Gandersheimer Domfestspiele 2020 finden nicht statt

Bereits gekaufte Eintrittskarten können in Gutscheine umgewandelt werden / Programm von 2020 soll 2021 gespielt werden

Vor der Sitzung besuchten Mitglieder des Aufsichtsrates und der Gesellschafterversammlung das neue Probenzentrum der Domfestspiele – natürlich unter Wahrung der Abstandsregeln. Danach fiel der Absagebeschluss.

Bad Gandersheim. Die Entscheidung fiel am Montag. Sie kam nicht unerwartet, ist aber sowohl für den Veranstalter wie auch die gesamte Stadt trotzdem ein schwerer Schlag: Die Gandersheimer Domfestspiele finden in diesem Jahr nicht statt. Die 62. Spielzeit des größten professionellen Freilichttheaters in Niedersachsen wird erst 2021 auf der Bühne vor dem Domportal zu sehen sein. Das haben Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung der gGmbH am Montagnachmittag entschieden.
„Aufgrund der unvorhersehbaren weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Risiken und Gefahren für alle Akteure und Besucher sowie den sich daraus ergebenden betriebswirtschaftlichen Risiken sieht sich der Aufsichtsrat leider gezwungen, die Domfestspiele 2020 aufgrund höherer Gewalt abzusagen“, erläuterte Aufsichtsratsvorsitzender Uwe Schwarz MdL nach der Sitzung den einstimmigen Beschluss. Nach aktuell geltender Verordnung seien alle öffentlichen Veranstaltungen verboten. „Wann sich das ändert und unter welchen Voraussetzungen die Domfestspiele dann durchgeführt werden könnten, steht in den Sternen und macht jede Planung unmöglich“, sagt Uwe Schwarz. „Dieses Schicksal teilen die Domfestspiele mit vielen anderen Sommerveranstaltungen, die bereits abgesagt wurden.“

In den nächsten Tagen wäre die Tribüne mit der gesamten Infrastruktur vor der Stiftskirche aufgebaut worden und hätten die Proben begonnen. „Dort wären die gesundheitlichen Risiken für alle Beteiligten viel zu groß“, sagt Intendant Achim Lenz. „Die Darsteller, Regisseure und Musiker sowie die Mitarbeiter von Technik, Kostüm und Maske wären im ständigen und engen körperlichen Kontakt.“ Auch in den Zuschauerreihen wären zwei Meter Abstand nicht einzuhalten. Die Gandersheimer Domfestspiele wollen ihr Ensemble, ihre Mitarbeiter und auch ihr Publikum schützen. „Deshalb mussten wir jetzt die Reißleine ziehen“, sagt Geschäftsführer Thomas Groß. „Wir wissen, dass die Absage auch für die Gastronomie und die Geschäfte in Bad Gandersheim katastrophal ist, sind die Domfestspiele ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Region.“ Leider habe es aber keine Alternative zur Absage gegeben. „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht und bis zuletzt gehofft, auch in diesem Sommer unser phantastisches Publikum begeistern zu können“, bedauern Intendant Achim Lenz und Geschäftsführer Thomas Groß.

Für das gesamte Ensemble ist die Absage mit großen existenziellen Schwierigkeiten verbunden. „Für uns steht es deshalb an erster Stelle, allen unseren Beschäftigten in dieser schweren Zeit zur Seite zu stehen und eine Perspektive für die Zukunft zu geben“, sagt Intendant Achim Lenz. „Sie sind das Rückgrat unserer Gandersheimer Domfestspiele und ein Garant für unsere Zukunft“, ergänzt Geschäftsführer Thomas Groß. „Aus dieser Fürsorge und Verantwortung heraus bin ich seit Wochen in kontinuierlichen Gesprächen mit den Fördermittelgebern und Sponsoren.“

Der Leitung der Gandersheimer Domfestspiele ist bewusst, mit der Absage ein großes Loch in die Kulturszene Südniedersachsens zu reißen. Wenn es rechtlich und organisatorisch möglich ist, soll es deshalb im zweiten Halbjahr 2020 ein kleines Programm geben. „Aus unserer sozialen Verantwortung den Künstlerinnen und Künstlern gegenüber und aus unserer Verbundenheit mit der Region und der Stadt Bad Gandersheim können wir uns sowohl zur Eröffnung des neuen Probenzentrums als auch auf der Studiobühne im Kloster Brunshausen einige Veranstaltungen von Mitgliedern unseres Ensembles vorstellen“, sagt Intendant Achim Lenz. Für weitere Details sei es aber noch zu früh.

Die vier Produktionen, die in diesem Sommer zu sehen gewesen wären („Faust“ von Goethe, die musikalische Komödie „Die Drei von der Tankstelle“, das Musical „Flashdance“ sowie das Kinder- und Familienstück „Das Dschungelbuch“), sollen nun 2021 Premiere haben. Viele Vorbereitungen, die bislang dafür getroffen wurden, können im kommenden Jahr genutzt werden. In welchem Zeitraum 2021 vor der Stiftskirche gespielt wird, steht zurzeit noch nicht fest. Das soll zu einem späteren Zeitpunkt mitgeteilt werden.

Für bereits gekaufte Karten gelten folgende Regelungen: Wer seine Tickets über Reservix online gebucht hat, erhält von dort eine E-Mail mit der Möglichkeit, entweder gegen eine Spendenquittung auf die Erstattung zu verzichten oder aber einen Gutschein zu erhalten. Wer seine Eintrittskarten direkt in der Kartenzentrale erworben hat, kann ebenfalls gegen eine Spendenquittung auf die Erstattung verzichten oder aber den Wert der Tickets in einen Gutschein umwandeln lassen. Diese Gutscheine sind einsetzbar für Kartenkäufe der Domfestspiele 2021. Auf Wunsch wird alternativ der Kartenpreis erstattet.

Die Kartenzentrale der Gandersheimer Domfestspiele an der Stiftsfreiheit ist weiterhin geschlossen, um den Infektionsschutz gewährleisten zu können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aber telefonisch unter der Nummer (05382) 73-777 oder per E-Mail erreichbar: kartenzentrale@gandersheimer-domfestspiele.de

Die Domfestspiele bitten um Geduld, weil zu erwarten ist, dass in den nächsten Tagen viele Kunden gleichzeitig versuchen werden, die Kartenzentrale zu kontaktieren.

In den ersten Reaktionen, die die Absagemitteilung am Dienstagmorgen auslöste, gab es überwiegend Verständnis für die Entscheidung. Viele hätten diese sogar noch deutlich früher erwartet, sie jetzt zu treffen erfülle eigentlich nur die Erwartung der meisten Menschen. Zugleich wurde vielfach bedauert, welche Folgen dies für das bereits engagierte Ensemble wie auch die Stadt Bad Gandersheim selbst haben werde.red