„Der Abijahrgang 2018 war ein sehr angenehmer“

Notendurchschnitt knapp unter dem Landesdurchschnitt / Gute Wünsche für den nachfolgenden Lebensweg

Das Jahrgangsbild des Abiturjahrgangs 2018, der 75 AbgängerInnen hat.

Bad Gandersheim. Das Wetter spielte mit. Das war für die Verabschiedung der Abiturienten des Jahrgangs 2018 insofern von Bedeutung, dass vor der Feierstunde das traditionelle Jahrgangsfoto auf der Treppe des Altbaus an der Braunschweiger Straße stattfand. Diesmal pünktlich und mit allen Abiturienten darauf, was Oberstudiendirektor Hans-Joachim Baade bei der Begrüßung ausdrücklich lobte.

Für Baade war es die letzte Verabschiedung eines Abiturjahrgangs. Er geht mit dem Ende des Schuljahres in den Ruhestand, die Verabschiedung für ihn findet am morgigen Dienstag statt. Die Nachfolge konnte im eigenen Hause geregelt werden: Kilian Müller wird das Direktorat übernehmen.

75 Abiturienten, davon 41 junge Damen, das seien für ein vergleichsweise kleines Gymnasium beachtliche Zahlen, so Baade. Die Durchschnittsnote des Vorjahres im Land lag bei 2,57, was Niedersachsen zum Schlusslicht der Bundesländer macht. Der Abiturjahrgang erreichte 2018 den Durchschnitt von 2,50, knapp besser als der Landesdurchschnitt. Immerhin 19 Abiturienten erreichten aber einen Schnitt mit einer eins vor dem Komma.

Baade hoffte, dass die Schule den Schülern hoffentlich für die nun folgenden Phasen des Lebens etwas mitgeben habe können. Ein Hinweis, dass dies gelungen sei, stelle die Abizeitung dar, die zudem von keinem Jahrgang vorher so früh fertiggestellt worden sei – noch vor Bekanntgabe der schriftlichen Noten! Darin wurde auch das Jahrgangsmotto geprägt: „Raus aus dem Rotstift-Milieu“.

Gut gerüstet seien die Schüler also wohl, aber genüge das auch für ein glückliches Leben? Viele Menschen übten ihren Beruf nur aus, um damit den Lebensunterhalt und die Freizeit finanzieren zu können. Tätigkeit ist der wahre Genuss des Lebens, ja das Leben selbst, zitierte Baade die Gebrüder Schlegel. Möge das Leben den Abgänger überwiegend Tätigkeiten abverlangen, die sie auch genießen und eine positive Einstellung zum Beruf entwickeln könnten.

Vollständig beschritten sei der Weg aber erst, wenn auch Privatleben und Freizeit gelängen. Das wünschte den Abgängern ihr „ehemaliger Baademeister“.
Bürgermeisterin Franziska Schwarz nahm Bezug auf die alte Weisheit, man lerne nicht für die Schule, sondern für das Leben. Vieles in der Schule mag den Schülern nicht so vorgekommen sein, aber sie seien mit all dem nun auch in der Lage, Fakten von Lügen zu unterscheiden, Dinge von wissenschaftlichen Warte aus zu betrachten und kritisch auf Entwicklungen zu sehen. Das sei in unserer Zeit mit ihren vielen Umbrüchen besonders bedeutsam. Populistische Strömungen wollen demokratische Systeme aushöhlen, „alternative Fakten“ führen Menschen in die Irre. Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sollten durch die Abgänger verteidigt werden.

Für die Nachbarkommunen des Einzugsgebietes des Gymnasiums sprach der Kalefelder Bürgermeister Jens Meyer. Die Abiturienten hätten nun die Eintrittskarte für einen Eintritt ins Studien- oder Berufsleben. Es liege nun an den Abgängern, diese Karte erfolgreich einzulösen. „Abitur“ heiße zudem in der wörtlichsten Übersetzung „davongehen“. Dazu wünschte sich Jens Meyer, dass trotzdem manche der Abgänger ihre Zukunft auch in der Region fänden, die dringend gute Fachkräfte brauche.

Schulelternratsvorsitzender Dr. Peter Ruhnau erinnerte an die vielen emotionalen Momente des Lebensweges der Abgänger zwischen Kindergarten und Abitur. Der Glückwunsch gebühre den Eltern, die das alles mitbegleitet und durchgestanden hätten. Der zweite Glückwunsch den Lehrern, den die Begleitung auf diesem Weg zu verdanken sei. Und zu guter Letzt Glückwunsch natürlich auch den Abiturienten.

Franziska Pradel und Tom Becker sprachen den Gruß der zurückbleibenden Schüler. Die Schule werde sich verändern. Nicht nur äußerlich, sondern auch durch den Weggang dieses Jahrgangs. Vielleicht werden die Abgänger eines Tages auch einmal an die Zeit in der Schule zurückdenken und es wird ihnen hoffentlich ein kleines Lächeln ins Gesicht schreiben.

