Bad Gandersheim. Am Mittwoch kurz vor dem Mittag kam die heiß erwartete und erlösenden Nachricht: Ja, sie dürfen spielen! Diese Freigabe aus Northeim als Genehmigungsbehörde für alle größeren Veranstaltungen, die unter den Corona-Auflagen stattfinden, war bereits für den Dienstagnachmittag erwartet worden und stieß dann noch auf unerwartete Schwierigkeiten.

Das hatte nach Aussagen von Gandeon-Chefin Dr. Trude Poser damit zu tun, dass die Landesvorschriften für die Genehmigung von kulturellen Veranstaltungen bis maximal 250 Besuchern Kinos zunächst nicht als „Kulturträger“ ansahen. Es bedurfte vertiefter Prüfung, ob der Landkreis dafür dennoch eine Genehmigung erteilen konnte, am Mittwochmorgen stand dann wohl fest: Ja, auch Kino und Film sind Kultur.

Es hätte ansonsten noch der späte Federstrich durch die ambitionierten Gandeon-Pläne sein können, die schon weitestgehend durchgeplant waren. Ab diesem Freitag bereits hat Gandeon einen neuen (Sommer)Spielort: die ansonsten wegen der Freibadschließung kaum genutzte Liegewiese des Sole-Waldschwimm- bads. Die Betriebsgenossenschaft nahm die Idee gern auf und stellt die Wiese sofort zur Verfügung.

Damit fingen die Probleme aber auch gleich an: Wegen der Nichtnutzung war aus der Liegefläche inzwischen eine kniehoch zugewachsene Wiese geworden. Der Versuch des Bauhofes, eine Mahd vorzunehmen, scheiterte am dafür nicht geeigneten Gerät. Zudem fehlt dem Bauhof, der Grasmahd in den Anlagen in der Regel mulcht, eine Auffangvorrichtung.

Hilfe kam aus dem Privatbereich. Landschaftsgärtner Oliver Brzink bot seine Unterstützung an und mähte am vergangenen Wochenende mit drei Mitarbeiter zusammen mehrere Stunden lang den Bereich einschließlich Schnittgutabfuhr. Grandios: Eine Rechnung ans Gandeon gab es nicht. Ehrenamtliche Unterstützung, so Brzink.

Damit war die erste Grundlage geschaffen, das Areal überhaupt für das Vorhaben nutzen zu können. Die Zweite gelang im Zusammenwirken mit einer Alfelder Firma für Unterhaltungstechnik: Hier konnte das Gandeon die geeignete Vorführfläche anmieten: eine LED-Wand, die auf einem Trailer ins Bad kommen und dort vor dem Umkleidegebäude Aufstellung finden wird. Nur über die LED-Wand lässt sich die frühe Vorführzeit von 20 Uhr überhaupt darstellen, denn da ist es ja noch hell. Die LED-Wand aber verfügt über genügend Strahlkraft, um locker dagegen anzukommen. So kann zwischen 20 und 22 Uhr der Film laufen.

Natürlich gab es die Genehmigung für das Projekt nur unter Vorlage eines ausführlichen Hygienekonzeptes. Dazu musste das Gandeon zum Beispiel darlegen, wie die Bestuhlung erfolgen soll. Klare Auflage: Während der Vorführung darf niemand stehen, alle müssen entweder einen Stuhl, Liegestuhl oder mindestens eine Decke (selbst mitzubringen) haben, auf der sie Platz behalten. Das garantiere zugleich die Einhaltung der vorgeschriebenen Mindestabstände, von denen nur im Falle von Familien zum Beispiel abgewichen werden darf.

Von der Warteschlange am Eingang über die Bewegung zum Platz sowie auf der Liegewiese gilt Mund-Nasen-Schutz-Pflicht. Natürlich muss auch Desinfektionsmittel vorgehalten werden und ist es erforderlich, dass sich alle Besucher in eine Kontaktdatenliste eintragen.

Da dies pro Besucher immer ein wenig Zeit in Anspruch nimmt, ist es sehr ratsam, sich zeitig einzufinden, damit man nicht in letzter Sekunde zu einem Sitzplatz geleitet wird. Die Öffnung zum Einlass soll daher mindestens eine Stunde vor Filmbeginn erfolgen, also ab 19 Uhr. Die Kinokarte kostet pro Vorführung fünf Euro und ist nur an der Abendkasse zu bekommen.

Nun wäre das Kinoerlebnis natürlich nicht komplett, wenn’s nicht das typisch Drumherum gäbe. Für Popcorn in verschlossenen Tüten (vorab im Gandeon produziert) und Wein sorgt der Kinoverein. Mit Acki Kolbe konnte aber ein bekannter Unterstützer für die Ausgestaltung des übrigen Gastroangebotes gewonnen werden. Er wird mit dem Imbisswagen an der Liegewiese stehen und neben „pulled pork“ auch Bier und Nichtalkoholisches im Angebot haben. Alles zusammen kann es also ein runder Abend im Bad bei Kino werden.

Wenn der letzte Faktor mitspielt: das Wetter. Und gerade mit dem steht es für Freitag laut Mittwochprognosen nicht so sonderlich gut. Die grundlegende Devise des Gandeon lautet derzeit: Regnet es vor Beginn und voraussichtlich auch weiterhin während der geplanten Aufführungszeit, wird das Kino-Event nicht stattfinden. Was weniger ein Problem der Technik ist, die LED-Wand kann Regen vertragen und steht ohnehin geschützt unter dem Trailerdach. Der Kinoverein befürchtet für solche Verhältnisse eher, dass dann keine Zuschauer kommen.

Zurzeit überlegt wird noch die Möglichkeit, ob man – vielleicht aus dem Fundus der Domfestspiele – die berühmten Regen-Überzieher anbieten könnte, wenn zwar Regen droht, aber mindestens trocken mit dem Film begonnen werden kann. Das wird sich am Freitag am Einlass zeigen. Ansonsten kann natürlich im Bedarfsfall jeder Besucher auch für eigenen Regenschutz sorgen, und vielleicht wird ein Regenfilm ja auch einmal zu einem genauso unvergesslichen Erlebnis wie manchmal bei den Festspielen vor der Stiftskirche.

Zu guter Letzt: Was gibt es zu sehen? Am Freitag startet das auf drei Monate angelegte Open-Air-Kino mit „Die Känguru-Chroniken“. Die gibt’s dann auch nochmal am Sonntag sowie Dienstag, 23. Juni, jeweils abends. Sonntag läuft bereits um 15.30 Uhr am Nachmittag „Sonic the Hedgehog“ und um 19 Uhr der deutsche Film „Enkel für Anfänger“.

Am neuen Programm für die nächste Woche wird bereits gearbeitet. Ein Problem dabei sei, dass es zur Zeit keine Kinoneustarts gibt, da die Verleihe diese in der Regel zurückgestellt haben. Das Gandeon will die nächsten drei Monate open air weitermachen. Auch die Lockerung der Verordnungen und eine Möglichkeit, ins Kino zurückzukehren wird laut Gandeon Vorstand derzeit nicht in Betracht gezogen, da dies mit noch größeren Problemen verbunden wäre. Freuen wir uns daher auf einen Kino-Freiluftsommer im Bad.rah