Harzer Tourismusverband: Bis Mitte Mai beträgt der Umsatzverlust 292 Millionen Euro

Verband weist mit Positionspapier auf die dramatische Lage und die Folgen des Totalausfalls für den Tourismus hin

Auch in Seesen sind deutlich weniger Personen beispielsweise in der Innenstadt unterwegs. Auch hier wurden Veranstaltungen wie das Sehusafest, alljährlich ein touristischer Magnet, bereits abgesagt.

Harz. Seit Mitte März befindet sich der komplette Harztourismus im Shutdown. Weder touristische Übernachtungskapazitäten, noch Freizeitangebote oder Veranstaltungen dürfen offeriert werden. Alle touristischen Anbieter mussten ihren Betrieb einstellen beziehungsweise versuchen mit Außer-Haus-Angeboten einen Teil der Umsatzverluste zu kompensieren. Der Harzer Tourismusverband schlägt Alarm.

„Die Lage ist dramatisch und verschlimmert sich von Woche zu Woche,“ so Carola Schmidt, Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes. Bereits in der Zeit von Mitte März bis Mitte April muss die Branche einen Umsatzverlust von 262 Millionen Euro verkraften. Bis Mitte Mai wird sogar von einem Verlust von 292 Millionen Euro gesprochen, allein den Verlust beim Harzer Gastgewerbe gibt der Verband mit 128 Millionen Euro an, ist aus dem Positionspapier zu entnehmen.

In der Gesamtbetrachtung noch dramatischer

Die Szenarien des Tourismuskompetenzzentrums des Bundes für die kommenden Monate lassen die Tourismus-anbieter auch nur bedingt hoffen. Berücksichtigt man die hier in Aussicht gestellten 35 Prozent Umsatzerlöse bis Ende September und weitere 50 Prozent für die letzten drei Monate des Jahres bedeutet dies in der Gesamtbetrachtung 2020 einen Umsatzverlust von fast eine Milliarde Euro für die Harzer Tourismusbranche, heißt es in der Mitteilung. Dem nicht genug, hinzu kommen Ausfälle von Steuereinnahmen sowie von Gäste- und Kurbeiträgen in Millionenhöhe, im Papier wird von zwei Millionen Euro gesprochen.

Komplette Umsätze und Einkünfte brechen weg

Auch die ersten Lockerungen der bisherigen Beschränkungen des öffentlichen Lebens ändern an dieser Situation nichts. Perspektiven ob, wann und unter welchen Bedingungen, ein Besuchs- und Reiseverkehr wieder aufgenommen werden kann, gibt es aktuell nicht. Seit März verlieren die Betriebe der Tourismusbranche und flankierender Dienstleistungsbereiche quasi ihre kompletten Umsätze und Einkünfte. Die Soforthilfen des Bundes und der Länder helfen in einigen Bereichen diese Verluste über einen kurzen Zeitraum zu kompensieren. Viele Tourismusanbieter haben aufgrund ihrer Struktur und Trägerschaft aber keinen Zugriff auf bestehende Programme.

Diese Situation ist Anlass für den Verband und seine Mitglieder sich mit einem dringenden Hilferuf an die Landesregierungen zu wenden. „Unsere Betriebe brauchen Soforthilfen, die allen Betriebsformen zur Verfügung stehen und die die Verluste der Umsatzerlöse wenigstens soweit kompensieren, dass ein Überleben der Branche gesichert ist,“ mahnt Martin Skiebe, Vorsitzender des Harzer Tourismusverbandes und Landrat des Landkreises Harz.

„Der Tourismus ist einer unserer wichtigsten Wirtschaftsfaktoren, mancherorts sogar der Wichtigste,“ so Skiebe weiter. „Diese eher kleinteilige Branche sichert rechnerisch über 46.000 Personen ein Einkommen und nimmt eine enorm wichtige Rolle im Wirtschaftsgefüge der ländlichen Harzregion ein. Der Harztourismus braucht daher die gleiche Aufmerksamkeit und Unterstützung, wie sie derzeit beispielsweise Großkonzerne in Deutschland erfahren.“

Die Situationsbeschreibung wie auch die dringende Forderung nach Unterstützung sind Inhalt eines entsprechenden Positionspapiers, welches an die Ministerien und kommunalen Spitzenverbände der Harzanrainerländer versendet wurde. Darüber hinaus bittet der Verband Industrie- und Handelskammern, Oberbürgermeister, Bürgermeister, Abgeordnete der Region und all seine Mitglieder das Anliegen entsprechend zu unterstützen.red/syg