Freibad: Keine Rutsche, neue Schwerpunkte

Ratsdiskussion war vorab die Grundlage entzogen / SPD-Antragspaket stellt Sanitärgebäude und Brücke ins Zentrum

Bad Gandersheim. Zum ersten Mal in einer reinen Online-Sitzung traf sich der Rat am vergangenen Donnerstagabend. Mit dabei Vertreter der Verwaltung und das Freibad-Planungsbüro Polyplan-Kreikenbaum mit zwei Mitarbeitern. Dazu eine interessierte Zuhörerschaft, die sich auf rund 30 weitere Eingewählte belief. In der Spitze waren bis zu 68 Personen an der Onlinesitzung beteiligt. Als außerordentliche Ratssitzung war sie an sich angesetzt worden, weil es einen Antrag für einen Beschlussfassung-Tagesordnungspunkt gab. Bekanntlich wollte die CDU in der Frage, ob bei der Freibadsanierung noch eine Hangrutsche berücksichtigt werden könne, eine Entscheidung an diesem Tage herbeiführen. Es kam aber alles ganz anders. Wie schon vergangene Woche berichtet, gelang es nicht, eine Vorbereitung für eine mögliche Beschlussfassung zu organisieren.

Schon vor der Ratssitzung war damit klar, dass es bestenfalls zu einer Verweisung der Angelegenheit in einen weiteren Ausschuss, in diesem Falle den Verwaltungsausschuss am 6. Mai kommen werde. Das wiederum dürfte für die Planer auslösendes Moment gewesen sei, die Verwaltung Anfang letzter Woche darüber in Kenntnis zu setzen, dass eine Aufnahme der Großrutschenprojekte (sowohl im Hang oder auch geländeintern ab Sprungturm) zeitlich nicht mehr in der Planung unterzubringen sei.

Allenfalls vorbereitende Planungen für die kleinste Lösung, eine Breitwellenrutsche, seien noch möglich. Damit war an sich der Beratung über das Thema in der Ratssitzung schon jeglicher Boden entzogen. So überraschte es an sich auch nicht mehr, dass bei der Feststellung der Tagesordnung CDU-Fraktionschef Timo Dröge den Beratungspunkt zurückzog. Er tat dies unter Hinweis darauf, die Frage der Hangrutsche habe schon am 30. März auf de Tagesordnung des Rates gestanden, wurde damals aber abgesetzt.

Am 15. April habe die CDU nun die Sonderratssitzung vom 29. April beantragt. Da habe noch die Möglichkeit bestanden, eine Vorbereitung vorzunehmen. Sie kam nicht zustande. Nun lägen Fakten auf dem Tisch. Für die Planer sei die Zeitfrist abgelaufen, die Mail mache klar, dass weitere Planungen sinnlos wären. Zum Zweiten habe am Tag der Ratssitzung die SPD-Fraktion einen Antragskatalog vorgelegt, der zwar die Hangrutsche ausspare, aber viele andere Dinge anspreche, die auch die CDU für sinnvoll halte. Zusammengefasst mache es keinen Sinn mehr, das Thema Hangrutsche nun noch diskutieren zu wollen. Daher der Rückzug des Tagesordnungspunktes.

Die Polyplan-Vertreter Stefan Bruns und Mirko Ohlzen machten anschließend deutlich, dass die Aussage, es sei nun zu spät, so zu deuten sei, zu spät für eine Umsetzung von Vorbereitungen für die Großrutschen. Diese heiße aber nicht, dass Rutschen nicht auch später noch nachgerüstet werden könnten. Bruns bekräftigte sogar, die Hangrutsche sei eine tolle, von ihm durchaus favorisierte Idee, die aber von Anfang an auch schon außerhalb des stemmbaren Finanzierungsrahmens lag und bis zur Landesgartenschau so oder so nicht hätte fertiggestellt werden können. Es sei, so die Planer weiter, kein Verlust, jetzt in der Ausführung für die Landesgartenschau zunächst darauf zu verzichten, und sich statt dessen mehr um das zu kümmern und darauf zu freuen, was jetzt geschaffen werden könne. Um die Rutschen könne man sich auch in den Folgejahren noch kümmern und mit einer späteren Errichtung möglicherweise auch noch mal eine weitere Aufwertung der Anlage erschaffen. SPD-Fraktionsführer Niklas Kielhorn beantragte nach der Absetzung des Tagesordnungspunktes, an seiner Stelle den Antragskatalog der SPD vorzustellen.

