Bürgermeisterin dankt für Volkstrauertag-Rede

Besuch im Gymnasium / Franziska Schwarz würdigt Engagement von Lea Sophie Bey und Maxim Seehagen

Gesprächsrunde im Gymnasium: Schulleiter Hans-Joachim Baade, Bürgermeisterin Franziska Schwarz, die Gmynastiasten Maxim Seehagen und Lea Sophie Bey, Fachlehrer Stefan Winzinger.

Bad Gandersheim. Auch in diesem Jahr haben am Volkstrauertag Schüler des Roswitha- Gymnasiums aktiv an der zentralen Gedenkfeier am Ehrenmal in der Tummelburg teilgenommen. Lea Sophie Bey und Maxim Seehagen hatten eine gelungene, dem Anlass gerecht werdende Rede gehalten und überdies Bürgermeisterin Franziska Schwarz bei der Kranzniederlegung geholfen.

Für dieses Engagement hat sich die Bürgermeisterin mit einem Besuch an der Schule und einem kleinen materiellen Dank erkenntlich gezeigt.

In einem Gespräch mit den beiden Schülern, Direktor Hans- Joachim Baade und Stefan Winzinger, dem betreuenden Fachlehrer, würdigte sie den Einsatz der Schüler und die gute Kooperation der Schule mit der Stadt. Außerdem drückte sie die Hoffnung aus, das Roswitha-Gymnasium werde sich auch künftig an der Gestaltung der Gedenkfeier beteiligen.

Lea Sophie Beys und Maxim Seehagens Rede im Wortlaut

Am heutigen Tag gedenken wir aller Opfer, die im Krieg gefallen sind. Wir denken an ihre Familien, die zuhause gewartet haben und jeden Tag aufs Neue hofften. Wir denken an die Soldaten, die im Namen unseres Landes den Krieg nicht überlebten.

Volkstrauertag?! Brauchen wir so einen Tag wirklich, um zu trauern, um unseren Gefühlen Ausdruck zu verleihen? Jeder weiß, trauern können wir zu jeder Zeit.

Doch so ein Gedenktag ruft Taten in den Vordergrund, die auch in der heutigen Zeit wieder näher rücken. Der heutige Tag bringt uns zum Nachdenken. Wir denken an die Opfer heutiger Anschläge, egal, ob in Paris, Berlin oder Las Vegas.

Wir wollen uns erinnern an den Verlust, den wir erlitten haben. Gerade in diesen Zeiten müssen wir zusammenhalten.

Zusammenhalt?! Es ist ein großes Wort, vieles steckt dahinter. Wir Schüler lernen Zusammenhalt von klein auf. Ob es eine Verletzung im Sportunterricht ist, wir helfen. Ob es ein Streit auf dem Schulhof ist, ausgebildete Schüler schlichten. Ob es Flüchtlinge sind, die in das Schulleben hineingeführt werden sollen, wir unterstützen. Auch wenn es nicht immer so aussieht, wir sind eine Gemeinschaft. Maxim und ich, wir vertreten unsere Schule; wir Schüler gehören nun zu der dritten Generation, die ohne Krieg aufwächst.

Mir hat es nie an etwas Elementarem gefehlt. Nicht an Nahrung, nicht an Wasser, nicht an Frieden. Wenn ich darüber nachdenke, werde ich glücklich. Ich bin glücklich hier zu leben. Doch dieser Terror holt uns Tag für Tag wieder ein. Plötzlich werden deutsche Truppen wieder aufgerüstet, Terror, Krieg und Vertreibungen sind wieder Thema.

Das betrifft nicht nur bestimmte Gebiete, es betrifft nicht nur bestimmte Personen, es betrifft uns. Es betrifft jeden. Die Diskussionen sind riesig, sollen wir Flüchtlinge weiterhin unterstützen? Einen sicheren Seeweg schaffen? Alles legalisieren? Wir leben in einem Land, in dem wir tun und sagen können, was wir wollen, ohne dafür Konsequenzen fürchten zu müssen. Laut unserem Grundgesetz ist jeder Mensch gleich – unabhängig von Herkunft, Religion, Sexualität oder sozialem Stand.

Jeder steht auf derselben rechtlichen Stufe und genießt dieselben Freiheiten. Und trotzdem stellen sich uns Fragen über Fragen. Eine Einigung wird bei diesen gegensätzlichen Positionen wohl schwer zu erlangen sein. Vielleicht stellen wir uns auch einfach die falschen Fragen. Denn was ist, wenn diese Menschen, die vor dem Krieg fliehen, einfach dasselbe wollen wie wir: Ein Leben in Frieden und Freiheit.red