Die Museumsfreunde stellen vor: Das Handwerk, Teil III

Heute: Die Uhrmacher und das Druckerhandwerk

Viele Uhren – von denen so manche auch noch geht – und Werkzeuge in der Uhrmacherecke.

Bad Gandersheim. Die Museumsfreunde vom Stadtmuseum Bad Gandersheims haben schon einige Exponate aus dem Bereich des heimischen Handwerks im Gandersheimer Kreisblatt vorgestellt. Heute sind zwei weitere Berufe an der Reihe: der Uhrmacher und der Drucker.

Die zugehörigen Exponate finden sich auf der Südseite des Westflügels. Zunächst zum Uhrmacher. Die ersten Uhrmacher waren Schlosser und Schmiede, denn sie bauten zunächst Turmuhren. Die Zahl der Uhren wuchs stetig, denn alle Städte wollten Turmuhren haben. Bald schon finden sich daher Uhrmachervereinigungen etwa zum Ende des 16. Jahrhunderts.

In einigen Gegenden Europas konzentrierte sich die Herstellung von Uhren, so vor allen Dingen in der Schweiz und im Schwarzwald. Doch Uhren gibt es natürlich schon viel länger: bereits im Altertum versuchte man, die Zeit zu messen und konstruierte dazu Wasser- oder Sanduhren, auch Sonnenuhren waren üblich.

Peter Henlein aus Nürnberg entwickelte als Erster in Deutschland um 1500 eine kleine am Körper tragbare Uhr. Die erste Taschenuhr. Die Uhrmacher waren nun zu Feinmechanikern geworden und sind es auch geblieben. Die heutigen Uhren werden in der Regel in Manufakturen gefertigt und meist von Batterien angetrieben. Ein Handaufzug ist schon seltener.

Der Uhrmacher in unseren Tagen baut selbst keine Uhren mehr, sondern widmet sich der Instandhaltung, Reparatur oder Restaurierung historischer Uhrwerke. Das Zunftzeichen der Uhrmacher ist die stilisierte Hemmung, ein spezielles Räderwerk in der Uhr.
In unserem Museum ist eine Vielzahl von unterschiedlichen Uhren zu sehen und natürlich auch besonderes Uhrmacherwerkzeug, wie beispielsweise eine handbetriebene Uhrmacher-Drehbank. Es ist eigentlich eine Maschine aus der Feinmechanik. Heute werden solche Drehbänke natürlich elektrisch angetrieben. Neben vielen kleineren Uhren ist im Museum besonders eine große Flötenuhr hervorzuheben, die einst bei der Gandersheimer Familie Brackebusch im Wohnzimmer gestanden hat. Es ist eine Luxusuhr aus der Biedermeierzeit mit Schlag- und Spielwerk.

Gleich neben der Uhrmacherecke befindet sich der Bereich des Druckers. Hier sind insbesondere die Arbeitsgeräte der Gandersheimer Unternehmerfamilie Hertel zu sehen. Diese Firma war seit 1833 in unserer Stadt ansässig, nachdem ihr das Herzogtum Braunschweig die Erlaubnis erteilt hatte, eine Buchdruckerei zu eröffnen. Kurze Zeit später erschien bereits ein Wochenblatt, die Keimzelle des noch heute täglich in die Haushalte gelieferten Gandersheimer Kreisblattes.
Unzählige Bücher und andere Erzeugnisse wurden bei der Firma Hertel gedruckt. Das prächtige Verlagshaus schmückt bis heute die Stifts-freiheit gegenüber der Stiftskirche. Im Museum wird eine Setzmaschine gezeigt, wie sie früher bei der Erstellung von Druckschriften benutzt wurde. In den Schubfächern finden sich die einzelnen Buchstaben, die der Setzer dann zu Texten zusammenfügte.

Der Erfinder dieser Drucktechnik, also der Druckerpresse mit beweglichen Metalllettern, war Johannes Gutenberg aus Mainz, der damit den Grundstein legte für einen Siegeszug von Lesestoff für alle Bürger. Vorher mussten ja noch in Klöstern oder fürstlichen Schreibstuben stets besondere Schreiber die Lese- oder Verordnungstexte aufwändig niederschreiben. Bei notwendigen Vervielfältigungen wurden ganze Bücher abgeschrieben. Das dauerte natürlich lange. Das Museum zeigt Druckpressen verschiedener Art. Ja sogar der Chefsessel von Robert Hertel aus dem Jahre 1933 ist im Museum zu bewundern. Er erhielt ihn zum 100-jährigen Jubiläum des Unternehmens von seiner Frau geschenkt.

Im Westflügel sind noch weitere Handwerke anzusehen, wie etwa das des Schlossers und besonders des Webers, denn ein funktionierender Webstuhl der alten Gandersheimer Familie Urban schmückt ein ganzes Zimmer. Wer sich traut, kann sogar den Stuhl bedienen.

Es lohnt sich, hier einmal vorbeizuschauen und die Vielfalt der ausgestellten Museumsstücke anzusehen und damit auch einen Blick in die Gandersheimer Geschichte zu tun, denn bei den Exponaten handelt es sich immer um Stücke aus unserer Stadt. Solange die Corona-Schließung noch anhält, findet man mehr vom Museum im internet unter www.museum-bad-gandersheim.de.red