Ein Gebäude prägt ein ganzes Viertel

Das Roswitha-Gymnasium: Eine Gebäude-Ansicht von 1900 auf einem Stromkasten

Hausmeister a. D. Eckhard Franke hat die alte Aufnahme vom Gymnasium für die Stromkasten-Neugestaltung ausgesucht. „Ecky“ und Rosi Worreschk haben die Kosten übernommen.

Bad Gandersheim. Das Gymnasium in Bad Gandersheim kann 2018 Jahr ein rundes Jubiläum feiern: 1878 wurde das Gymnasium gegründet. In den ersten Jahren war die Bildungseinrichtung im westlichen Teil des Rathauses (beziehungsweise im Spritzenhaus) untergebracht. Aufgrund steigender Schülerzahlen wurde 1890 durch Kreisbauinspektor Scholvin der Entwurf für einen Neubau vorgelegt. Die hohen Baukosten ließen die Realisierung des Projektes jedoch ins Stocken geraten. Erst mit Bewilligung eines Zuschusses durch den Landtag 1892 konnte die Finanzierung gesichert werden.

Heute ist diese Zeit als „gute alte Zeit“ in Erinnerung. Die Menschen lebten seit über 20 Jahren in Frieden. Wirtschaftlich ging es landesweit bergauf, eine breite Unterschicht litt jedoch unter der Armut, öffentliche Mittel im ländlichen Bereich waren knapp. Gandersheim als Kreissitz war geprägt durch eine aufstrebende Schicht kleiner und mittlerer Beamter.

Mutterboden für die Gärten

Für den Bau des Gymnasiums wurde einen Bauplatz außerhalb des engen Stadtbezirks gewählt. Den ertragreichen Mutterboden durften Gandersheimer Bürger vor Baubeginn abtragen.

Mit den Erdarbeiten wurde im Mai 1893 begonnen. Die Bauarbeiten wurden durch örtliche Handwerker ausgeführt. Bereits im Januar 1894 konnte das Richtfest gefeiert werden. Da der Sommer 1894 aber sehr regenreich war, verzögerten sich die Ausbauarbeiten.

Am 18. und 19. November 1894 wurde ein großes Einweihungsfest veranstaltet. Zur Einweihung schrieb Direktor Wilke, der damalige Schulleiter, in der Festzeitschrift: „Jetzt steht das stolze Schulhaus mit seiner geräumigen Turnhalle vollendet und zum Gebrauch fertig da und bildet bei seiner hohen und gesunden Lage, in der künstlerisch schönen und durchweg gediegenen Ausführung eine weithin sichtbare Zierde der Stadt.“ Ende 1926 wurden alle Räume mit elektrischem Licht versehen.

In den letzten Kriegsmonaten 1945 wurde das Gebäude als Hilfslazarett genutzt und nach Einmarsch der Amerikaner für ein Jahr beschlagnahmt.
Auf dem Gelände des Gymnasiums wurden diverse Neubauten errichtet. Die große Freitreppe des Altbaus wird heute immer noch gern als Kulisse für alle Abiturjahrgänge und für Erinnerungsfotos bei Klassentreffen genutzt.

Der jeweilige Zeitgeist und die Lehrer prägen das schulische Leben des Gymnasiums. Tausende Schüler haben hier die Schulbank „gedrückt“ und ihr Reifezeugnis erhalten.  Die Erinnerung an Stress und teilweise Misserfolge verblassen mit den Jahren. Zurück bleiben die vielen schönen Erinnerungen an Klassenfahrten, Feten und kleine Verfehlungen. Ein guter Geist der Schule war seit 1988 Hausmeister Eckhard Franke, kurz „Ecky“ genannt.

„Ecky“: Der gute Geist

Neben der Tätigkeit als Hausmeister, war er auch Anlaufstelle, wenn der Magen knurrte oder Seelentröster in allen Lebenslagen.

Bei kleinen Verstößen gegen die Hausordnung durfte oder musste man den Hausmeister bei den Aufräumarbeiten unterstützen. Die „Strafarbeiten“ unter Aufsicht des stets gutgelaunten „Ecky“ sind heute noch oft Thema bei so manchem Klassentreffen. Aufgrund der Verbundenheit zu „seiner“ Schule ziert die Ansicht des Gymnasiums um 1900 an der damals noch unbefestigten Braunschweiger Straße nun den Stromkasten an der Ecke Roswithastraße/ Petristraße.

Der Kur- und Verkehrsverein bedankt sich bei Eckhard „Ecky“ Franke und Rosi Worreschk für die Übernahme der Kosten der Stromkasten-Gestaltung.red