dass Sie das in Bad Gandersheim jetzt auch schon erfahren, es lenkt die Aufmerksamkeit schon weit im Vorfeld der tatsächlichen Ausrichtung auf die Stadt und löst eigene Effekte aus“, so Bee.

Trotzdem seien die vier Jahre vor der LGS steinige gewesen, macht Bee kein Hehl aus harten Zeiten auch für ihn und die Verantwortlichen: „Tomaten war da nicht mehr gefragt, lieber hätte man manchmal wohl gern mit Steinen geworfen!“ Doch bereits in den Jahren vor der LGS verbesserte sich das Investitionsklima in der Stadt. Leerstände in den Geschäften konnten beseitigt werden.

Am Beispiel eines Traditionscafés in der Fußgängerzone machte Bee deutlich, wie eine Übernahme durch einen anderen Betreiber erfolgt sei, den es ohne die LGS nie gegeben hätte: „Dann hätten wir jetzt an dieser Stelle einen hässlichen Leerstand, für den es wohl auch in der Zukunft keine Lösung geben würde. So geht der Betrieb weiter, modern durch den Wechsel noch dazu, und mit guter Aussicht, dass dies auch nach der LGS erfolgversprechend bleibt“, antwortet Bee nach seinem Vortrag auf entsprechende Nachfrage.

Die Kliniken am Gesundheitsstandort Bad Lippspringe sind zwar in städtischer Hand, aber die grundsätzliche Anforderung, dass man für ihren erfolgreichen Betrieb heute ein attraktives Umfeld brauche, gelte hier genauso wie für die Paracelsus-Kliniken in Bad Gandersheim, so Bee. Durch die LGS, aber auch weitere große Maßnahmen in den Kliniken, habe sich die Belegung der einstigen Sorgenkinder, die die Stadt Millionen Schulden kosteten, grundlegend geändert: „Heute bringen uns die Kliniken jährlich Millionen in die Stadtkasse“, darf Bee sich freuen. 500 zusätzliche Arbeitsplätze seien durch die LGS in Bad Lippspringe entstanden, 1600 Menschen zogen seither in die Stadt, weil sich deren Freizeitwert bedeutsam erhöht habe. „Und wir können als kleine Stadt eine Lebensqualität bieten, die man im nur zehn Kilometer entfernten Paderborn als großer Stadt so nicht unbedingt hat“, weiß Bee auch den Grund für die Zuzüge „aufs Land“.

An Bildern dokumentierte Bee überzeugend die Veränderungen, die durch die Investitionen im Zuge der LGS-Vorbereitung ausgelöst worden sind. Städtebauliche Missstände konnten beseitigt werden, Stimmigkeiten erzeugt, ein insgesamt modernes Erscheinungsbild erreicht werden. In der Summe habe die LGS durchweg nur positive Effekte für die Stadt ausgelöst, die eine Kreditaufnahme für die Investitionen mehr als gerechtfertigt hätten: „Der Stadthaushalt hat sich durch die LGS bereits verbessert.“

Das sei, antwortete Bee auf Nachfragen, natürlich nicht als direkter Rückfluss auf die Investitionen zu verstehen, sondern über den Weg erhöhter Steuereinnahmen bei Umsatz- und Gewerbe- sowie Einkommensteuern. Dieser Effekt werde auch nach der LGS so anhalten.

Bee ermutigte die Gandersheimer aus den eigenen Erfahrungen, den Weg der LGS-Ausrichtung zu nutzen, um sich neu aufzustellen. Schützenhilfe bekam er dabei vom Gandersheimer Verwaltungsdirektor der Paracelsus-Kliniken, Thorsten Prieß, der noch einmal in einem klaren Appell ganz deutlich machte, Bad Gandersheim müsse sich schnell und groß bewegen, um im harten Wettbewerb um Reha-Patienten mithalten zu können: „Wir haben gute Kliniken und mit Auszeichnungen versehene Gesundheitsleistungen vor Ort, Wartezeiten von bis zu fünf Monaten haben aber andere Standorte, weil die Patienten sie attraktiver finden. Hier muss Bad Gandersheim anpacken, und die LGS ist der beste Weg dazu“, so Prieß.rah