Freibad: Rutsche ja – aber...

GK-Diskussion am Wochenende zeigt gegenüber einem Großprojekt überwiegend Skepsis und Ablehnung

Intensiv und angeregt haben GK-Leser am Sonnabend und dem Wochenende über ein Projekt wie die Hangrutsche diskutiert. Ob sie so aussehen würde, wie in der Montage des Gandersheimer Kreisblatts, sei dahingestellt. Unabhängig davon gab es neben Zustimmungen, vor allem eine kritische bis ablehnende Haltung dem Projekt gegenüber. Viele sehen es als deplatziert, zu teuer oder schlicht völlig unnötig an, um das Bad attraktiv zu machen. Und wenn man denn eine Rutsche ins Bad haben wolle, dann gehe dies auch kleiner und bescheidener, so die vielfache Meinung. Nun ist am Donnerstag die Politik am Zug, den Ball aufzunehmen und in die nächsten Schritte vielleicht mit einfließen zu lassen.

Bad Gandersheim. Auf den Kopf getroffen. So könnte man zusammenfassen, welche und wieviele Reaktionen das GK am Sonnabend mit einer Vision einer Hangrutsche für das Freibad ausgelöst hat. Zudem waren die beiden GK-Mitarbeiter Ronja Heinemann und Kay Weseloh mit Pro- und Contrapositionen in den Ring gestiegen und hatten eine lebhafte Diskussion angestoßen. Allein beim Facebook-Eintrag im GK-Auftritt gab es fast 40 Rückmeldungen, noch einmal mehr als ein Dutzend beim geteilten Beitrag in eines Lokal-Forum bei Facebook. Dazu erreichten uns einige E-Mails und sogar zwei Leserbrief zum Thema, einer ist in dieser Ausgabe ebenfalls abgedruckt. Insgesamt Reaktionen mit interessanten Aussagen.

Das daraus entstandene Stimmungsbild ließe sich vielleicht am besten mit der Schlagzeile zusammenfassen: „Rutsche ja, aber...!“ Viele Stimmen sehen es als durchaus sinnvoll an, dem neuen Freibad auch eine Wasserrutsche zu geben. Sissy von Gahlen zum Beispiel ist klar für die Rutsche. Auch Susanne Rokitta meint: „Kinder sind doch unsere Zukunft“. Sabine Schleder fand die Pro-Argumente des GK-Austauschs überzeugend. Und Stefanie Grober aus Clus schreibt: „Die Attraktivität eines Schwimmbades wird durch eine Rutsche erheblich gesteigert und zieht auch Gäste aus dem weiteren Umkreis an. Das ist für die ‘Wirtschaftlichkeit’ des Bades elementar“.

Volker Salz fügt an: „Ich umschreib es mal so: Ohne Rutsche kein Spaß für die Kids und ewig Junggebliebenen. Ergo kommen die weniger. Die Kosten bleiben aber. Bezahlen müssten dann die „Nur“-Schwimmer. Doch die wären dazu nicht bereit, die Preise zu bezahlen. Das Bad wird irgendwann schließen müssen – wenn nur die Bedürfnisse der ‘Älteren und Nicht Junggebliebenen’ berücksichtigt werden“.

Doch in die befürwortenden Stimmen mischt sich schnell Skepsis: Facebook-Nutzer „Brave Rick“ schreibt: „Rutsche ja, aber die Kosten dafür sollten nicht ausarten. Grundsätzlich finde ich sollte das Schwimmbad wieder für alle Altersgruppen attraktiv gemacht werden. So wie es lange auch war. Es lässt sich ja bestimmt alles vereinen“.

Jenni Lange schreibt: „In Düderode gibt es eine Rutsche, ist zwar nicht groß aber sie reicht den Kindern, und mal ganz ehrlich es muss ja keine Riesenrutsche sein, so eine wie in Düderode würde doch auch ausreichen“.

Dem gegenüber standen aber ungefähr genauso viele Äußerungen, die ein solches Projekt wie eine Hangrutsche klar ablehnen.

Ralf Büsselmann schrieb uns: „Alle Achtung zur Fotomontage einer möglichen Hangrutsche. Sehr gelungen und es macht Lust auf mehr – wenn denn da die hohen Kosten von mindestens 260.000 Euro aufwärts nicht wären. Mal eine kleine Auflistung, was man dafür an Dingen bekommen könnte, die auch gewünscht oder alternativ sind: Wellenrutsche (60.000 Euro), Soccerplatz (40.000 Euro), Skaterpark (40.000 Euro), renovierter Bolzplatz in der Gandestraße (10.000 Euro), jede Menge neuer Blumenkübel in Stadt und Dörfern – und vielleicht sogar noch einen Ganzjahrestennisplatz“.

Auch Karin Habenicht aus Opperhausen hat Bedenken: „Ich finde, so ein ‘Monstrum’ von Rutsche verschandelt das Gelände am Osterberg und den Weg zum Kurpark. Und wie lange kann diese Rutsche im Jahr benutzt werden? Wenn das Wetter mitspielt, vielleicht drei oder vier Monate im Jahr! Wäre es nicht sinnvoller – falls das Hallenbad sowieso in den nächsten Jahren saniert werden muss – dort eine Rutsche vorzusehen, die zum Beispiel vom Hang des Skulpturenweges (also Rückseite des neuen Gabionenhanges) hinab zum Hallenbad, gebaut werden könnte, und dann ganzjährig genutzt werden kann? Eine kleinere Wellenrutsche für das Freibad wäre doch auch ganz schön“.

