Defekte Kühltruhe löst Großbrand aus

Rasante Brandausbreitung / 168 Feuerwehrkräfte im Einsatz / Löscharbeiten bis nach Mitternacht

Qualm und Rauch verdunkelten die Sonne. Um der Drehleiter mehr Platz zu verschaffen, wurde wenig später noch die gesamte Freiterrasse abgeräumt.

Gehrenrode. Kleine Ursache – gigantische Auswirkungen. Aus dem technischen Defekt einer Kühltruhe wurde am Dienstag ein Großbrand, der durch den massiven Einsatz der Feuerwehren noch so eingedämmt werden konnte, dass es nicht noch zu weitaus gravierenderen Folgen gekommen ist.

Nach den bisherigen Erkenntnisständen der Polizei hatte am Dienstag kurz vor 17 Uhr der Wirt des Restaurants „La Fattoria“ im Ortsteil Gehrenrode den Brand in der angrenzenden Scheune seines bäuerlichen Restaurationsbetriebs bemerkt. Rauchentwicklung war zu beobachten.

Nach ersten Erkenntnissen geriet vermutlich aufgrund eines technischen Defekts die in einem Lagerbereich stehende Kühltruhe in Brand. Eigene Löschversuche mit Feuerlöschern und Gartenschlauch scheiterten, die Feuerwehr wurde alarmiert.

Bei Eintreffen der ersten Rettungskräfte aus dem Dorf und benachbarten Feuerwehren stand bereits das Erdgeschoss der Scheune in Flammen. „Die Brandausdehnung erfolgte in unglaublicher Geschwindigkeit“, schilderten Helfer die Szene. Das Feuer fand dabei offenbar vor allem Nahrung in der hölzernen Umgebung der Brandstelle.

Nach einer Durchzündung griff das Feuer rasch auf Ober- und Dachgeschoss der Scheune über und teilweise wohl auch auf den angrenzenden Restaurantbereich. Eine weitere Ausdehnung auf Restaurant und Wohnhaus konnte durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr aber verhindert werden. Das Wohnhaus ist weiterhin bewohnbar.

Für die Feuerwehren, die praktisch aus dem gesamten Stadtgebiet hinzugezogen wurden, bestand eine große Aufgabe in der Sicherstellung der Löschwasserversorgung. Dazu mussten lange Schlauchleitungen verlegt werden, auch der Schlauchwagen wurde angesichts der unerwarteten Ausdehnung des Brandes hinzugezogen. Und dies, obwohl direkt hinter der Brandstelle die Gande verlief, die aber allein nicht genügend Wasser hätte sicherstellen können.

Für die Löschkräfte am Objekt selbst ergaben sich mehrere Probleme: Zum einen, dass es sich im ein ursprüngliches Landwirtschaftsgebäude handelte, das im oberen Teil früher für die Lagerung von Heu und Stroh verwendet wurde. Solches befand sich offenbar auch noch im Ober- und Dachgeschoss und bot der Glut beste Nahrung. Dadurch war es lange Zeit nicht möglich, wirklich „Feuer aus“ zu melden, weil immer wieder neue Glutnester aufflammten und sich zu offenen Bränden zu entwickeln drohten.

Andererseits war ein Betreten des Brandobjektes nur eingeschränkt möglich, da Einsturzgefahren drohten. Das machte Löscharbeiten anfangs nur über die Leiter oder vom Boden aus möglich. Entsprechend lange dauerten diese auch bis in die späten Abendstunden an.

Nach Rücksprache mit einem Sachverständigen wurde dann festgelegt, welche Bereiche standsicher betretbar waren. In den oberen Gebäudebereichen fanden sich noch mehrere Kubikmeter Stroh und Heu, die ins Freie gebracht werden sollten. Der ursprüngliche Plan, dies unter leichtem Atemschutz zu erledigen, ließ sich nicht umsetzen: Sobald die Helfer das Heu auseinanderzogen brannte es gleich wieder.

So musste in stundenlangem Einsatz mit schwerem Atemschutz diese Arbeit vorgenommen werden. Die Löscharbeiten streckten sich dadurch bis nach Mitternacht hin und beanspruchten nach Auskunft von Stadtbrandmeister Kai-Uwe Roßtock insgesamt 50 Atemschutzgeräteträger, eine enorme Zahl. Die Brandwache der Gehrenröder Ortswehr wurde erst am Mittwochmorgen abgezogen.

Insgesamt würdigte Roßtock den Einsatz als außerordentlich. Unter Leitung von Ortsbrandmeister Ralf Guder waren 168 Feuerwehrleute mit diversen Löschzügen aus Gehrenrode, Bad Gandersheim, Altgandersheim, Ackenhausen, Clus, Gremsheim, Wolperode, Dannhausen, Seboldshausen, Ellierode und Wrescherode im Einsatz. Auch Kreisbrandmeister Bernd Kühle und Abschnittsleiter Carsten Winkler waren sofort zum Brandort geeilt und machten sich selbst ein Bild von Lage und Einsatz.

Dass in der Auflistung einige Ortsfeuerwehren fehlen, habe seinen Grund in der einsatztaktischen Ausrichtung: „Wir müssen trotz eines solchen Einsatzes ja auch noch eine Reserve für eventuell parallel auftretende andere Notfälle haben“, so Stadtbrandmeister Roßtock. Deshalb seien zum Beispiel Helmscherode oder Heckenbeck zwar in Reserve in den Gerätehäuser gewesen, aber nicht in Gehrenrode zum Einsatz gekommen.

„Auch so haben wir jetzt einen enormen Aufwand an Wäsche, Gerätewiederherstellung und Arbeiten, um die normale Einsatzfähigkeit überall wieder herzustellen“, so Roßtock am Mittwochmorgen gegenüber dem GK. Denn am Sonnabend müssen die Wehren wieder voll einsatzbereit sein bei den Wettbewerben des Brandschutzabschnittes Nord-Ost in Harriehausen.

Personen wurden trotz des Ausmaßes des Einsatzes glücklicherweise nicht verletzt. Der entstandene Sachschaden beträgt nach ersten vorsichtigen Schätzungen etwa 120.000 Euro. Der Brandort wurde beschlagnahmt. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an.

Der Gastbetrieb geht weiter!

Und bei all dem gibt es auch eine erfreuliche Nachricht: Antonino Raccuglia und sein Team konnten am Mittwoch allen besorgten Freunden und Gästen des „La Fattoria“ mitteilen, dass der Gastbetrieb weitergeht. Wer also helfen möchte, kann ja ins Auge fassen, mal zum Essen vorbeizuschauen.

Videobilder vom Einsatz auch unter https://www.facebook.com/gandersheimerkreisblatt/rah