Christian Stötzer hatte die Aufgabe der Ansprache für als Kollegium übernommen. Er habe den Jahrgang 2018 als einen sehr angenehmen kennengelernt. Anhand eines Liedtextes der bekannten Gruppe „Pink Floyd“ aus dem Jahre 1973 machte Stötzer deutlich, junge Menschen seien oft ziellos und verpassten den möglichen Start in einen eigenen Weg. Wichtiger als Worte über die Zeit zu verlieren, die man investieren müsse, sei es, über den anderen Anteil zu reden. Erst recht im digitalen Zeitalter. „Wer nicht online ist, ist tot“. Das schaffe neue Probleme. Digitale Kompetenz bedeute aber auch, als Nutzer zu entscheiden, wo ich Zeit gewinnen möchte. Durch Offlinezeiten, die nicht irgendwie digital genutzt werden.

In Kunst, Literatur, Musik – ganz analog, mit anderen zusammen und vielfach auch für sich allein. Lesen oder ein Instrument zu erlernen sind beiden meist genannten Wünsche, wenn man mehr Zeit bekommen würde. Dem sollte man so bald wie möglich nachgehen. Zeit und Kraft, das eigene Tun zu reflektieren, helfende und schützende Hände in Zeiten der Krise und die Kraft, anderen zu helfen, ein glückliches Leben, wünschte Stötzer unter großem Beifall den Abgängern.

Für den Abiturjahrgang sprachen die beiden Abiturienten Lea Bey und Maxim Seehagen. Abitur, nun alles gut? Nicht immer. Gerade in den letzten Jahren sei immer wieder mal Zweifel aufgekommen. Der Jahrgang könne stolz auf sich sein. Auch die Eltern. Die schönsten Jahre seien vorbei, das große Jammern gehe nun erst richtig los. Man könne sich aber auch vorstellen, dass man eines Tages an die Zeit zurückdenken und sie sich vielleicht sogar zurückwünschen. Dank erging an das Kollegium.

Im letzten Teil der Abiturentlassungsfeier werden Preise verliehen. Allen voran als bedeutendster ohne Frage der Lerche-Preis für das beste Abitur, das in die diesem Jahr mit 1,0 nicht zu toppen war. In der Tradition, dass ein früherer Preisträger die Übergabe vornimmt, hatte das Gymnasium die Preisträgerin des Jahres 1983 gewinnen können, Dr. Ursula Wagner. Sie konnte 35 Jahre nach ihrer Preisentgegenahme nun den seit 1893 verliehenen Lerche-Preis an Anneke Stolte überreichen.

Die promovierte Psychologin hatte der Preisträgerin zudem ein eigenes Geschenk mitgebracht: Sieben Stunden Monitoring und Coaching, wann immer sie diese im künftigen Berufs- oder Privatleben in Anspruch nehmen möchte.

Der Förderverein würdigt alljährlich alle Abgänger mit einem Notendurchschnitt mit einer eins vor dem Komma mit Buchpreisen. Die gingen außer an die Lerchepreisträgerin an Celina Mävers, Adrian Zwickert, Maxim Seehagen, Angelina Heyder, Lennart Probst, Lisa Macke, Luca Hobusch, Madita Wuttke, Theresa Lohrberg, Mathis Ludwig, Lena Brodtmann, Leoni Witte, Meike Heinritz, Friederike Thormann, David Artschwager, Coleta Marie Manzeck, Amy Hecht und Anna-Lena Kühne.

Erstmalig wurden zwei neue Preise in diesem Jahr im Ros­witha-Gymnasium vergeben. Zum einen der Preis der Konföderation evangelischer Kirchen für die besten Abiturleistungen im Fach evangelische Religion. Pröpstin Elfriede Knotte übergab diese Preise an Lena Brodtmann, Anneke Stolte, Lennart Probst und Friedrike Thormann. Ebenfalls neu war der Preis des Vereins der Deutschen Sprache für Leistungen im Fach Deutsch. Er ging an Anneke Stolte.

Den Preis für besondere Leistungen in der Chemie-Abiturklausur konnte Stephanie Dierstein an Mathis Ludwig übergeben.

Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung hatte diesmal zwei Preise zu vergeben, die Uwe Schimmel und Detlef Schmiester an Leonie Witte und Adrian Zwickert aushändigen konnten. Zu guter Letzt lag es in Händen von Hans-Joachim Baade mit dem Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft Adrian Zwickert auszuzeichnen.

Umrahmt wurde die Feierstunde natürlich auch wieder musikalisch durch das Schul- beziehungsweise in leicht abgeänderter Besetzung Salonorchester des Gymnasiums unter Leitung von Roland Meyer.rah