Gesichteter Luchs knapp ein Jahr alt

Ole Anders gibt Auskünfte über das Tier und weitere Sichtungen

Neben dem Oberen Teppichweg lag der Luchs entspannt auf einem Baumstamm. Im Mai gab es schon drei Meldungen über einen Luchs in der Nähe von Bad Gandersheim.

Bad Gandersheim. Während der täglichen Runde mit ihren Hunden begegneten Yannic Böttcher und Melanie Giersemehl einem Tier, was man nur selten zu Gesicht bekommt: Einem Luchs. Gut erkennbar durch die Pinselohren wussten die beiden Spaziergänger sofort, was sie da auf einem Baumstamm liegend entdeckt haben und schossen bei der Gelegenheit auch ein Foto. Durch diesen Beweis der Sichtung kann Ole Anders, Projektkoordination Luchsprojekt Harz, mehr zu dem Tier sagen.

„Bei dem Luchs, der in Bad Gandersheim gesehen wurde, handelt es sich vermutlich um einen Jährling, der 2021 zur Welt kam. Im März/April trennen sie sich meist von den Muttertieren und wandern aus deren Territorium. Bei Begegnungen mit Menschen sind diese meist sehr unbedarft“, klärt Anders auf. Der genaue Sichtungsort war neben dem Oberen Teppichweg, wenn man vom Wildgehege in Richtung Parkplatz Clusturm geht.

Über die Beobachtung und den klar ersichtbaren Standort freut sich Anders ungemein. „Im Falle einer solchen Sichtung können sich die Beobachter gerne sofort bei uns melden. In solchen Fällen fahren wir auch zu den Orten hin. An dem Baumstumpf kann es durchaus Rückstände von Haaren geben. Mit diesen können wir die Genetik des Tieres analysieren und es bei einer erneuten Begegnung wiedererkennen“, klärt Anders weiter auf.

Eine Aussage über das mögliche Geschlecht konnte der Projektkoordinator nicht treffen. Auch die genaue Herkunft ist ungewiss. Da die Jährlinge viel umherwandern – bis zu 20 Kilometer täglich – könne er auch aus dem Harz stammen. Dort gibt es eine „sehr vitale Luchspopulation“. Durch die Verbreitung der Jungtiere in andere Territorien können sich die Populationen vernetzen, damit ein genetischer Austausch stattfindet. „Die enge Genetik der Tiere ist im Harz und Umgebung zum Glück kein Problem. In anderen Teilen von Deutschland jedoch schon“, führt Anders aus.

Dass sich der gesichtete Luchs noch in Bad Gandersheim herumtreibt, hält Ole Anders für unwahrscheinlich, da die Jährlinge sehr unstet seien. Im Mai wurden bereits drei Sichtungen gemeldet. Zwei davon – am 8. und 10. Mai – wurden bestätigt. Ein gemeldeter Wildtierriss ist markiert mit „Nicht überprüfte oder überprüfbare Hinweise“.

Eine akute Gefahr für Dammwild im Wildgehege bestehe duch die Wildkatze nicht. Der Riss von Dammwild oder sogar Schafen sei sehr selten. „Im Jahr zahlen wir knapp 4000 Euro als Kompensierung für die Verluste“, sagt Anders.

Wer einen Luchs oder -spuren entdeckt, kann diese unter luchsprojekt-harz.de melden. Dort ist auch eine Karte von gemeldeten Wildkatzen zu finden.hei