Corona-Ferienpass: Stadtjugendpfleger zieht Erfolgsbilanz

Hälfte der Angebote war ausgebucht / Zurückhaltung spürbar / Weitere Planungen laufen

Einmal selbst eine Ziege melken, wo kann man das? Im Ferienpass natürlich, wie dieses Jahr.

Bad Gandersheim. Das war schon ein ganz besonderer Ferienpass, den Stadtjugendpfleger Gunnar Ude da hinter sich gebracht hat. So etwas ist in seiner langen Dienstzeit ohnegleichen – wie so Vieles, was das Corona-Virus an Folgen gezeigt hat. An einen Ferienpass bisheriger Prägung war zur Aufstellung des Programms im Juli nicht zu denken. Neue Konzepte mussten her, und Ude brachte es fertig, tatsächlich einen Ferienpass herauszubringen – wofür ihm viele Kinder und auch deren Eltern in den Ferien sehr dankbar waren.

Nun sind alle Veranstaltungen abgewickelt, und es war an der Zeit, ein Fazit zu ziehen, was Ude am Dienstag tat. Grundsätzlich sei der 1. Corona-Ferienpass der Stadtgeschichte gut gelaufen. Am wichtigsten: Kein Infektionsfall berührte die Veranstaltungen oder Teilnehmer, sodass die zu den Veranstaltungen angelegten Nachverfolgungs-Kontaktbögen bis auf den letzten, der noch ein paar Tage warten muss, bereits wieder entsorgt werden konnten.

Anders als früher war diesmal Vieles: So gab es den Ferienpass kostenlos. Und automatisch verteilt wurde er an alle Schüler der ersten bis sechsten Klassen aller Schulformen. Damit ist auch schon die angesprochene Altersgruppe umrissen, die auf die Sechs- bis Zwölfjährigen eingegrenzt wurde.

35 Veranstaltungen konnten letztlich angeboten werden. 17 waren am Ende ausgebucht, die andere Hälfte aber auch nicht. Es habe doch, so Ude am Dienstag, eine spürbare Zurückhaltung gegeben. Corona habe durchaus Ängste verursacht, die Eltern veranlassten, ihre Kinder lieber daheim zu behalten. Insgesamt lag damit die Resonanz dieses Ferienpasses mit 150 Kindern bei nur rund der Hälfte dessen, was in normalen Jahren erreichbar war.

Zwar sei kurz vor Beginn des Ferienpasses die Beschränkung auf maximal zehn Teilnehmer pro Angebot aufgehoben worden, doch hätten viele Anbieter von sich aus schon enge Grenzen in der Beteiligungsgröße gesetzt. Auch das bremste das Endergebnis ein stückweit aus.

Da auch der direkte Kontakt zu Mitarbeitern des Ferienpasses so begrenzt wie möglich sein sollte, fand die zu allen Veranstaltungen wegen Corona nötige verbindliche Anmeldung ausschließlich online statt. Das habe zwar insgesamt ganz gut geklappt, berichtete Ude, doch habe es immer wieder Aussagen gegeben, dass den Eltern der persönliche Kontakt schon gefehlt habe. Zudem sei das Online-Anmeldungsverfahren sicher noch verbesserungswürdig. So sei zum Beispiel manchmal die Zuordnung von E-Mail-Adressen schwierig gewesen, wenn Rückmeldungen nötig waren.

Drei Veranstaltungen ragten in der Resonanz deutlich heraus: Am stärksten besucht war die Bat-Night mit dem NABU. Hier kamen allein 50 Teilnehmer, darunter 40 Kinder. Das Laser-Tag-Spiel hatte 36 Teilnehmer, die in drei Gruppen nacheinander spielen konnten. Und sehr gut besucht war auch das Open-Air-Kinoangebot.

95 Prozent der Veranstaltungen fanden im Freien statt. Innenräume wurden nur für das Tanzen, im PS.Speicher und beim Kunstkreis Brunshausen unter Einhaltung der Corona-Regeln genutzt. Andere Angebote in Brunshausen konnten mit Unterstützung durch den Klosterhof ebenfalls im Freien durchgeführt werden.

Geringer als sonst fielen die Kooperationen aus. Zwar habe es Kontakt und eine kleine Zusammenarbeit mit der Kalefelder Jugendpflege gegeben, da aber dort das Ferienangebot auch deutlich eingeschränkter war, gab es nur wenig Möglichkeiten. Trotz allem konnte der Gandersheimer Ferienpass in diesem Jahr auch wieder auf eine finanzielle Unterstützung durch die Jugendstiftung des Landkreises bauen.

Wie es weitergeht, weiß niemand. Stadtjugendpfleger Gunnar Ude ging in dieser Woche davon aus, dass er 2021 wieder einen Ferienpass in Planung nehmen werde, der noch immer bestimmte Einschränkungen berücksichtigen müsse. Grundsätzlich stellte er außerdem fest, dass die Gruppe der Kinder und Jugendlichen bei allen Hilfs- und Unterstützungs-Maßnahmen zu Corona am geringsten berücksichtigt worden sei.

So gäbe es nach wie vor für Jugendräume kaum Möglichkeiten, ihre frühere Betreuungsarbeit wieder aufzunehmen. Treffpunkt vieler Jugendlicher sei daher wieder die Straße, am liebsten in der Nähe von freiem WLAN.

Immerhin gibt es einen kleinen Lichtblick: Die Gruppe der 14- bis 18-Jährigen wird vielleicht in den Herbstferien wieder ein Angebot bekommen. Planungen zu einem Herbstprogramm seien aufgenommen worden, wobei die schwieriger sind, als in den Vorjahren, denn die da meist programmbestimmenden Fahrtenangebote sind zur Zeit nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Trotzdem soll es Aktionen geben, kündigte Ude an.rah