Die Stadtwerke suchen ein neues Zuhause

Bauhofgelände am Plangarten ohne Ausbaumöglichkeiten und mit zahlreichen Mängeln / Gutachten empfiehlt Neubau

Das heutige Gelände der Stadtwerke mit dem Bauhof: In den vorhandenen Gebäuden müssten enorme Investitionen erfolgen, um geltende Arbeitsschutzbestimmungen einhalten zu können.

Bad Gandersheim. Ein schon vor vielen Jahren einmal angeticktes Thema ist zurück. Lange war es still geworden um die Frage, ob der Bauhof und die Stadtwerke Bad Gandersheim inmitten der Altstadt ihr Quartier haben müssten. Überlegungen, das alles aus dem beengten Bereich neben der alten Burg und am Plangarten an einen andere, mit hoher Wahrscheinlichkeit vor den Grenzen der Stadt liegende Stelle zu verlagern, wurden vor Jahren schon einmal begonnen, dann aber verschwanden sie erst einmal wieder in der Schublade. Anderes war wichtiger geworden.

Nun also ist der Gedanke wieder da. Zurück kam er in das öffentliche Bewusstsein mit einem Vortrag von Stadtwerke- Leiterin Astrid Schelle, den sie in der Dezember- Ratssitzung hielt. An sich nur als erste Information über einen begonnenen Prozess gedacht, gab es am Ende dafür auch ein Ratsvotum. Nach der Übernahme der Leitung der Stadtwerke, so Schelle, hab es auch für sie erst einmal andere Prioritäten gegeben. Die lagen zuvorderst im Maschinenpark und der personellen Besetzung des Bauhofes. Letztere hat zum Beispiel durch die Wiedereinstellung eines Betriebsschlossers eine wertvolle Ergänzung bekommen. Die Möglichkeit, selbst Reparaturen durchzuführen oder Metallarbeiten vornehmen zu können, habe viele Betriebsabläufe beflügelt, so Schelle. Teurer und aufwändiger war die Modernisierung des Maschinenparks der Stadtwerke. Der vorherige war bereits einmal im Zuge einer Publikation beinahe als noch arbeitende Oldtimerschau dargestellt worden. Davon hat sich der aktuelle Maschinenpark deutlich entfernt. Nun sei es an der Zeit gewesen – und habe es endlich auch die Zeit dafür gegeben, so Schelle –, sich erneut mit dem Standort der Stadtwerke auseinanderzusetzen. Und das tat die Stadtwerkeleiterin dann auch in detaillierter Ausführlichkeit.

Ende April habe sie im Verwaltungsausschuss um die Bereitstellung außerplanmäßiger Mittel zur Erstellung eines Gutachtens zum aktuellen Bauhof gebeten und diese auch bewilligt bekommen. Nun konnte sie die – zum Teil erschreckenden – Ergebnisse präsentieren. Bekanntermaßen liegt das Bauhofgelände direkt neben der früheren Justizvollzugsanstalt am Plangarten. Östlich eingeengt durch die Burg, zur Gandeseite sich an die Stadtmauerreste anlehnend und nach Westen durch andere Grundstücke begrenzt, fehlen dem Standort jegliche Erweiterungsmöglichkeiten. Im Zentrum der Anlage steht ein Gebäude, das im Erdgeschoss einen Sozialraum, ein Betriebsbüro und Sanitärräume beherbergt.

In der ersten Etage und dem Dachgeschoss – das bis vor nicht allzu langer Zeit auch noch einer Mietwohnung Platz bot – befinden sich Verwaltungsräume. Obwohl an sich der jüngste Teil des gesamten Ensembles, sei das Gebäude grundsätzlich an sich für eine Verwaltungsnutzung gar nicht geeignet, stellt das Gutachten fest. Zahlreiche Vorschriften, die für Verwaltungen gelten, sind in dem an sich nur für eine Privatnutzung erbauten Haus gar nicht vorhanden. Das reicht von Brandschutzerfordernissen wegen der alten Infrastruktur des Hauses über die Notwendigkeit von Treppenumbauten bis hin zur komplizierten Raumaufteilung. Sie wären zum Teil auch unter Einsatz erheblicher Mittel in gut sechstelliger Höhe trotzdem nicht einmal alle umsetzbar. Schon das allein würde mittelfristig ein Handeln erfordern, weil ansonsten auf Dauer Grunderfordernisse verletzt würden. Doch die Verhältnisse sind teilweise noch schwieriger auf dem Gelände. Direkt an das Wohnhaus lehnt sich die sogenannte Zehntscheune an. Sie ist 2016 erst auch noch unter Denkmalschutz gestellt worden. Was die Dinge nicht einfacher macht. Die Scheune dient im oberen Bereich als Lager, im unteren als Garage. Fahrzeuge des umfänglichen Bauhof- Maschinenparks dort unterzustellen gleiche aber jedes Mal einer logistischen Meisterleistung, beschrieb Schelle das Prozedere, nacheinander hinein- und umgekehrt auch wieder hinauszufahren. Was täglich nötig sei, da im hinteren Bereich der Schlosser den Zugang zu seinem (fensterlosen) Büro hat.

Die Tür bekäme er im zugeparkten Zustand gar nicht auf. Auch in diesem Gebäudebereich weist das Gutachten diverse Verstöße gegen die Arbeitsstättenverordnung aus. Zwar könnten durch Maßnahme einige davon abgestellt werden, aber wie schon im Verwaltungsgebäude nicht alle. Zudem wäre ein erheblicher finanzieller Aufwand erforderlich. Ein sehr ähnliches Bild ergab sich für weitere Gebäude und Einrichtungsbereiche, in denen zum Beispiel die Holzwerkstatt, das Wasserwerk und anderes mehr untergebracht sind. In der Summe musste Schelle aus dem Gutachten das Fazit verkünden, dass ein Stadtwerkebetrieb unter Einhaltung aller Arbeitsschutzvorschriften an diesem Standort schlicht nicht darstellbar sei, weil manche Erfordernisse einfach nicht umsetzbar sind. Auch zu den Kosten dessen, was noch umsetzbar wäre, gab das Gutachten eine Schätzung ab und landete bei rund 350.000 Euro Investitionsvolumen. Für ein „unfertiges“ Ergebnis, das niemanden befriedigen könne. Und die Summe, die eingesetzt werden müsste, wäre schon ein bedeutender Teil für ein eventuell mögliches Neubauprojekt. Ein solches anzudenken, empfiehlt das Gutachten.

Es komme zu dem Ergebnis, Größe und Ausstattung entsprächen am aktuellen Standort nicht den langfristigen Anforderungen an leistungsfähige Stadtwerke. Dafür bestehe dringenden Handlungsbedarf. Das Gutachten sieht als naheliegendsten Weg den eines Neubaus. Wo dieser entstehen könnte, war bislang noch nicht Inhalt der Untersuchung, soll aber nun – so der Rat grundsätzlich diesen Weg einzuschlagen mittragen würde – konkret gesucht werden.

Das Rats-Votum, in dieser Richtung weiterzuarbeiten, gab es einstimmig. Und einen möglichen neuen Standort hatte man bei früheren Überlegungen mit dem Gelände des alten Klärwerks an der Holzmindener Straße auch schon mal im Visier. Ob dies der Platz der Wahl ist oder ein anderer, soll im Frühjahr konkret benannt werden. So sehen es die nächsten Arbeitsschritte vor. Und gleichzeitig wird dann sicherlich auch ein Nachdenken darüber in Gang kommen, was dereinst mit dem später aufgelassenen Standort am Plangarten geschehen könnte.rah