Der Zeitpunkt zum Aufhören war gut gewählt

Die Verwaltungsarbeit hat Jürgen Schnute immer Freude gemacht / Ruhestand aber nicht gänzlich ohne Arbeit

Nicht die ganze Zeit in der Wilhelmsburg, aber seit fast 40 Jahren in Diensten der Verwaltung war Jürgen Schnute tätig.

Bad Gandersheim. Mit dem Gefühl zu gehen, den richtigen Zeitpunkt gewählt zu haben, ist das eine. Mit dem Gefühl seine Arbeitsstelle zurücklassen zu können, über 40 Jahre gerne diese Tätigkeit ausgeübt zu haben, das andere. Beides trifft auf Jürgen Schnute zu. Der Leiter des Bauamtes, als der er zum 1. Juni aus dem Verwaltungsdienst der Stadt ausgeschieden ist, bereut weder seinen beruflichen Weg noch den Zeitpunkt, in den Ruhestand zu wechseln.

Nach dem Abitur am hiesigen Gymnasium begab sich Schnute 1979 in die Verwaltungsausbildung, die – ähnlich dem Dualen Studium heute – aus zur Hälfte Berufspraxis und zur anderen Studium bestand. In diesem Falle an der Fachhochschule in Braunschweig. 1982 wurde er dann bei der Stadt Bad Gandersheim Inspektor zur Anstellung, ab dem 27. Lebensjahr war er Beamter.

Sein erster Dienstherr war seinerzeit noch Stadtdirektor Hans-Dieter Gottschalk, und dies die ersten 14 Jahre lang. Es folgte später Heinz-Gerhard Ehmen und zuletzt nun Franziska Schwarz. Alle Zeiten in der Verwaltung seien gut gewesen, die letzten fünf Jahre aber bezeichnet Schnute sogar als „fantastisch“.
Abzusehen war das alles bei seinem Einstieg in die Verwaltung natürlich noch nicht. Dass er dabei als Abteilung ins Bauamt gekommen sei, wertet er heute als Glücksfall. Er blieb diesem Bereich bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst treu.

Um in der Bauverwaltung einer Stadt zu arbeiten, braucht es keine spezielle Bauausbildung. Die Fachkenntnis eigne man sich im Laufe der Zeit in dieser Tätigkeit auch so an. Bauleitplanung, einer der Bereiche, die Schnute lange betreute, sei ohnehin mehr ein Verwaltungsgeschäft, als dass es dabei auf Ingenieurskenntnisse ankommt. Über die Bauleitplanung erfolgte sein Einstieg, später kam die Städtebauförderung hinzu, dann die Innenstadtsanierung. Womit auch schon drei der größten Felder genannt sind, um die sich Jürgen Schnute kümmerte. Als Fachbereichsleiter im Bauamt sei das natürlich dann noch um einiges mehr geworden.

Das Bauamt, wie es Schnute zu Anfang seiner Berufskarriere vorfand, war ein ganz anderes, als er es heute an seinen Nachfolger André Schumann übergeben hat. Ein gravierender Einschnitt sei zum Beispiel mit dem Einzug der Computertechnik vollzogen worden. Viele Dinge wurden erheblich schneller, einfacher, effizienter.

Das Bauamt der Stadt hatte zuweilen auch fast dreimal so viele Bedienstete wie heute. Zu Zeiten des großen Kanalisationsbaus in Bad Gandersheim waren diesem Amt noch 18 Mitarbeiter zugeschlagen. Heute sind es gerade einmal noch sieben. Unabhängig davon habe er auch Zeiten erlebt, in denen die Anforderungen und Belastungen so groß gewesen seien, dass auch schon mal 50 Stunden in der Woche nötig waren, um halbwegs alles zu schaffen.
Die Verwaltung, so stellte Schnute im GK-Gespräch fest, habe sich aber auch aus anderen Gründen gewandelt. Weg von einst stark hierarchisch strukturierter Ordnung hin zu Teamarbeit und mehr eigenständiger Verantwortung. „Neue Steuerungsmodelle“ war das Stichwort dazu. Nach Einführung dieser wird heute grundlegend anders gearbeitet als noch vor 40 Jahren.

Die wichtigsten Themen, mit denen Schnute in seiner Amtszeit zu tun hatte, waren eben die Bauleitplanung für das ganze Stadtgebiet, die Vorbereitung und Umsetzung der Städtebauförderung und eine Dorferneuerung im Ortsteil Gehrenrode. Ab 2001 hatte er dann die Fachbereichsleitung inne, zuletzt nahm er auch die allgemeine Vertretung der Bürgermeisterin in deren Abwesenheit wahr.
Rückblickend seien die schönsten Projekte zum Beispiel die Neugestaltung der Innenstadt mit historischem Pflaster, die Innenstadtsanierung und aus den letzten beiden Jahren der Ausbau des Feuerwehrgerätehauses und der Umbau der Grundschule gewesen, resümiert Schnute.

Als besonders unangenehm hat er hingegen die Zeiten ab 2008 in Erinnerung, als die Stadt durch das Haushaltssicherungskonzept gezwungen war, vieles abzugeben, manches zu schließen, darunter sogar das eigene Solebad. Das seien Zeiten gewesen, die viel Stress und Ärger bedeutet hätten. Zum Beispiel bei den Gesprächen, wenn es um die Übernahme von Sportplätze und Dorfgemeinschaftshäusern ging.

Unter anderem deswegen heben sich die letzten fünf Jahre als besonders wohltuend ab, weil es nun endlich wieder Gestaltungsspielräume und Möglichkeiten nach dem langen Tal der Tränen gab. Auch die aufblühende Förderkulisse habe dazu beigetragen.

Als Amtsleiter befand sich Schnute lange Zeit auch in einer herausgehobenen Verwaltungsstellung, in der Kontakt mit der Politik häufiger vorkommt. Das sei leider zunehmend nicht leicht gewesen, aber in der Diskussion habe er meistens mit den Beteiligten auch eine Lösung finden können. Wohltuend empfanden vor allem die Fachausschüsse immer sein Bemühen, fachliche Details allen verständlich zu machen. Das sei eben aber auch Grundlage, überhaupt eine sachgerechte Entscheidung treffen zu können, so Schnutes Selbstverständnis.

Dazu gehört auch, dass er nachvollziehen kenne wenn es bei Bürgern Verärgerung über „Missstände“ gebe. Die landeten dann nicht selten bei ihm auf dem Schreibtisch. Auf der anderen Seite könne eben eine stark verkleinerte Verwaltung nur leisten, was die Ressourcen hergeben.

Um seinen Ausstieg aus dem Beruf hat sich Jürgen Schnute beizeiten Gedanken gemacht, wobei auch gesundheitliche Beeinträchtigungen ihn zum Nachdenken brachten. Deshalb war der Termin zum Juni dieses Jahres wohlbesonnen geplant. Und es sei gut so, sagt er nun als Pensionär, der endlich Zeit für Haus, Garten, Frau und Dackel hat. Und für das lange nicht mehr ausgeübte Motorradfahren.

Nur damit will sich der Jung-Pensionär aber auch nicht begnügen. Seine Fachkenntnis ist weiter gefragt, zum Beispiel über einen Beratervertrag, den er mit der Landesgartenschau hat. Sie berät er auf Stundenbasis bei der Ausschreibungskontrolle, Baustellenaufsicht und als Vertreter bei Planungsbesprechungen. So wird er der Stadt auf andere Weise noch einige Zeit zu Diensten sein.rah