Ein sehr seltenes Ehe-Jubiläum

Eiserne Hochzeit in Harriehausen: Martin und Helga Reimann sind am heutigen 18. Mai sage und schreibe 65 Jahre verheiratet

Das Ehepaar Reimann strahlt eine große Zufriedenheit aus und so soll es auch in die nächsten Jahre gehen. Aufgrund der aktuellen Einschränkungen der Corona-Pandemie kann nur im ganz kleinen Familienkreis gefeiert werden.

Harriehausen. Vor 65 Jahren läuteten die Hochzeitsglocken für Helga und Martin Reimann aus Harriehausen. Heute feiert das Paar das Fest der eisernen Hochzeit.
Jubilar Martin Reimann erblickte im Jahre 1934 in Niederseiffersdorf (Schlesien) das Licht der Welt, wo die Eltern eine Landwirtschaft mit Gastwirtschaft betrieben. Hier ging er auch zur Schule. Vor Ende des Krieges im Januar 1945 musste die Familie dann, wie so viele andere, ihren Wohnort verlassen. Mit dem Pferdewagen ging es zunächst über die Tschechei in den Thüringer Wald.

Helga Reimann wurde 1936 in Royn (Schlesien) geboren. Im Jahre 1942 erfolgte die Einschulung, aber aufgrund der Kriegsereignisse endete die Schulzeit bereits 1943 wieder. Auch für die Familie der Jubilarin hieß es dann im Jahre 1945 den Wohnort zu verlassen. Zu Fuß mit Handwagen ging es in die Tschechei. Im Gegensatz zu vielen Flüchtlingen ging es jedoch noch einmal zurück in den Heimatort. Allerdings: Nach eineinhalb Jahren musste man die gewohnte Umgebung wieder verlassen. Es ging dann in den Kreis Stollberg, in die damalige sowjetische Besatzungszone. Anfang 1947, im tiefen Winter, verließ die Familie dann wiederum Stollberg. Über die Grenze führte sie der Weg in das Notaufnahmelager Uelzen. Dort begann die Verteilung der Flüchtlinge und für die Familie von Helga Reimann in das Notaufnahmelager Osterode, von wo aus man schließlich nach Harriehausen kam.

Martin Reimann verbrachte zwei Jahre in der Region Thüringer Wald. Und das getrennt von Mutter und Vater. Für die Mutter, die zwischenzeitlich in Hachenhausen ihre Unterkunft fand, hieß es den Sohn zu finden. Und das gelang über den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes. So ging es zur Mutter nach Hachenhausen, die ihren Sohn abholte. Hier traf auch der Vater aus der Kriegsgefangenschaft ein, um sich mit der Familie zu vereinen.

Nun begannen die geordneteren Zeiten: Es begann die Schulzeit für den Jubilar in Hachenhausen und für die Jubilarin in Harriehausen.
Nach der Schulzeit arbeitete Helga Reimann in einem Haushalt, bevor sie nach zwei Jahren einen Platz in der privaten Handelsschule in Bad Gandersheim bekam. Diese besuchte sie für ein Jahr. Der berufliche Werdegang führte sie anschließend zur Firma Züchner in Seesen ins Büro, wo sie vier Jahre arbeitet. Ehemann Martin absolvierte eine dreijährige Maurerlehre.

Nach dreijährigem „Kennenlernen“ wurde an Pfingsten 1956 geheiratet

In diesen Jahren traf man sich an den Wochenenden zum Tanz auf Sälen von Gastwirtschaften in der Region. Auch Martin und Helga Reimann schwangen fleißig das Tanzbein. Nach dreijährigem Kennenlernen wurde schließlich Pfingsten 1956 geheiratet. Die kirchliche Trauung fand in der Harriehäuser St.- Remigius-Kirche mit Pastor Fürle statt.

Drei Jungen wurden geboren, die ebenso wie Enkel und Urenkel engen Kontakt zum Jubelpaar halten.

Für die Jubilarin hieß es fortan für die Kinder da zu sein, aber darüber hinaus auch Bürotätigkeiten auszuüben. Der Jubilar ging dem Maurerberuf nach. Im Jahr 1959 bauten die Eltern von Helga Reimann ein Haus am heutigen Bleekenweg, in das auch das Jubelpaar im Jahr 1960 mit einzog. Seine Fähigkeiten im Maurerberuf waren der Ausgangspunkt, dass im Jahr 1964 ein Haus in Harriehausen am Oelbergskamp errichtet wurde. Und das in Eigenleistung.

Am Bau des VW-Werkes in Salzgitter mitgewirkt und dann bei VW 22 Jahre gearbeitet

Im Laufe der Jahre wurde auch für die drei Söhne in Eigenleistung jeweils ein Haus errichtet. Die Maurertätigkeit führte Martin Reimann zur Mitwirkung am Bau des VW-Werkes in Salzgitter. Und als das fertig war, gab es ein Angebot im VW-Werk zu arbeiten. Das nahm er an und es wurden 22 Jahre daraus.
Auch in das Gemeinschaftsleben in Harriehausen ist das Ehepaar Reimann stets eingebunden. Ehemann Martin spielte beim SV Schwarz-Weiß Harriehausen aktiv Fußball und brachte sich bei Arbeiten des Vereins, besonders auch bei baulichen Maßnahmen wie dem Sportheim, stets engagiert ein. So wurde er auch in den Ältestenrat des Vereins gewählt. Für Ehefrau Helga ist der Chorgesang ein wichtiger Teil ihrer Freizeitgestaltung. Über Jahrzehnte bis heute gehört sie dem Frauenchor an. Ein weiteres Hobby ist die Handarbeit.

Sonntags zieht es das Jubelpaar regelmäßig auf den Sportplatz

Sonntags zieht es dann das Jubelpaar regelmäßig auf den Sportplatz, wo die Spiele der Harriehäuser Fußball-Mannschaften begleitet werden. Und wo auch Kinder und Enkel aktiv beteiligt waren und es noch sind. Hier haben sie einen festen Platz, der sie auch vor dem Regen schützt, und der auch ausreichend Zeit zum Gespräch mit anderen Zuschauern gibt.

Eines ist festzustellen: Das Ehepaar Reimann strahlt eine große Zufriedenheit aus und so soll es auch in die nächsten Jahre gehen. Dabei spielt ein intaktes Familienleben mit den Familien der Kinder eine große Rolle. Und die Kinder, Enkel und Urenkel sind der Stolz der Jubiläumspaares.

Aufgrund der aktuellen Einschränkungen der Corona-Pandemie kann nur im Familienkreis gefeiert werden. Dazu gratuliert das Gandersheimer Kreisblatt herzlich und wünscht noch viele gemeinsame Jahre bei bester Gesundheit.ic