Jörg Dörries aus Wrescherode wendet ein: „Eine Hangrutsche halt ich für nicht sinnvoll. Es müsste wertvoller Stadtwald gegen einen sehr aufwändig zu pflegenden Hangwald getauscht werden. Der Tausch wäre ein großer Schildbürgerstreich in der Stadtgeschichte. Für die Hangrutsche müssten auch etliche Bäume gefällt werden, natürlich auch Gefahrenbäume, damit diese nicht bei Sturm auf die neue Rutsche stürzen und diese zerstören könnte. Eine Rutsche halte ich für überflüssig, egal in welcher Form, da durch die Rutsche auch noch Wasserfläche benötigt wird, die für andere geplante Dinge entfällt“.

Hans Günther von Goerne gehört ebenfalls zu den Skeptikern: „Der Rat denkt wieder an Menschen, die nicht in unserer Stadt leben. Man spekuliert auf Besucher, Touristen und Menschen im allgemeinen, die das Geld locker sitzen haben und sich ausgerechnet Bad Gandersheim aussuchen, um es auszugeben.
Es ist aber nötig, eine Lokalpolitik zu betreiben, die vorrangig den hier in unserer Stadt und den Dörfern lebenden Menschen zu Gute kommt. Etwa 50 Prozent der Einwohner in Bad Gandersheim sind über 50 Jahre alt. Wollen die im Freibad rutschen? Wohl eher nicht.

Etwa 22 Prozent unserer Mitbürger sind unter 25 Jahre alt und gelten daher als Zielgruppe für eine Freibad-Rutsche. Davon gehen aber noch die Kleinkinder ab, für die eine so große Rutsche nichts ist. So erübrigt sich eine Überlegung zu einem Projekt von über 200 Tausend Euro Investitionskosten. Das Geld kann besser angelegt werden.

Zum Beispiel in einem flächendeckendem freien Internetzugang im gesamten Stadtgebiet. Oder Erneuerungen in der Verkehrsinfrastruktur. Oder in die Fläche geplante, dezentralisierte Kultur und kulturelle Veranstaltungen. Und vielem mehr, was Bad Gandersheim für alle seine Einwohner attraktiver macht“.
Noch deutlicher wurde Birgitt Probst: „Ich finde es verschandelt diesen schönen Weg, da muss es andere Möglichkeiten geben“. Mit dieser Aussage fand sie sofort Unterstützung bei Anna Rose und Gabriele Keuntje-Lienke.

Rene Laue fragt: „Kann man den Springer-Turm mit Rutsche kombinieren... wäre das nicht besser?“ Genau dies haben die Planer übrigens in der letzten Ideen-Präsentation getan.

Auch Ute Breitenstein äußert sich in dieser Richtung: „Dass ein Freibad eine Rutsche braucht, steht für mich außer Frage. Allerdings würde ich eine Rutsche im eingezäunten Freibadbereich bevorzugen, schon unter dem Sicherheitsaspekt“.

Nina Siavwapa schließlich schreibt: „Hmm... bevor die alte Rutsche gebaut wurde sind Kinder ja auch ins Freibad gegangen... klar ist eine Rutsche schön. Oft heißt rutschen aber auch langes Anstehen, Drängeln... Ich denke es ist ein ‘add on’. Aber ein Freibad mit Sprungturm und Wasserspielplatz ist auch super. Und alles mit Solewasser! Also nicht verchlort wie in vielen anderen Bädern“.

„Hangrutsche“ wird überwiegend kritisch gesehen

Vorweg bemerkt: Volker Grube schrieb zu unserem Hangrutschenbild „Science fiction“. Was insoweit richtig ist, dass diese Illustration eine Umsetzung darstellte, wie sie das GK aus greifbaren „Versatzstücken“ so in den Osterbergwald gesetzt hat. Heißt: Niemand – auch wir nicht – weiß im Moment, wie so etwas tatsächlich aussehen würde. So mag es sein, dass es „schönere“ Varianten an Rutschen gäbe als gerade die von uns benutzte.

Das würde aber sicher nicht grundlegend das beschriebene Meinungsbild ändern. Zusammengefasst gibt es für ein Projekt Hangrutsche offensichtlich weitaus weniger Zustimmung und Unterstützung, als manche – insbesondere Befürworter – sich das vermutlich erhofft hätten. Statt dessen sind die Vorstellungen der meisten Reaktionen deutlich bescheidener.

Vielleicht haben die Planer am Ende doch recht, dass es für ein neugestaltetes Freibad wichtigere Aspekte gibt und die Attraktivitätssteigerung durch ein solches Zusatzprojekt deutlich überschätzt wird.

In der (Online) Ratssitzung am Donnerstag wird nun bekanntlich ohnehin noch kein Beschluss fallen. Vielleicht aber eine neue Tendenz festgelegt, ob man überhaupt noch an einem Gedanken wie der Hangrutsche weiter festhalten will oder sich nicht besser gleich auf realistischere Alternativen beschränkt. Das würden Viele verstehen.rah