Erinnerungs-Stele für verstorbene Kinder – Oberschüler sagen „Nein“ zum Schweigen

Ein weiteres Gedenken auf dem Gandersheimer Salzbergfriedhof / Über die Kinderpflegestätte Brunshausen

Die Stele wurde auf dem Salzbergfriedhof eingeweiht.

Bad Gandersheim. Das Gedenken wach halten und den Menschen vergangene Geschehnisse ins Bewusstsein rufen – das haben die Zehntklässler der Oberschule geschafft. Mit der Errichtung einer Stele und einer zusätzlichen Geschichts- und Erinnerungstafel können sich künftig alle über das Schicksal der Säuglinge in der Kinderpflegestätte informieren.

Am Donnerstag kamen viele Persönlichkeiten aus der Stadt und darüber hinaus auf dem Salzbergfriedhof zusammen. Darunter Bürgermeisterin Franziska Schwarz, Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, Petra Dröge, Leiterin der Oberschule, vom Volksbund für Deutsche Kriegsgräberfürsorge Bildungsreferent Rainer Bendick und Vorsitzender des Bezirksverbandes Braunschweig Walter-Johannes Herrmann. Von der Niedersächsischen Gedenkstättenstiftung war zusätzlich die Leiterin Elke Gryglewski vor Ort. Alle sprachen ein großes Lob für die gut recherchierte und sorgfältige Arbeit der Oberschüler aus. „Erinnerungsarbeit ist eine kollektive und wichtige Arbeit“, sagt die Landrätin.

Einige der beteiligten Zehntklässler haben zu der Einweihung Reden vorbereitet. So auch Nadja Frömke, die einen Text aus der Sicht eines Säuglings geschrieben hat (im Infokasten nachzulesen). Gelesen wurde dieser von Chanty Osmanaj. Weitere Sprecher waren Jasmin Wiegmann, Lisa Marie Schmidt, Clytus Daniel, Lukas Hartmann, Lea Quentin und Angelina Sternberg. Sie erklärten auch den Hintergrund der Stele und erläuterten die geschichtlichen Bezüge.

Die Säuglinge lebten meistens nur zwei Wochen

Ab Sommer 1944 bis zum Kriegsende errichteten die Nationalsozialisten im westlichen Klosterflügel in Brunshausen eine sogenannte „Kinderpflegestätte“ für osteuropäische Zwangsarbeiterinnen. Diese arbeiteten auf den umliegenden Bauernhöfen. Wenn die Zwangarbeiterinnen schwanger waren, gab es für sie zunächst keine Möglichkeit, die Kinder in geschützter Umgebung zu gebären. Mit der Errichtung der Kinderpflegestätte änderte sich dies – die Mütter entbanden ihre Kinder nun in Brunshausen und konnten sie zur Pflege dort lassen, wenn sie wieder arbeiten gingen. Dies war oft schon nach knapp einer Woche der Fall. Doch ihre Kinder überlebten in der „Pflegestätte“ nicht lange. Durch Vernachlässigung starben die Säuglinge in den meisten Fällen schon nach zwei Wochen.

Abschließend lasen die Schüler alle Namen – soweit bekannt – der verstorbenen Kinder vor und eine Gedenkminute wurde abgehalten. Die Namen sind außerdem auf den Tonziegeln an der Stele nachzulesen. Auch die Geburts- und Todestage sind darauf festgehalten. Die Daten haben die Schüler selber recherchiert. Dies war das dritte Projekt zum Gedenken an die verstorbenen der NS-Zeit.hei