Großbrand: Vieles fängt jetzt erst an

Polizeiliche Ermittlungen vor Ort am Montag / Heftige Kritik an rücksichtslosem Katastrophentourismus

Die Trümmer des Brandobjektes wurden am Montagvormittag von Brandermittlern in Augenschein genommen.

Hachenhausen. Es ist ja noch lange nicht vorbei, wenn die letzte Flamme gelöscht, der letzte Feuerwehrmann abgerückt ist. Der Brand vom vergangenen Donnerstag in der Ortsmitte des kleinen Harzbördendorfes wird noch lange Nachbeben nach sich ziehen.

Die unmittelbaren begannen am Brandabend und hielten auch am Wochenende an. In Form eines ekligen Katastrophen-Tourismus’. Hatten Polizei und Feuerwehren schon während der Löscharbeiten ihre Mühe, aus allen Richtungen herbeieilende Schaulustige weiträumig abzuhalten, bis an den Brandort vorzudringen, war nach Abrücken der Einsatzkräfte niemand mehr da, um den Ansturm zu bändigen.

Von Freitag bis Sonntag sei es immer wieder zu Szenen gekommen, die Ausdruck der hemmungslosen Gafflust gewesen sein, berichtete Wilhelm Kühne am Montagmorgen dem GK. Bis vor sein Haus sei man mit dem Pkw in die kleine Grundstückszufahrt hineingefahren, um sich selbst ein Bild der Brandruine zu machen. Irgendwann habe es den genervten Nachbarn dann gereicht und sie sperrten die Zufahrt ab. Seither schmückt ein deutlicher Hinweis die Zufahrt, dass es sich bei den Brandresten um eine polizeilich beschlagnahmte Einsatzstelle handelt, die nicht betreten werden darf. Zudem verbaten sich die Nachbarn gemeinschaftlich die tabulose Zudringlichkeit der Gaffer.

Am Montagmorgen nahmen dann Brandermittler der Polizei die Ruine etwas genauer in Augenschein. Mit dabei als Zeuge auch Wilhelm Kühne, der seine Erlebnisse aus der Brandnacht schilderte. Aus den Trümmern des einstigen Carports, der nach den Beobachtungen der Nachbarn als Ausgangspunkt des Brandes angenommen wird, bargen die Ermittler auch eine Gasflasche, die zur weiteren Untersuchung mitgenommen wurde. In einem weiteren Schritt soll noch ein Suchhund, der auf die Entdeckung von Brandbeschleunigern trainiert ist, die Brandreste untersuchen.

Erkenntnisse zur Brandursache konnte der schwer verletzte Eigentümer bislang nicht beitragen. Er liegt in einer Spezialklinik in Halle und ist – allerdings unbestätigten Angaben – nach bislang nicht vernehmungsfähig gewesen.

Der Mann hatte sich, wie sich aus den verschiedenen Angaben nun rekonstruieren lässt, bei Brandausbruch noch auf dem Grundstück befunden. Dort wurde er von Nachbarn noch gesehen. Seine Auffindung durch Feuerwehrleute erfolgte aber auf dem Spielplatz des nebenanliegenden Dorfgemeinschaftshausgeländes. Unklar ist, wie der Mann es dorthin geschafft hat, denn durch das versperrte Eingangstor entkam er nicht dem Flammen­inferno, eher wohl durch eine Zaunlücke im hinteren Grundstücksbereich.

Neben den polizeilichen Ermittlungen zur Brandursache sind inzwischen natürlich auch die Versicherungen mit dem Fall befasst. Und zwar nicht nur die des betroffenen Brandobjektes, sondern auch sämtlicher betroffener Anlieger.

Im Falle des Brandobjektes wird eine Frage, die dabei zu klären sein wird, auch die der Räumung der Brandstelle sein. Durch das Feuer sind auch zahllose Kunststoffe geschmolzen und hat es andere Kontaminationen gegeben, die noch in der Brandruine schlummern oder über das Löschwasser in den Boden gelangt sind. Auch hier interessiert die gesamte Nachbarschaft um die Brandstelle natürlich, wann und wie es nun weitergehen wird.

Zu weiteren, im Artikel vom Sonnabend angesprochenen Fragen hat das GK zudem Rechercheanfragen laufen, um Antworten zu bekommen.rah