Eine für beide Seiten gesunde Kooperation

Zusammenarbeit des Roswitha-Gymnasiums und der Kooperationsklasse II der Kurpark-Schule

Ines Weper (links) mit Schülern der Kooperationsklasse.

Bad Gandersheim. „Oma Bärbel“ – das Mädchen strahlt, während sie den Namen immer wiederholt. So ganz ist uns nicht klar, wen die Schülerin der Kurpark-Schule damit meint, trotzdem steckt uns ihr Lachen an. Wir, die Journalismus-AG, sind zu Besuch in der Koop-Klasse II der Kurpark-Schule. Die Schüler der Klasse sind uns vom Schulhof bekannt und natürlich wissen wir auch, dass ihr Klassenraum im Gebäude 6 zu finden ist, aber seit Corona sind die Kontakte weniger geworden. Zuvor gestalteten viele Gymnasialklassen gemeinsamen Unterricht mit den geistig und körperlich beeinträchtigten Kindern. Umso interessanter ist der Einblick in den Alltag der fünf Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen elf und 15 Jahren, der sich von unseren Schulerfahrungen so weit unterscheidet.

Heilpädagogin Ines Weper, die seit 33 Jahren in ihrem Beruf tätig ist, unterrichtet und fördert zusammen mit ihrer Kollegin Michelle Fechner die Schülerinnen und Schüler der Koop-Klasse II und erklärt uns, in welchen Fächern ein gemeinschaftliches Lernen sinnvoll ist. Kunst, Sport und Schwimmen sowie Fächer wie Biologie und Chemie, in denen Experimente und praktisches Arbeiten im Vordergrund stehen, bieten gute Gelegenheiten für einen gelungenen Austausch.

Dabei geht es in erster Linie gar nicht um den Lernstoff, sondern vielmehr um das Miteinander, das Sehen und Gesehenwerden. Die Angst vor dem Unbekannten wird abgebaut. In anderen Fächern, wie Deutsch und Mathematik, ist es wiederum gut, wenn die Schülerinnen und Schüler ihren eigenen Raum bekommen, in dem sie ungestört arbeiten können. Dabei sind die Arbeitsweisen ideal auf sie zugeschnitten: haptische Materialien, anschauliche Bilder und Experimente ergänzen die für einige Schüler zu abstrakten Arbeitsblätter. Auch Werken und die heiltherapeutische Förderung am Pferd stehen auf dem Stundenplan. Kontakte zum Gymnasium gibt es im Religionsunterricht, den Gymnasiallehrer Stefan Winzinger in seinen Freistunden erteilt.

Die Kurpark-Schule ist eine staatlich anerkannte Tagesbildungsstätte und gehört zur Lebenshilfe Bad Gandersheim-Seesen e.V. Sie bietet Eltern und Kindern eine Alternative zu staatlichen Förderschulen. Unterrichtet wird nach dem Kerncurriculum des Landes Niedersachsen für den Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Das Lernen erfolgt ganzheitlich und bezieht Physio-, Ergo- und Logopädie mit ein. Dabei soll den Schülerinnen und Schülern ein großer Rahmen und Raum für Kreativität gegeben werden. Eine weitestgehend selbstständige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, die den Schülerinnen und Schülern eine eigenständige Zukunft ermöglicht, stellt neben schulischer Bildung das Hauptziel der Beschulung in der Kurpark-Schule dar. Die Aussicht darauf ist es auch, die Ines Weper für ihren Beruf begeistert: „Manche Schüler sind herausfordernd, aber wenn man sie später trifft und sieht, wie sie sich entwickelt haben, freut man sich“.

Ebenso wie ihre Kollegen am Gymnasium hoffen auch die beiden Pädagoginnen der Koop-Klasse II darauf, dass bald wieder gemeinsame Sport- und Biostunden möglich sind. „Bei uns herrscht eine sehr nette Atmosphäre während der Kooperation, die gesund für beide Seiten ist und wirklich richtig Spaß macht“, strahlt Ines Weper, bevor sie sich wieder ihren Schülerinnen und Schülern zuwendet.

Es sind viele Eindrücke, die wir aus der Koop-Klasse mitnehmen. Vor allem bleibt uns auch der Hinweis, dass Praktikanten und vor allem FSJler immer sehr gern gesehen sind, im Ohr. Es ist bestimmt kein Beruf für jeden, den Ines Weper und Michelle Fechner da machen, aber wir können dennoch gut verstehen, warum sie ihn gewählt haben. Die Pädagoginnen beschreiben ihre Arbeit mit den beeinträchtigten Schülern als „kunterbunt, abwechslungsreich, sehr herausfordernd und nie gleich“ – allesamt Eigenschaften, die wir uns für unseren zukünftigen Berufsweg durchaus wünschen.red