Grundschule: Einen Schritt zurück

Derzeit finanzierbare Lösung entspricht nicht den Anforderungen an eine Ganztagsbeschulung

Die Rückseite der Grundschule: An das Hauptgebäude soll ein Anbau erfolgen. Ob dafür der alte Pavillon (rechts) ganz weichen, zu Teilen weitergenutzt oder gar saniert werden sollte, wurde in verschiedenen Szenarien betrachtet. Die Ergebnisse hingegen erfüllen nicht die Anforderungen.

Bad Gandersheim. Bis Dienstag sah eigentlich alles gut aus: Der Etatentwurf 2018 enthielt einen großen Betrag – 1,7 Millionen Euro –, für den der Ausbau der Grundschule erfolgen sollte, zugleich der Einstieg in die Ganztagsbeschulung im Primarbereich. Das erste „Wasser in den Wein“ gab es aber schon vor der am Dienstag stattgefundenen Bürgerdiensteausschusssitzung – der Ausschuss deckt auch die Schulangelegenheiten in städtischer Trägerschaft mit ab –, als Bürgermeisterin Franziska Schwarz schon bei der Etateinbringung berichten musste, dass die Finanzierungsplanung einen Dämpfer erhalten habe, weil die mit rund 600.000 Euro eingeplanten KIP-II-Mittel nur in Höhe von rund 192.000 Euro fließen könnten.

Das wiederholte am Dienstag in der großen Ausschussrunde – für die Grundschulangelegenheiten sitzen hier auch Vertreter der Lehrerschaft und der Elternschaft mit am Tisch – Jürgen Schnute und leitete daraus ab, die Stadt müsse den Finanzierungsrahmen nach den aktuellen Sachständen durch diese Mindereinnahme nunmehr auf maximal 1,4 Millionen Euro begrenzen. Das verhieß schon mal nichts Gutes. Aber es kam noch dicker.

Schnute fügte noch hinzu, dass die im Weiteren notwendigen Planungen sich ohne Zweifel bis in den Frühsommer des nächsten Jahres erstrecken würden. Ausschreibungen könnten somit frühestens im Sommer erfolgen, und da werde die Stadt gewiss keine Ausschreibung vornehmen, weil dies erfahrungsgemäß die „teuerste Zeit des Jahres sei“.

Es stehe also ein Abwarten bis Winter 2018/19 zu erwarten, um günstige Baupreise abzugreifen. Was für einen Baubeginn bedeutet, dass er sich in 2019 verschiebt, womit eine Fertigstellung und Beginn einer Ganztagsbeschulung sich ebenfalls um ein Jahr verzögern würden, also zum Schuljahrsbeginn 2020/21. Parallel dazu seien Entwicklungen bei der neuen Landesregierung zu beobachten, wo unter Umständen Mittel für die Ganztagsbeschulung freigesetzt werden sollen.

An diese Ausführungen anschließend stellte der Nörten-Hardenberger Architekt Gerd Mocha die Voruntersuchungen vor, die er im Auftrag der Stadt vorgenommen hat. Geprüft worden seien dabei zuerst zwei Varianten: Einmal ein Anbau ans Hauptgebäude der Grundschule und eine Sanierung des bestehenden alten Pavillons, im anderen Fall Abriss des Pavillons und ein entsprechend größerer Anbau. Insgesamt sollten nach den aus der Grundschule zusammengetragenen Vorstellungen rund 850 zusätzliche Quadratmeter Nutzflächen geschaffen werden.

Darin enthalten sind Klassen- und Fachräume, aber vor allem auch eine Mensa für die Ganztagsbeschulung. Schon heute – bei einer Schülerzahl von derzeit rund 290 – ist die Grundschule am Limit. Die Planungen gehen aufgrund der aktuellen Geburtenzahlen für 2022 von sogar rund 350 Schülern aus!

Interessanterweise ergaben Mochas Kostenschätzungen für die beiden Varianten, dass Abriss und Komplettneubau deutlich teurer würde: 2,23 Millionen Euro kamen in diesem Fall zusammen. Ein kleinerer Anbau und Sanierung sowie Weiternutzung des Pavillons wären hingegen schon für 1,75 Millionen Euro machbar.

Beide Berechnungen musste Mocha dann aber nach den neuesten Erkenntnissen über die KIP-Mittelminderung nochmal nachjustieren. Diesmal war die Herangehensweise, zu schauen, was mit einem maximalen Kostenrahmen von 1,4 Millionen Euro zu erreichen wäre. Das Ergebnis – in gewisser Weise vorhersehbar – war ein kleiner Anbau mit vielen Abstrichen, ein Abtrag des Pavillons im Erdgeschossbereich, Sanierung des Kellers und Neuaufbau. Als Nutzfläche kamen dabei 545 Quadratmeter heraus, rund 300 weniger als in der ersten Version.

Die Bewertung: vernichtend. „So wird Ganztagsbeschulung bestimmt nicht funktionieren“, kanzelte die neue Grundschulrektorin Katharina Fischer diesen Lösungsansatz ab. Sie verwies in deutlichen Worten darauf, die grundlegenden Forderungen seien nirgendwo Luxus, sondern bare Notwendigkeit im Sinne einer pädagogisch vertretbaren Arbeit.

Noch gravierender wirkte sich in der Diskussion dann aber aus, dass es zur Zeit noch gar kein Konzept für die Ganztagsbeschulung in der Grundschule gibt, an dem das alles gemessen und bewertet werden könnte. Das liegt daran, weil die ersten Anläufe Richtung „Ganztag“ nach Elternbefragungen wieder auf Eis gelegt worden waren und nun erst – nachdem die Ganztagsbeschulung langsam weitreichend zum Standard wird – das Thema auch in Bad Gandersheim wieder aktuell geworden ist.

Aus dem Ausschuss, der zu dieser Präsentation keine Beschlussempfehlung abzugeben hatte, wurde daher geraten, erst einmal die Konzeptaufstellung vorzunehmen, um dann daran die Planungsvorstellungen messen zu können. Was auch bedeuten könne, die Stadt müsse vielleicht erkennen, mit einem deutlich größeren Finanzrahmen an dieses Vorhaben heranzugehen.

Dafür haben die politischen Gremien nun vielleicht etwas Zeit gewonnen. Für Schule und Elternschaft bedeutet dies aber ohne Zweifel möglicherweise nicht nur ein, sondern sogar zwei Jahre Aufschub.rah