Gehrenrode: Einheimische schreiben ein unvergleichliches Dorf-Geschichtsbuch

Zweieinhalbjährige Arbeit mündet in ein großes 328-Seiten-Buch / Bereits 155 Exemplare abgenommen

Das Gehrenröder Geschichtsbuchteam: von links Hans Bornickel, Ilse Bauerdorf, Pfarrer Christian Tegtmeyer, Heidemarie Adam, Wolfgang Kappei und Ingeborg Weber.

Gehenrode. Die Dörfer im Gandersheimer Stadtgebiet könnten in der Regel auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblicken. Die wenigsten allerdings verfügen über Aufzeichnungen, in denen diese Geschichte niedergeschrieben ist. Erst in den letzten Jahrzehnten wurden vielerorts Bemühungen vertieft, Ortschroniken zu erstellen. Nicht selten eine mühsame Detektivarbeit. Immerhin existieren heute für viele Orte schon solche – mehr oder weniger umfangreichen – Chroniken.
Auch in Gehrenrode kam der Gedanke an ein solches Werk auf, und dies sogar schon vor Jahrzehnten. Anfang der 90er habe man sich im Dorf schon mal mit solchen Ideen getragen, berichtet Ingeborg Weber dem GK. Dabei gab es bereits einen wertvollen Grundstock, denn ihr Onkel Friedrich Probst hatte bereits eine ausführliche Siedlungsgeschichte des Dorfes aufgeschrieben. Was fehlte, war, den Bogen bis in die Neuzeit zu spannen.

Im ersten Anlauf geriet die Aufgabe noch zu groß. Sie blieb erst einmal liegen, und das für mehr als zwei Jahrzehnte. Das Projekt wiederzuerwecken war Pfarrer Christian Tegtmeyer vorbehalten. Im Zuge seiner Pfarrvertretung in Gehrenrode gab es nach Gesprächen 2018 einen neuen Anlauf, eine Ortschronik zu erstellen. Da ahnte noch niemand, was am Ende dabei herauskommen sollte.

Aufgrund der Geschichtskenntnisse Tegtmeyers gelang es recht bald, eine inhaltliche Struktur aufzustellen, wie man die vielen noch leeren Seiten füllen wollte. Neben der Siedlungsgeschichte existierten, so Ingeborg Weber und ihr Mann Wolfgang Kappei, schon einige einzelne Mosaiksteine. Hier gab es was Historisches, dort ein paar Bilder. Das alles musste aber nun seinen Platz in der Chroniksystematik finden.

Eine Gruppe, die sich die notwendigen Aufgaben teilte, war schnell gefunden. Alte Gehrenröder fanden sich mit später Zugezogenen zusammen. Die Arbeit, so Ingeborg Weber und Ingrid Lohmann bei einem Gespräch mit dem GK in dieser Woche, habe viel Spaß gemacht. Es habe aber auch Momente gegeben, wo sie sich gefragt habe, ob das alles noch einmal fertig werden würde.

Tatsächlich brauchten die Gehrenröder rund zweieinhalb Jahre, bis sie vor Kurzem das Ergebnis auf dem Tisch liegen hatten. Und das wiederum ist so großartig gelungen, dass auf der einen Seite die Ersteller des Gehrenröder Ortsgeschichtsbuches stolz und die Abnehmer auf der anderen Seite gerührt und völlig überrascht waren.

328 Seiten im DIN A4-Format als Buch in festen Deckeln. Damit hatte niemand als Ergebnis gerechnet. Neben freudiger Erwartung war so kurz vor Ostern, als die bestellten Bücher im Dorf rundgebracht wurden, eine große Überraschung die verbreitetste Reaktion bei den Empfänger. Es habe bei fast allen regelrechte Glücksgefühle ausgelöst, berichtet Ingeborg Weber. Das Dorfgeschichtsbuch wurde jedem persönlich überbracht.

Den Druck hatte die Gruppe unter Mithilfe eines in diesen Dingen Erfahrenen in die Wege leiten können. Aufgrund der vorher abgefragten Bestelllage waren bei 80 Grundstücken im Dorf zunächst 120 Exemplare geplant. „Das ist aber längst überschritten, aktuell stehen wir nach mehreren Nachbestellschritten bei einer tatsächlichen Auflage von 155 Büchern, und es wird wohl noch nicht das Ende sein“, freut sich Ingeborg Weber über die unerwartet große Resonanz.
Bei dieser Anzahl dürfe man wohl davon ausgehen, dass in jedem Gehrenröder Haushalt ein solches Buch vorhanden sei. Darüber hinaus habe es Bestellungen ehemaliger Gehrenröder gegeben, die sich über die umfassende Darstellung der einstigen Heimat freuten. Für manche war es dies direkt nach dem Kriege, da stieg die Einwohnerzahl des Dorfes auf das Dreifache des heutigen Standes (193 Einwohner).

Inhaltlich deckt das Ortsgeschichtsbuch neben der grundlegenden Siedlungsgeschichte natürlich ausführliche Darstellungen aus dem Leben von Vereinen oder Institutionen wie der Feuerwehr ab. Den größten Teil des Buches haben die Ersteller der Geschichte jeden einzelnen Hauses gewidmet. Alle sind abgelichtet und mit den dafür ermittelbaren Daten aufgeführt. Bereichert wird das jeweils durch historische Bilddokumente.

„Wir sind dabei auf eine große Offenheit und Bereitschaft der heutigen Bewohner gestoßen, uns bei der Spurensuche in der Vergangenheit zu helfen“, sagt Ingeborg Weber. Man habe in die Häuser kommen und in mal kürzeren, oft längeren Gesprächen vieles erfahren und mitnehmen können. Zusammengekommen ist die wohl umfassendste Zusammenstellung einer Dorfgeschichte, wie sie weithin ihresgleichen sucht. Sicher sei dabei von Vorteil gewesen, dass man die Beteiligten der Gruppe im Dorf gut kannte.

Die modernen Druckmöglichkeiten eröffnen die Chance, immer wieder in 20er-Schritten Bücher nachdrucken zu lassen. Davon ist wie gesagt ja auch schon Gebrauch gemacht worden, sogar unter Aktualisierung der Nachdrucke. Nicht ausgeschlossen ist, dass es noch weitere Interessenten am Dorfgeschichtsbuch gibt, die davon bislang noch nichts mitbekommen haben. Wer Interesse an einer Nachbestellung hat, kann sich direkt an Ingeborg Weber oder Wolfgang Kappei, Telefon (05183) 824, E-Mail wolfgang.kappei@gmx.de wenden.rah