Förderverein: Fördervorbehalt bei Freibad

Antragsteller verpflichten Vorstand, erst dann wieder den Freibadbereich zu fördern, wenn dieser unter Geno-Betreibung steht

Bad Gandersheim. Im Sommer 2020 musste sie ausfallen, die Jahreshauptversammlung des Fördervereins für das Sole-Waldschwimmbad. Nun, in der vergangenen Woche, durfte sie unter den aktuellen Gegebenheiten im Waldschlößchen stattfinden. Das allein aber war nicht der Grund, warum rund die Hälfte mehr Teilnehmer dabei sein wollten als in den Jahren davor. Vielmehr bewegte offenbar die Ankündigung, dass es einen besonderen Antrag zur Tagesordnung gab, diesmal 33 Stimmberechtigte statt der sonst üblichen rund 20 Vereinsmitglieder zur Teilnahme.

Unter den Formalien wurde dann auch beschlossen, den Antrag, den Mitglied Jens Tschäpe eingereicht hatte, auf seinen Wunsch hin bereits vor den Vorstandswahlen zu behandeln. Die Begründung lautete, dass eine mögliche Beschlussfassung zum Antrag ja vielleicht Auswirkungen auf die Bereitschaft derer haben könnte, die anschließend zu wählen seien. Bevor es allerdings zur Behandlung des Antrages kam, zog Hans-Joachim Baade als Vorsitzender des Fördervereines Bilanz für zwei Jahre. Das Jahr 2019 sei dabei noch ein normales Jahr für den Förderverein gewesen, 2020 eher das ganze Gegenteil, so sein Resümee. Vornehmliche Aufgabe des Fördervereines ist zum Beispiel die Unterstützung der Schwimmausbildung.

Hier engagiert sich der Förderverein auch finanziell deutlich am stärksten. An zweiter Stelle stehen eventuelle Anschaffungen zum Beispiel von Spielgeräten oder Schwimmhilfen. Und auch die eine oder andere Veranstaltung – wie zum Beispiel die „Blaue Stunde“ oder Kindernachmittag – werden durch den Förderverein übernommen und finanziert. Das alles lief 2019 noch völlig normal. Bis im März 2020 Corona sogar die sofortige Schließung des Bades herbeiführte. Damit war auch Fördervereinsaktivitäten die Basis entzogen.

Die Schwimmausbildung ruhte im Grunde den gesamten Rest des Jahres und ist bekanntlich erst in diesem Jahr wieder aufgenommen worden. Anstelle der Unterstützung in diesem weggebrochenen Bereich habe sich der Förderverein dann aber entschlossen, das als Alternativ-Nutzungmodell aufgelegte Individualschwimmen mit zu unterstützen. Damit sei dessen Umsetzung auch überhaupt erst möglich geworden, weil ansonsten die Schwimmer, die dieses Angebot nutzen, einen fast doppelt so hohen Eintrittspreis bezahlen müssten. Das Modell hat auch bis jetzt noch Gültigkeit, entsprechend setzte sich die Unterstützung durch den Förderverein bis heute fort.

Trotzdem habe sich, so konnte Kassenwart Claus Padberg bilanzieren, die finanzielle Lage des Fördervereins durch geringere Beanspruchung so verbessert, dass für einen hoffentlich bald wieder absehbareren „normaleren“ Betrieb (möglicherweise unter der beabsichtigten 2G-Regel des Landes) ausreichend Kapital vorhanden ist, dann wieder aufgenommene Vorhaben zu unterstützen. Die dann folgende Behandlung seines Antrages leitete Antragsteller Jens Tschäpe mit einer Begründung ein. Vorweg fragte er nach, wie sich der Förderverein im vergangenen Jahr in der Entscheidung um die Freibad-Zukunft positioniert und was er zur Entscheidung beigetragen habe.

Hans-Joachim Baade erläuterte, dass der Förderverein in die Entscheidung nicht eingebunden gewesen sei. Diese sei ausschließlich in Vorstand und Aufsichtsrat der Betriebsgenossenschaft begleitet und gefasst worden. Gleichwohl habe der Vorstand des Fördervereins über das Freibadkonzept intern diskutiert und dazu auch durchaus kontroverse Haltungen gehabt. Tschäpe erläuterte dann seinen Antrag.

Dieser zielte darauf auf, durch Beschluss der Mitgliederversammlung den Vorstand des Fördervereins dazu zu verpflichten, in den kommenden zwei Jahren nur noch Förderung im Sole-Hallenbad vornehmen zu dürfen. Zur Begründung führte Tschäpe an, das bisher geförderte Sole-Freibad gebe es so nicht mehr, das geplante Naturbad entspreche seiner Auffassung nach nicht mehr dem Vereinszweck, weil es für darin aufgeführte Nutzungen nicht mehr geeignet sei, wie offizielle Schwimmveranstaltungen, die Schwimmausbildung, das Schulschwimmen, Vereinsschwimmen oder Aqua-Kurse zum Beispiel.