Das geschah dann tatsächlich später auch unter dem Punkt „Sonstiges“ (Antragstext siehe unten). Die SPD spreche sich, so wurde vorab deutlich, weiterhin gegen eine Hangrutsche aus. Die Hauptargumente liegen in ungeklärten Umständen und vor allem einer völlig offenen, viel zu teuren Finanzierung. Zudem werde das Projekt weithin kritisch gesehen. Im SPD-Antragskatalog standen zwei Punkte im Vordergrund: das Sanitärgebäude und die zweite Brücke. Die Planer haben für das Sanitärgebäude eine sogenannte „Containerlösung“ vorgeschlagen.

Stefan Bruns machte anhand von Planungsvorlagen deutlich, dass man sich das nicht buchstäblich als Container vorstellen dürfe, sondern der Begriff vorgefertigte Bauelemente bezeichne, die andernorts erstellt und auf dem Gelände fertig aufgestellt werden. So erspare man sich Hochbauvorhaben, für die weder der Auftrag bestehe noch Polyplan der geeignete Ansprechpartner sei. Das müsse, wenn der Rat wie im SPD-Antrag gewünscht, einen festen Bau an dieser Stelle wolle, noch zusätzlich geregelt werden. Im Raum stand bei der Diskussion um das Gebäude auch die Frage, ob die Planer im Falle einer Ratsentscheidung für einen festen Bau diesen auch bis zur LAGA noch auf dem Gelände sicherstellen könnten.

Das werde knapp, könne aber noch machbar sein, wobei nun die Zeit aber rennt, so die zusammengefasste Antwort. Ein wenig glich die Diskussion dabei auch seitens der Planer einem Rechtfertigungsgefecht. Sie wiesen darauf hin, dass man seit Ende November um die Vorschläge und Vorstellungen für ein Sanitärgebäude neben dem Freibadbecken wisse. Die Diskussion sei auch im Zusammenhang mit dem gegebenenfalls abzureißenden alten Technikhäuschen zu sehen. Bis zum 11. Mai müsse sicher gesagt werden, ob es wirklich verschwinden soll und dafür etwas Neues kommt, oder ob das Thema Sanierung vielleicht doch noch akut werde. So ganz gelten lassen wollte dies Anja Görlach nicht. Die fehlenden Duschen im Freibadbereich seien bereits im Sommer 2020 Thema gewesen, erinnerte sie. Die Duschen sollen in dem Sanitärgebäude unterkommen. Wobei es um Warmduschen geht, was Niklas Kielhorn zur Frage veranlasste, ob denn Warmwasser und Heizung in dem geplanten Sanitärgebäude integriert seien. Die Planer bestätigten dies, der Gasanschluss dafür ist eingeplant. Im Falle der zweiten Brücke hat sich zwischenzeitlich herausgestellt, dass sie nicht barrierefrei sein müsste. Damit wäre die teure Variante (laut Planung 180.000 Euro) vom Tisch. Auch die dafür sonst sanierungsbedürftigen Widerlager der früher dort schon existierenden Brücke könnten bei anderen Varianten vielleicht doch so Verwendung finden.

Ins Gespräch gebracht wurde aus dem Rat auch eine Hängebrückenvariante. Bleibt noch das Thema Rutsche: Hier schlägt die SPD einen neuen Weg ein. Statt der Hangrutsche favorisiert sie nun eine Großrutsche für das Hallenbad als Ganzjahresprojekt. Fazit: Die Zeit brennt heftig auf den Nägeln. Am 11. Mai müssen Beschlüsse gefasst werden, sonst kann von den angesprochenen Vorhaben nichts mehr umgesetzt werden. Schnellstmöglich soll es ein interfraktionelles Gespräch gegen, an dem Planer und Genossenschaft teilnehmen.red