Festspielgastronomie schafft auf dem Markt einen zweiten Standort

Gemeinschaftsengagement von Gebhard Jungesblut und Acki Kolbe macht Gästeversorgung möglich

Noch in einem frühen Aufbaustadium: Die zweite Stätte der Festspielgastronomie entsteht derzeit vor dem Ratskeller. Bis zur Premiere am Freitag ist alles fertig aufgebaut.

Bad Gandersheim. Der Aufbaubeginn vor der Fassade des Rathauses sorgte bereits ab Freitag für rätselnde Passanten. Gebhard Jungesblut und Helfer waren dabei, ein weiteres Zelt zu errichten. Die direkte Nachfrage brachte schnelle Gewissheit: Hier entsteht die zweite Festspielgastronomiestätte. Eine Notwendigkeit, geboren aus dem Umstand, dass es der Stadt im Frühjahr leider nicht gelungen war, einen neuen Pächter für den Ratskeller zu finden. Auch die Nachfrage beim Betreiber der „Ecke“, ob wie im letzten Jahr eine Mitbewirtschaftung des Bereiches vor dem Ratskeller denkbar sei, war abschlägig beschieden worden.

Für den Gast in Bad Gandersheim steht und fällt der Eindruck seines Besuches bei den Domfestspielen aber nicht unwesentlich durch die gastronomische Versorgung. Das hatte mehrfach bereits bei verschiedenen Anlässen Domfestspiel-Intendant Achim Lenz deutlich gemacht. Und die Erfahrung der vergangenen Jahre beweist das eindrücklich. Lenz hatte sich so auch selbst in die Suche nach einer Lösung eingeschaltet – und war am Ende bei Gebhard Jungesblut auf offene Ohren gestoßen, als es um eine Lösung mindestens erst einmal für dieses Jahr ging.

Nun ist Jungesblut ja ohnehin schon der Festspielwirt mit dem großen Gastronomiezelt am Theaterbrunnen, und dort mit seinem Team abends bei Vorstellungen in der Regel bis Anschlag eingebunden. Ein zusätzliches Engagement war also nur unter Gewinnung weiterer Kräfte denkbar, zumal es ja nicht nur um die Ausgabe von Getränken, sondern vornehmlich ein Essensangebot gehen sollte.

„Im vergangenen Jahr haben wir erlebt, was passiert, wenn das Angebot so schmal ist, wie es nach dem Trauerfall in der „Ecke“ dann einige Tag war: Die Besucher haben in den zwei, drei Stunden vor der Aufführung nach Möglichkeiten gesucht, etwas zu essen zu bekommen. Die Kapazitäten in der Osteria, bei Gino oder dem Adria waren ausgelastet, wer dort nicht unterkam, strömte zurück zum Festspielplatz und zu uns ins Zelt. Wir haben kein Bein mehr auf die Erde bekommen“, beschreibt Gebhard Jungesblut die Erfahrungen aus dem Sommer 2018.

Das soll sich dieses Jahr nicht wiederholen. Partner auf dem Marktplatz für die Gastro-Lösung 2019 ist Acki Kolbe aus dem Waldschlößchen. Er wird mit seinem großen  Grillwagen kommen, der quer an der Moritzstraße mit Blick auf den Markt Aufstellung finden wird. Vor dem Wagen sollen zwischen 85 und 100 Plätze gestellt werden, die zudem überdacht werden. Das kleine Zelt, das bereits vor der Wand des Ratskeller Aufstellung gefunden hat, wird nur zur Getränkeausgabe dienen.

Der Begriff „Grillwagen“ mag irreführend sein, wenn es um die Frage der Angebote auf der Speisekarte geht: „Bratwurst und andere Imbiss-übliche Gerichte wird es dort nicht geben“, macht Gebhard Jungesblut klar. Man habe sich auf eine kleine Speisenkarte mit fünf Gerichten geeinigt, die dort zubereitet werden können. Dazu gehören ein großer Salat, Matjes-Filet, Sauerfleisch und Schweinemedaillons. „Es soll schon ein wenig Mindestanspruch erfüllt werden, um der Erwartung nach einem runden Festspielabend am nächsten zu kommen“, so Jungesblut.

Weiter positiv: Das Angebot ist umweltschonend! Es wird kein Einweggeschirr herausgegeben, sondern restaurantüblich serviert. Geschirr und Bestecke können in einer Maschine in den Räumen des Ratskellers gereinigt werden. Auch die Toiletten des Ratskellers stehen zur Verfügung, ebenso kann bei schlechtem Wetter mindestens die noch vollständig eingerichtete Hopfenkammer, das ist der Raum zur Moritzstraße hin, genutzt werden.

Und warum der Rest des Ratskellers nicht?, lautete bei vielen Betrachtern die Frage. Nun, der befindet sich in einem absolut sanierungsbedürftigen Zustand. So fehlt zum Beispiel die Theke, weshalb der Hauptgastraum nicht nutzbar ist, ebensowenig weite Teile der Küche. Um das alles nicht betrachten zu müssen, wird der Weg zu den Haupttoiletten mit Stellwänden flankiert, berichtete Gebhard Jungesblut.

Das Engagement der beiden Gandersheimer Gastronomen hat inzwischen bei den Gandersheimern, die davon Kenntnis genommen haben, eine Welle des Dankes und der Freude ausgelöst. Geöffnet sein wird die zweite Festspielgastronomie an den Vorstellungsabenden jeweils ab 17 Uhr und mindestens bis nach kurz Vorstellungsbeginn, vielleicht auch länger. Willkommen sind nicht nur auswärtige Besucher, sondern – soweit Platz vorhanden ist – natürlich auch Einheimische. Ein bedeutender Bestandteil eines erfolgreichen Festspielsommers ist damit erfüllt.rah