Die zweite Erinnerungs- und Gedenktafel ist fast fertig

Schüler des Roswitha-Gymnasiums setzen sich mit den Kriegsgräbern auf dem St. Georgs Friedhof auseinander

Ein größeres Team von Schülern unter Begleitung von Lehrkräften und Geschichtssachverständigen befasst sich seit einiger Zeit mit den Kriegstoten der beiden Weltkriege. Nun wird es eine zweite Gedenktafel geben.

Bad Gandersheim. Nach zweijähriger Arbeit war es im September vergangenen Jahres endlich so weit: Die Gedenk- und Erinnerungstafel, die das Schicksal der Kriegstoten beleuchtet, die während des Ersten Weltkrieges auf dem St. Georgs Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, konnte feierlich eingeweiht werden. Schon damals wurde hervorgehoben, dass eine weitere Tafel für die Kriegsgräber des Zweiten Weltkriegs folgen soll.

Nun geht die Arbeit daran schon in die Endphase. Wie auch bei der ersten Tafel waren es Schülerinnen und Schüler des Roswitha-Gymnasiums, die sich mit dem Leben und Sterben der Menschen, die auf dem Gräberfeld ruhen, beschäftigt haben und interessante Einblicke in das Bad Gandersheim der 40er Jahre gewinnen konnten.

„Durch die Arbeit an der Erinnerungstafel konnten wir uns näher mit der Geschichte von Bad Gandersheim auseinandersetzen und trafen immer wieder auf neue Erkenntnisse, zum Beispiel über die vielen Reservelazarette in und um Bad Gandersheim“, berichtet der siebzehnjährige Lennart Jörn. Seine Mitschülerin

Lisa Peters ergänzt: „Ich denke, dass wir alle von dieser Arbeit profitiert haben, da die intensive Auseinandersetzung mit der Thematik bewirkt hat, dass wir unser Wissen über das Geschehene vertiefen konnten. Besonders da der örtliche Bezug bei der Arbeit eine tragende Rolle gespielt hat, hat man die Ereignisse aus einer geringeren Distanz betrachtet und nicht nur als etwas, das sich in weiter Ferne abgespielt hat.“ Die aus dieser Recherche heraus entstandenen Texte wurden nun bei einem Besuch des Referenten des Volksbundes, Dr. Rainer Bendick, gemeinsam bearbeitet. Dabei wurde vor allem ein sehr genauer Blick auf die Terminologie geworfen und hinterfragt, ob beispielsweise eine klare Formulierung wie „Angriff“ nicht dem neutralmilitärstrategischen „Feldzug“ vorzuziehen ist.

Bendick warb dabei dafür, einen anderen Standpunkt einzunehmen und zu reflektieren, wie polnische oder französische Leser die Texte verstehen könnten. Mit Martha Hölling wurde abschließend eine regionale Persönlichkeit in den Blick genommen, der bisher zu wenig Achtung gezollt wurde. Die Leiterin eines Kinderheimes, die während des Krieges verwundete Soldaten pflegte, wurde aufgrund ihrer kritischen Haltung zum Nationalsozialismus inhaftiert. Nach dem Krieg kämpfte sie um Entschädigung, erhielt aber lediglich eine kleine Opferrente, von der sie nur schlecht leben konnte.

Die Gedenk- und Erinnerungstafel soll auch dazu dienen, Martha Hölling endlich den Respekt zu erweisen, der ihr zu Lebzeiten verwehrt blieb. Geschichten wie diese haben die Gymnasiasten nachhaltig beeindruckt. Auf die Frage, ob das Erstellen von Gedenktafeln zum Zweiten Weltkrieg mit dem Leben heutiger Jugendlicher denn überhaupt noch etwas zu tun habe, reagieren sie sehr durchdacht. So fungiert die Tafel laut Lisa Peters nicht nur als Denkmal, sondern auch als Mahnmal, das auch in künftigen Generationen verhindert, dass die Ereignisse von damals in Vergessenheit geraten.

Lennart Jörn pflichtet ihr bei: „Wir dürfen unseren heutigen Lebensstandard, unsere Werte, unsere Demokratie und unser gemeinsames Miteinander nicht als selbstverständlich ansehen. Deshalb dürfen die grausamen Ereignisse nicht vergessen werden und wir müssen uns klar werden, dass wir, heute und in Zukunft, die Verantwortung für unsere Freiheit tragen.“jag