Diskussion um kinderärztlichen Bereitschaftsdienst im Landkreis Goslar

Nach Willen der Kassenärztlichen Vereinigung soll der landkreisweit abgeschafft werden / Kritik gibt es bereits

Die Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst neu zu strukturieren, sind in Teilen der hiesigen Bevölkerung auf große Kritik gestoßen. Konkret sehen die Planungen eine Zentralisierung der Bereitschaftsdienste vor. 

Region. Im Landkreis Goslar steht die Gesundheitsversogung derzeit besonders im Fokus. Zum einem durch die Asklepios Harzklinken und die Asklepios Kliniken Schildautal Seesen, zum anderen durch den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst. Letztere soll ab 1. Januar 2018 niedersachsenweit verändert werden. Das hat erhebliche Auswirkungen.

Das Thema ist hoch emotional. Viele Eltern befürchten sogar eine mangelhafte Versorgung ihres Kindes im Notfall. Denn die Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung, die die Sicherstellung der kassenärztlichen Versorgung verantwortet, sehen vor, dass der Bereitschaftsdienst niedersachsenweit umstrukturiert wird. Heißt, künftig sollen die Kinderärzte im Landkreis Goslar zwar weiterhin Bereitschaftsdienst haben, dann aber an ein Krankenhaus mit angeschlossener Kinderklinik. Diese gibt es unter anderem in Braunschweig und Salzgitter. Heißt, die Eltern müssten dann mit ihrem kranken Kind beispielsweise von Braunlage aus nach Braunschweig oder Salzgitter in die jeweiligen Kinderkliniken fahren. Im Landkreis Goslar selbst wird es dann keinen Bereitschaftsdienst mehr geben, so die Pläne.

Vor allem auch Eltern, die nicht mobil sind, aber auch jene die im Oberharz wohnen, sehen das sehr kritisch. Letztere vor allem im Winter, wenn die Straßenverhältnisse oft nicht gerade die Besten sind.

Diskutiert wird, dass je Kinderarzt vier Bereitschaftsdienste pro Quartal zu leisten sind. Zum Jahresende soll das bisherige Modell durch ein neues abgelöst werden. Eine endgültige Entscheidung, wie der kinderärztliche Bereitschaftsdienst ab 2018 strukturiert und organisiert wird, hängt laut dem Chef der Goslarer Kreisverwaltung weiterhin von der Positionierung der Kassenärztlichen Vereinigung im Bezirk Braunschweig ab. Durch die Zentralisierung des Dienstes will die KV dem Fachkräftemangel ein Stück weit entgegenwirken. Denn immer weniger Ärzte lassen sich im ländlichen Raum nieder.

Fakt ist, am Mittwoch, 13. Dezember, wird der Landkreis Goslar seine dritte Gesundheitskonferenz durchführen. Aus aktuellen Anlass wurde das Programm um die gegenwärtig vielfach diskutierte Neuausrichtung des kinderärztlichen Bereitschaftsdienstes ergänzt, heißt es aus dem Goslarer Kreishaus. Speziell dieses Thema wird im Rahmen einer Podiumsdiskussion behandelt. Dem nicht genug, diese wird im NDR-Hörfunk übertragen. Aufgezeichnet wird die Diskussion für die Sendung „Jetzt reichts: Ihre Meinung zählt“. Für die Leitung der Diskussion sowie die Moderation der Sendung zeichnet die Journalistin Anke Genius verantwortlich. Wie Landkreissprecher Maximilian Strache mitteilt, werden an der Runde ein Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung, ein Kinderarzt, eine aktive Mutter und Landrat Thomas Brych teilnehmen. Solch eine Runde lebt auch von fragenden Gästen im Publikum. Interessierte Bürger sind dazu eingeladen. Zu diesem Zweck wird es um 16.30 Uhr eine zweite Einlasszeit geben. Veranstaltungsort ist das Goslarer Tagungs- und Konferenzhotel „Der Achtermann“, Rosentorstraße 20.

Viele sehen den Landkreis Goslar in der Pflicht, für tiefgreifende Veränderungen zu sorgen. Problem an der Sache, er kann hier nur bedingt handeln. Der Landkreis samt Landrat Thomas Brych ist hier eher in der Rolle des Mahners und in einer Wächterfunktion. Aktiv mitgestalten ist schwierig. Bei Asklepios machte er in der Kreistagssitzung im November darauf aufmerksam: „In innerbetriebliche Angelegenheiten dürfen und können wir gar nicht eingreifen“, betonte Brych. Gleiches beim kinderärztlichen Notdienst. „Die Kreisverwaltung hat bei der Organisation und Sicherstellung der kassenärztlichen Versorgung keinerlei Zuständigkeiten, drängt aber in Gesprächen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) auf eine verbesserte gesundheitliche Versorgung hin“, teilt Landkreissprecher Maximilian Strache mit.

Die Stadt Seesen gehört zur KV Göttingen, die Stadt Goslar und Clausthal-Zellerfeld beispielsweise zum Einzugsbereich der KV Braunschweig.

Wer darüber hinaus Interesse an einer Teilnahme bei der Gesundheitskonferenz hat, kann sich gerne kostenlos per E-Mail an gesundheitsregion.goslar@landkreis-goslar.de anmelden. Die Teilnehmer der Konferenz erwartet ein spannendes Programm.

Als Hauptrednerin konnte in diesem Jahr Dr. Anne Fleck gewonnen werden. Die Medizinerin und Buchautorin ist einem größeren Publikum vor allem aus ihrer Tätigkeit beim NDR-Fernsehen unter dem Namen „Doc Anne Fleck“ bekannt. In ihrem Impulsvortrag wird die promovierte Ärztin zum Thema „Die Möglichkeiten, Gesundheitsstörungen durch Ernährung zu beeinflussen“ referieren.

Im Anschluss an den Vortrag von Dr. Anne Fleck werden sich die Teilnehmer in nun noch vier Fachforen zusammenfinden um sich gemeinsam den Themengebieten „eHealth & Big Data“, „Rund um ambulant?“, „Alter erfahren: Alterssimulationsanzug“, „Entlassungsmanagement im Krankenhaus“. Das ursprünglich geplante Fachforum V „Praxis zu. Und nun? 116117 – Die Nummer, die hilft“ wird durch die Podiumsdiskussion zum Thema „Kinderärztlicher Bereitschaftsdienst ersetzt. Offizieller Beginn der dritten Gesundheitskonferenz ist am 13. Dezember um 15 Uhr.syg