Zudem, sei das Freibad 2022 Bestandteil der LAGA. Hans-Joachim Baade widersprach – auch unter Hinweis, dass beim Vereinszweck unter Umständen auf eine alte, vor einigen Jahren geänderte Version der Satzung Bezug genommen werde –, der Argumentation Tschäpes insofern, dass er zum einen das Freibad auch in Zukunft als integralen Bestandteil des Sole-Waldschwimmbades sehe, zum anderen die Befürchtung nicht teile, dass im neuen Naturbad Schwimmausbildung, Kurse und andere Aktivitäten nicht mehr stattfinden könnten.

Aus seine Erfahrung seien zudem Schwimmwettkämpfe sowie Training des MTV in den letzten Jahren – auch als das Freibad noch geöffnet gewesen sein – bereits lieber im warmen Hallenbad durchgeführt worden. Gegen diese Sicht der Dinge protestierten sowohl Tschäpe als auch der ebenfalls anwesende MTV-Vorsitzende Klaus Dörries. Beide bekräftigten nochmals, dass die neue Freibadvariante für den MTV keine Möglichkeiten mehr für Schwimmtraining und Wettkämpfe biete, die man in der Vergangenheit immer noch genutzt habe.

Aus dem Vorstand heraus wurde darauf hingewiesen, dass eine Förderung im Freibadbereich für das Jahr 2022 ohnehin nicht in Frage komme, weil das Freibad in diesem Jahr gar nicht unter Betreibung durch die Betriebsgenossenschaft stehe. Das war offenbar nicht allgemeiner Kenntnisstand, Tschäpe wies darauf hin, dass es bislang wohl noch keine Vereinbarung darüber gebe, in der das genau geregelt sei. Gleiches gilt auch für ein bislang nicht bekanntes Datum, wann der Betriebsübergang von der Landesgartenschau nach deren Ende auf die Betriebsgenossenschaft vorgenommen werden soll. Als recht sicher gilt indes, dass die Geno ab 2023 das Freibad im Gesamtbad mitbetreiben werde.

Auf der Basis dieser Grundinformationen unterbreitete der Vorstand einen Kompromissvorschlag: Da es dem Antragsteller und seinen Unterstützern in der Versammlung vor allem darum ging, eine Förderung des Freibades durch den Förderverein auszuschließen, solange die Anlage noch nicht der Betriebsgenossenschaft unterstehe, schlug der Vorstand vor, die Frist von zwei Jahren durch den Passus „vor einem vertraglich zwischen Stadt und Betriebsgenossenschaft vereinbarten Betriebsübergang“ zu ersetzen.

Damit konnten sich auch die Antragsteller einverstanden erklären. Der Antrag lautete damit darauf, die Mitgliederversammlung verpflichte den Vorstand, solange im Freibad keine Förderung vorzunehmen, bevor nicht eben ein Betriebsübergang auf die Geno vertraglich abgesichert eingetreten sei. Dieser Wortlaut wurde von der Versammlung mit großer Mehrheit angenommen. Einfluss auf die Wahlen nahm die rege, aber sachlich geführte Diskussion so nicht mehr: Der Vorstand hatte vorab signalisiert, in der bisherigen Besetzung sich auch wieder zur Wahl zu stellen.

Bei der von Rüdiger Pelz geleiteten Wahl gab es dann auch keine Gegenvorschläge, aber einstimmige Wiederwahlen für Hans-Joachim Baade als Vorsitzenden, Rudolf A. Hillebrecht als Stellvertreter, 3. Vorsitzende bleibt Antje Steinhoff, Claus Padberg Kassenwart und Brigitte Franke-Scheibe Schriftführerin. Unter Verschiedenes wurde aus der Mitgliederschaft noch einmal der Wunsch bekräftigt, die Genossenschaft möge neben dem sogenannten „Premium-Schwimmen“ (individuelle Bahnmiete) alsbald auch wieder Möglichkeiten für einen offenen Badbesuch schaffen.

Rüdiger Pelz und andere Beteiligte erläuterten, dass dies bislang aufgrund der Vorschriften des Gesundheitsamtes im Gandersheimer Hallenbad nicht realisierbar gewesen sei. Die nun absehbaren neuen Regelungen mit 3G – neuerdings in Niedersachsen bald wohl auch 2G – eröffnen aber vielleicht neue Möglichkeiten. Das werde zeitnah geprüft. Die Frage der Entscheidung der Genossenschaft für die Naturbadvariante ist damit im Übrigen noch nicht endgültig zu den Akten gelegt. Jens Tschäpe kündigte an, das erneut bei der bereits eingeladenen Generalversammlung der Betriebsgenossenschaft anzusprechen. Die Genossenschaftsmitglieder sind für den Mittwoch, 29. September, an gleiche Stelle ins Waldschlößchen eingeladen.rah